Schopfheim Endgültiges Aus für die Notfallpraxis

Anja Bertsch
Einen hausärztlichen Bereitschaftsdienst wird es künftig in Schopfheim nicht mehr geben. Foto: Pixabay

Die Schopfheimer Notfallpraxis bleibt geschlossen. Sie war von der KVBW bereits Ende Oktober dichtgemacht worden – damals war allerdings von einer „vorübergehenden Maßnahme “ die Rede. Bürgermeister Harscher zeigt sich „sehr enttäuscht“.

Die Mitteilung zur endgültigen Schließung veröffentlichte die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) am Montagnachmittag; hinter den Kulissen indes deutete sich die Entscheidung schon länger an.

Bauchschmerzen, Atemwegsbeschwerden oder ein akuter Fieberschub: Wer solcherlei Beschwerden hatte –nicht bedrohlich genug für die Notaufnahme, zu akut aber, um bis zum nächsten Morgen oder übers Wochenende zu warten – hatte bis vor vier Monaten auch an Feiertagen und wochenends in der Notfallpraxis eine verlässliche Anlaufstation vor Ort: Untergebracht war sie in den Räumlichkeiten des Schopfheimer Krankenhauses. Das gehört mit der aktuellen Entscheidung der KVBW endgültig der Vergangenheit an. Schopfheimer Patienten werden nun an die Notfallpraxis in Lörrach verwiesen, die am städtischen Krankenhaus angesiedelt ist.

Seit Oktober geschlossen

Zur Erinnerung: Ende Oktober hatte die KVBW die Notfallpraxis in Schopfheim von einem Tag auf den anderen geschlossen, ebenso wie 13 weitere Standorte in Baden-Württemberg, darunter Bad Säckingen. Zur Begründung verwies die KVBW auf einen Rechtsstreit über die Sozialversicherungspflicht der in den Notfallpraxen tätigen Ärzte.

Hoffnungen, dass sich für dieses Problem eine Lösung findet und die Notfallpraxen womöglich wieder geöffnet werden, macht die KVBW mit der jetzigen Ankündigung den Garaus. Tatsächlich geht die KVBW in der aktuellen Mitteilung gar nicht mehr auf den damals angeführten Grund ein, sondern verweist auf den allgemeinen Ärztemangel, vor allem bei den niedergelassenen Ärzten. Hier seien die Engpässe größer geworden – mit Rückwirkungen wiederum auf den Bereitschaftsdienst, „da weniger Ärztinnen und Ärzte für die Dienste zur Verfügung stehen.“

Gleichzeitig sieht sich die KVBW durch die Erfahrungen seit Oktober bestätigt: Eine gründliche Überprüfung habe gezeigt, dass „keine Überlastung der Notfallpraxis in Lörrach zu verzeichnen“ gewesen sei. „Die Versorgung der Bevölkerung außerhalb der Sprechstundenzeiten im Landkreis Lörrach ist damit weiterhin gewährleistet“, so die Schlussfolgerung.

„Wir reden beim Bereitschaftsdienst ja nicht über medizinische Notfälle oder Notlagen“, sondern über eine „Überbrückungsbehandlung“ bei leichteren Beschwerden, die dennoch so akut sind, dass sie nicht bis zur nächsten regulären Sprechstunde warten können, umreißt die zuständige KVBW-Vorständin Doris Reinhardt das Aufgabenprofil der Notfallpraxen. Und sie verweist in diesem Zusammenhang auf das „telemedizinische Angebot“ als mögliche Anlaufstelle; dieses solle ausgebaut werden.

Scharfe Kritik von Harscher

Außerdem werde ja im kommenden Jahr das neue Zentralklinikum eröffnet, heißt es weiter. Damit, so der Subtext, rücke auch eine Notfallpraxis (wieder) näher an Schopfheim heran – näher als im Moment, da die Patienten aus dem Mittleren, Oberen und Kleinen Wiesental das städtische Krankenhaus in der Lörracher Innenstadt ansteuern müssen.

Heißt allerdings im Umkehrschluss: Das besser erreichbare Klinikum im Entenbad ist aktuell eben noch nicht verfügbar, und eben dieser Punkt sorgt bei Bürgermeister Dirk Harscher mit Blick auf die endgültige Schließung des Schopfheimer Standorts für Verärgerung. „Ich bin sehr enttäuscht über diese Entscheidung“, macht er auf Nachfrage unserer Zeitung deutlich. „Ich hätte zumindest erwartet, dass die Schopfheimer Notfallpraxis bis zur Eröffnung des Zentralklinikums aufrechterhalten wird.“ Gemeinsam mit Landrätin Marion Dammann habe er das Gespräch mit der KVBW gesucht und klare Kritik an den Schließungsplänen geäußert; letztlich aber vergeblich.

Zunahme bei Notfällen

Dass seit der Schließung der Notfallpraxis alles so reibungslos laufe wie geschildert, bezweifelt Harscher: So lasse sich beispielsweise in der Notaufnahme – im Unterschied zur Notfallpraxis eigentlich den „echten Notfällen“ vorbehalten – eine Zunahme beobachten, was absolut nicht im Sinne des Erfinders sei. Vielen Patienten sei der Unterschied zwischen der weiterhin verfügbarer Notaufnahme und der nun geschlossener Notfallpraxis offenbar nicht klar – sie steuerten einfach weiterhin das Krankenhaus vor Ort an.

Diese Beobachtung oder zumindest Befürchtung bestätigt auch die KVBW indirekt, indem sie darauf verweist, dass „Patienten „nur bei wirklichen Notfällen den Weg in die Notaufnahmen der Krankenhäuser nehmen sollten“.

Die allgemeine Notfallpraxis in Lörrach hat folgende Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 19 bis 22 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen 9 bis 20 Uhr

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