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Schopfheim-Enkenstein Baustelle im Dorf: Unmut weiter groß

Anja Bertsch
Die ausgeschilderten Richtungs- und Entfernungsangaben stimmen für die kommenden Monate nicht mit der Realität überein. Foto: Foto

Die Baustelle in Enkensteins Ortsmitte und die damit verbundenen Umstände und Umwege sind Thema im Gemeinderat. Der Bürgermeister verteidigt das Vorgehen.

Seit zwei Wochen ist auf der zentralen Kreuzung in Enkenstein (L 139 Richtung Kleines Wiesental/K 6348 Richtung Hausen) eine Baustelle eingerichtet. Die Bewohner des Oberdorfs sind dadurch vom Unterdorf abgeschnitten – und vor allem vom direkten Weg aus Enkenstein heraus: Die offizielle Umleitung – ob nun ins Kleine oder ins große Wiesental – führt über den Maiberg und Hausen, kilometerweite Umwege inklusive (wir berichteten). Grund für die Sperrung sind Bauarbeiten im Zuge des Hochwasserschutzes.

Nachdem etwa 60 Dorfbewohner in der vergangenen Woche einen Brandbrief an Landratsamt und Bürgermeister geschrieben hatten, zeigten nun etwa ein Dutzend von ihnen in der Gemeinderatssitzung Präsenz und Unmut.

Anwohner fahren immense Umwege

Der Oberdorf-Bewohner, der auf der Mülldeponie arbeitet und neuerdings 14 statt zwei Kilometer zur Arbeit fährt, der Unterdorf-Bewohner mit Vieh und Wald am oberen Ortsrand oder die Familie, für die die Wege zu Kindergarten oder Vereinssport im Nachbarort zur halben Weltreise werden: Es waren zahlreiche Beispiele, die die Betroffenen im Gemeinderat schilderten.

Grundsätzlich habe man durchaus gewusst, dass es zu Einschränkungen kommen werde – nicht aber, dass es zur neunmonatigen Komplettsperrung kommen soll. Vielmehr habe es geheißen, dass eine Durchfahrt je nach Bauphase durchaus möglich sei.

„Das ist einfach nur Schikane“

Auf besonderes Unverständnis stößt, dass die Baustelle inklusive Vollsperrung der Straße bereits seit zwei Wochen eingerichtet ist – die Tiefbauarbeiten selbst jedoch an dieser Stelle noch nicht laufen. „Wenn die Straße aufgerissen ist, sagt keiner was – im Moment ist das aber einfach nur Schikane“, so eine Enkensteinerin in der Fragestunde. „Theoretisch ist die Durchfahrt möglich – und praktisch wird auch aufgemacht, wenn die Bauarbeiter weg sind“, bekannte eine weitere Bewohnerin.

Wie schon in ihrem Schreiben, verwiesen die Bewohner darauf, dass über ein direkt an der Straße liegendes Grundstück ein Behelfsweg an der Baustelle vorbeiführen könnte – nicht für den Durchgangsverkehr, wohl aber für die Anwohner; regeln ließe sich das per Anwohnerausweis, so der Vorschlag. Eine weitere Betroffene verwies darauf, dass eine Ampelregelung aus Kostengründen verworfen worden sein soll; sollte das tatsächlich zutreffen, wäre das bei einem solchen Millionenprojekt nicht nachvollziehbar.

„Böse E-Mails unter der Gürtellinie“

Bürgermeister Dirk Harscher zeigte Verständnis für den Unmut der Betroffenen – machte jedoch zugleich deutlich, dass sich an der Situation nichts ändern lasse und warb für Pragmatismus. Entschieden mahnte er einen fairen Umgang auch in solch strittigen Angelegenheiten an und verwahrte sich gegen „böse E-Mails unter der Gürtellinie“.

Entscheidendes Argument für die zeitlichen und räumlichen Dimensionen der Baustelle sei die Sicherheit: „Sicherheit geht vor – bitte sehen Sie mir das nach“, so der Bürgermeister, bevor er auf die von den Betroffenen vorgebrachten Vorschläge und Vorwürfe einging: Eine Ampleregelung sei geprüft, wegen der nötigen Techniküberwachung aber verworfen worden; der vorgeschlagene Behelfsweg nur für Anwohner sei wiederum wegen des Kontrollaufwands nicht möglich. Fazit: „Wir haben das ganze sauber geprüft – und möchten am Szenario im Moment nichts ändern“, so die klare Ansage. Im Winter könne womöglich vorübergehend geöffnet werden.

Pragmatismus gefragt

Im Übrigen warb Harscher dafür, lösungsorientiert an die Angelegenheit heranzugehen. Konkret: Das Auto im Unterdorf zu parken und die ein- oder zweihundert Meter zum Haus zu laufen – dafür aber den direkten Anschluss an die Hauptverkehrsroute zu bewahren. „So pragmatisch schätze ich Sie ein“, so Harscher. Parkmöglichkeiten im Unterdorf sollten sich durch Nachbarschaftshilfe innerhalb der Dorfgemeinschaft finden lassen – „das ist für mich Dorf.“ Falls das nicht funktioniere, schottere die Stadt notfalls eine Fläche als Übergangsparkplatz ein. Landwirtschaftlicher Verkehr sei über die Wirtschaftswege ohnehin möglich.

Das Große und Ganze im Blick

Darüber hinaus plädierte Harscher dafür, das große Ganze im Blick zu behalten und die vorübergehenden Einschränkungen ins Verhältnis zum großen Nutzen zu setzen, den das Dorf letztlich habe: „Wir sind endlich so weit, dass wir dort den Hochwasserschutz komplettieren“, so Harscher. „Dann gibt es im Zuge dessen ein paar Einschränkungen – und es wird gemeckert. Das ist der Standard, den wir in Deutschland haben.“

Das Thema steht auch in der Ortschaftsratssitzung am heutigen Donnerstag, 20 Uhr, im Maibergsaal auf der Agenda; Mitarbeiter der Verwaltung werden vor Ort sein.

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