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Schopfheim Farbexplosionen im Sonnenlicht

Jürgen Scharf

Ausstellung: Skulpturen von Mechthild Ehmann in der Alten Kirche

Mit ihrer Kunstinstallation von über 30 Glas-, Stein- und Bronzeskulpturen betont die Bildhauerin Mechthild Ehmann den sakralen Raum der Alten Kirche.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim . Nach der Lichtinstallation „Magenta“ im vergangenen Jahr, bei dem die Fenster der Alten Kirche mit violetten Folien verhängt waren, erinnern jetzt in der Ausstellung von Mechthild Ehmann, einer Kooperation zwischen Kunstverein und Museum, die farbigen Glasskulpturen an die bunten gotischen Glasfenster, die vor langer Zeit die Michaelskirche zierten.

Nur dass dieses Mal nicht Farbfilter, sondern Skulpturen mit dem Raum ein einzigartiges Verhältnis eingehen, „als wäre der Saal ein Gefäß zu ihrer Aufnahme“, so Kulturbeauftragter Dominik Baiker in seiner Eröffnungsrede.

Die Bildhauerin vom Dachsberg entwickelte zu der Alten Kirche eine besondere Beziehung, hat sie selbst doch an der Münsterbauhütte einer gotischen Kirche in Schwäbisch Gmünd ihre Steinmetzlehre gemacht.

Daher zeigt sie sich sehr beglückt über den Kirchenraum, in dem ihre Objekte sehr konzentriert stehen und „in den Räumen atmen können, wie sie das sonst nicht können“, so Ehmann. Ihr ist klar geworden, dass manche ihrer größeren Arbeiten etwas Sakrales haben und hier am richtigen Platz sind.

Die Künstlerin hat eine geradezu einzigartige Gesamtinstallation für diesen besonderen Ort geschaffen. Eine Achse an Glasskulpturen, die sich im Sonnenlicht brechen und bei verschiedenen Lichteinfällen vor Licht schier zu explodieren scheinen, zieht sich durch den Mittelgang bis hin in die Apsis zu der sechsteiligen Installation „Vitamorphose“.

Bei dieser liegt der Hauptaspekt auf den Carrara-Marmorscheiben, die wie alle Objekte drehbar sind, aber komplizierte Risse aufweisen. Die Scheiben stehen für die Dynamik im Leben, für das Yin und Yang, die Gegensätze, Ruhe und Bewegung, das Harmonische und Brüchige.

Im alten Taufbecken ist ein stilisierter Kinderkopf aus blauem Glas platziert. Flankiert wird der Altarraum von zwei 100 Kilo schweren Bronzesäulen, während im Seitenschiff drei kleinere abstrahierte Bronzen in Kopfform auf einem Sims die Mauernische füllen. Auffallend ist die große menschliche Figur „Quid nunc“ (Was nun), angesichts der man auch sagen könnte: „O Mensch bewein dein Sünde groß“.

Die Skulpteurin, die eigentlich von der Figur herkommt, lange Zeit auch figürlich gearbeitet hat und sich früher selber eine „militante Figürliche“ nannte, zeigt aber längst vor allem abstrakte Werke, die eines verraten: Ihre Sehnsucht nach Harmonie, Vollkommenheit und Ausgewogenheit.

Aber auch die Gebrochenheit, Risse, Narben sind durchaus Dinge, die Ehmann beschäftigen. Es ist also eine sehr eigene Ästhetik mit Sollbruchstellen. Ohne Brüche geht es nicht, suggeriert die Bildhauerin. Brüche sind hochproduktiv.

Eine Reflexion der Corona-Zeit stellt die Tafel mit kleineren figürlichen Formaten dar, bei denen man nachvollziehen kann, wie die Normalität zerbricht, die Menschen - als stürzende Körper - sich im freien Fall befinden und sich in einer prekären Stabilität wiederfinden.

Im Künstler-Talk mit Johannes Kehm vom Kunstverein erfuhr man, dass Mechthild Ehmann eine Frau ist, für die es keine Schwere, sondern nur Schwerelosigkeit gibt und die die Fülle des Lebens in allen Formvariationen darstellen will.

Die Besucher sollten sich auf die spezielle Anordnung der Ausstellungsstücke und die wichtigste Linie in der Mitte mit den zerbrechlichen Glasskulpturen einlassen und sehen, was ihnen an Assoziationen und Gefühlen entgegenkommt.

Auch der Blick zurück wäre anzuraten. Denn wenn man zur mittelalterlichen Rosette hinter der Orgel schaut, wird man entdecken, dass sie in einem jämmerlichen Zustand ist und dringend einer Restaurierung bedarf. Nicht nur der Künstlerin „blutete das Herz“ bei diesem Anblick des einzig erhaltenen Maßwerks in der Kirche, das man nicht verkommen lassen sollte.

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