Schopfheim „Für die kleinen Farmer kämpfen“

Klaus Brust

Dikome-Verein: Hilfsprojekte gehen trotz Krise weiter.  Richard Renz und Viktor Reis weiter an der Spitze.

Schopfheim - Jetzt erst recht: Trotz der Krisenlage in Kamerun hält der Dikome-Verein an seinen Hilfsprojekten im gleichnamigen Partnerbezirk unverändert fest.

Das machte die jüngste Hauptersammlung deutlich, an der auch die verantwortlichen Leiterinnen der Hilfsprojekte vor Ort, Emmerence Etongwe und Obe Nanje, teilnahmen.

Politische Lage

Vorsitzender Richard Renz schilderte die politische Lage in Kamerun. Separatisten aus dem englisch sprechenden Teil im Norden, wo auch Dikome liegt, kämpfen seit drei Jahren für die Unabhängigkeit und werden vom Militär verfolgt.

Verwaiste Dörfer

Beide Seiten seien gewalttätig, brennen Häuser und Dörfer ab, töten Menschen und beschuldigen sich gegenseitig der Schandtaten, so Renz. Ein Großteil der Menschen im Dikome-Gebiet sei in den Busch geflohen, zu Verwandten in die Hafenstadt Douala oder ins Ausland. Die Dörfer Dikome und Bakumba seien verwaist.

Emmerence Etongwe wird eine Spende der Stadt Schopfheim in Höhe von 3000 Euro nach Kamerun mitnehmen zur Anschaffung von Decken (nachts nur eine Temperatur von 15 Grad im Busch) und Medikamenten (die Gesundheitsversorgung ist äußerst schlecht).

Kaffeedirektvermarktung

Den Berichten war zu entnehmen, dass der Bohnenvorrat im Kaffeecenter Langenau rund 31 Tonnen beträgt. Die Ernte in den Rumpi Hills erbrachte etwa 23 Tonnen, sie wurde meist nachts und ohne Licht aus dem Busch auf abenteuerlichen Wegen in die Hafenstadt Douala transportiert. „Eine Meisterleistung“ von Emmerence Etongwe und ihrem Team, so hieß es. Wegen neuer Zollformalitäten wird ein Container Rohkaffee mit 18 Tonnen im Laufe des Monats Oktober in Schopfheim eintreffen. Damit sei das Rösten und der Vertrieb des Halleluja-Kaffees für drei weitere Jahre gesichert.

Wasserversorgung

Glücklicherweise blieben die Gebäude des Vereins in Bakumba und die Wasserversorgungen bisher von Zerstörungen verschont. Die neue Wasserversorgungsanlage in Bikoki ist in Betrieb, baulich aber noch nicht vollendet. Das nächste Wasserprojekt ist in Lokando geplant und soll unmittelbar nach Ende der politischen Wirren verwirklicht werden. Die Erlöse aus dem Wiesentäler Wasserlauf ermöglichten eine beachtliche Rücklage, die alle anfallenden Kosten deckt.

Schulprojekte

Seit drei Jahren ruht das Schulleben, denn die Separatisten wollen nach Angaben von Richard Renz zwar die Macht, aber keine Bildung, um ihre Ziele zu erreichen. Vorerst sei auch für das Dikome-Gebiet keine Änderung in Sicht. Dennoch werbe man weiter um Spenden für das Projekt „Schule für alle“ (der Verein übernimmt für rund 150 Kinder alle Kosten), damit der Schulbetrieb jederzeit wieder anlaufen kann.

Business-Ausbildung

Erfreulich erfolgreich verläuft hingegen das „Business-Ausbildungszentrum“. Unter der Leitung der Elektro-Ingenieurin Obe Nanje hat eine erste Gruppe aus acht jungen Männern eine Ausbildung als Solartechniker in Kumba abgeschlossen. Seit Februar besucht eine zweite Gruppe für zehn Monate den Unterricht. Möglich macht dies eine Förderung des Schönauer Vereins FUSS. Für Kameruner Verhältnisse sei die Ausbildung „exzellent“ und mit ein Verdienst von Obe Nanje, hieß es.

Der Dikome-Verein sucht derzeit nach einem geeigneten Modell für Nachhaltigkeit. Denkbar sei, dass sich die Absolventen in Zweier- oder Dreiergruppen zusammenschließen und in den Dörfern Solarmodule verkaufen. Weitere Kursprojekte sind in Vorbereitung, so etwa Ausbildungen zur Schneiderin, zu Farmer, Blechner und Zimmermann. Das Handwerk soll sich als Hilfe zur Selbsthilfe ausbreiten, damit die Menschen im Busch und in ihrer Heimat bleiben können.

Finanzen

Zum Jahresende hat der Gründer und Motor des Dikome/Kamerun-Vereins, Helfried Heidler, seine Vorstandsämter abgegeben. Für seine Leistungen und den Aufbau der Strukturen galt ihm großer Dank. Die neue Kassenverwalterin Verena Höfle-Lamers legte einen detaillierten Bericht vor und erwähnte, dass von Januar bis August dieses Jahres nahezu 12 000 Euro Spenden eingegangen seien und der Wasserlauf wieder 20 000 Euro erbracht habe. „Wir kämpfen weiter für die kleinen Farmer in Dikome“, sagte die Kassenverwalterin und freute sich, dass aus dem Kaffeeverkauf in diesem Jahr 83 500 Euro nach Kamerun geflossen sind.

Wahlen

Die Versammlung bestätigte bei den Wahlen den Vorstand, der sich wie folgt zusammensetzt: Vorsitzender: Richard Renz, zweiter Vorsitzender: Viktor Reis, Kasse: Verena Höfle-Lamers, Schriftführer: Gerd Arzet, Beisitzer: Klaus Fleck, Susann König-Pflüger, Stephan Sack; Kassenprüfer: Martin Bühler und Rainer König.

Mitgliederzahl

Einen Wermutstropfen hatte Richard Renz abschließend doch noch zu verkünden. Die Zahl der Mitglieder ist nach seinen Worten leicht rückläufig und liegt derzeit bei knapp 400. Um die vielen Projekte des Vereins dauerhaft zu finanzieren, seien neue Mitglieder deshalb dringend erforderlich, so der Vorsitzendez. Der Jahresbeitrag betrage 24 Euro.

Bankverbindungen

Sparkasse Wiesental; IBAN: DE89683515570003191111 BIC: SOLADES 1SFH

VR-Bank Schopfheim-Maulburg: IBAN: DE05683915000006331408 BIC: GENODE61SPF.

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