^ Schopfheim: Geistsprühend und herrlich witzig - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim Geistsprühend und herrlich witzig

Jürgen Scharf
Gern gehörter Gastorganist in Schopfheim: Carsten Klomp sorgte für einen unterhaltsamen Schlussakzent beim Orgelsommer.                                                                                                                                                                     Foto: Jürgen Scharf

Orgelsommer: Markantes Finale mit Carsten Klomp / Virtuose Themenblöcke mit viel Schalk vorgetragen

An den Orgeln der Stadtkirche zog der seit vielen Jahren mit der Schopfheimer Kirchenmusik verbundene Heidelberger Organist Carsten Klomp beim Abschlusskonzert des Orgelsommers alle Register.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Schlägt Klomps Herz für die französische Musik? Nach diesem Programm „à la française“ könnte man es meinen. Der versierte Konzertorganist begann mit „Carillon“ aus den 24 Stücken im freien Stil von Louis Vierne. Nicht das berühmte „Carillon de Westminster“, dafür bräuchte man wohl drei Manuale - aber auch das kleinere ist ein schönes Glockenstück und klingt gut unter seinen Händen.

Originelle Porträts von Nonnen

César Franck, dessen 200. Geburtstag beim Orgelsommer gebührend gefeiert wurde, war mit dem ersten Choral zu hören, ein Werk mit einer relativ freien Form, 15 Minuten lang, eher eine Choralfantasie, registriert von zarten Stimmen bis zur strahlenden Fortissimo-Apotheose und in einem großen akkordischen Schlussblock endend.

Keine Frage, Klomp brachte diese Blöcke und Themen virtuos zusammen. Ein Ruhepunkt war danach „In Paradisum“ aus einer zwölfteiligen Orgelsammlung von Theodore Dubois.

Der Gastorganist, der zuvor auch Einführungen mit Hörbeispielen gab und sich selbstironisch zeigte („Wenn Sie das nicht merken, dass das paradiesisch ist, dann habe ich es falsch gespielt.“) spielte es gebührend einfühlsam, aber ohne sentimentale Drücker.

Die drei ersten Stücke seines Recitals interpretierte er auf der Emporenorgel, wo die Temperatur noch um einiges höher war und es die Voit-Orgel nicht leicht hatte, wie man es an kleinen Hängern hörte.

Besonders liegt diesem aufgeweckten Orgelvirtuosen die geistsprühende und leicht ironisierende Musik eines Jean Françaix. Bei der „Suite Carmelite“, sechs kurzen Miniaturen, unterhaltsamen, sprühend originellen Porträts von Nonnen, durfte der Zuhörer überlegen, was für Assoziationen der Organist bei seinen augenzwinkernden Interpretationen der einzelnen Schwestern und Äbtissinnen hatte.

Immerhin gab Klomp zuvor einige Anhaltspunkte der witzigen Art: von der Schwester an der Pforte, die uns im Kloster begrüßt, über die alte stumme Äbtissin, bis zur Hüterin der Kellerei, die an einer „Berufskrankheit“ leidet. Natürlich macht das Schlussstück „Mère Marie de Saint Augustin“ von seiner Anlage her besonders viel her. Nach Ansicht Klomps schließt Mutter Marie uns in die Arme und drückt uns an den wogenden Busen... .

Frech, flott, flapsig – und der schönste Blues

Interpretiert hat der Kirchenmusikdirektor diese Kabinettstückchen, in denen Françaix die Ordensschwestern süffisant beobachtet, farbig, mit viel Elan und Humor. Dieser Organist weiß den Witz der Musik prächtig zu artikulieren.

Auch Klomps eigene drei kleine Choralvorspiele sind schalkhaft. „Geh aus, mein Herz“ mit Kuckuckzitaten und „Zwei Männlein stehn im Walde“ (der Komponist nannte es ein „sommerliches Stück“); „Großer Gott, wir loben dich“ à la russe im Stil eines Tschaikowsky-Balletts, und ja, der „Erd- und Himmel-Blues“ ist das, was es ist: ein Blues. Sehr swingend, sehr rhythmisch und leicht schräg. Vom Komponisten frech, flott und flapsig gespielt. Der schönste Blues, den man seit langem auf der Orgel gehört hat!

Diese hübschen Gelegenheitsstücke sind Orgelmusik fürs 21. Jahrhundert. Ganz nach Klomps Gusto waren auch die drei Klangbeispiele aus den Gregorianischen Skizzen des französisch-libanesischen Komponisten Naji Hakim: nach einem zarten Stück ein klassischer Rausschmeißer, höchst wirkungsvoll - und Carsten Klomp spielt so laut wie’s geht.

Ein wirklich schönes Live-Erlebnis

Diese erfreuliche wie erbauliche musikalische Begegnung zum Ende des Orgelsommers setzte einen markanten Schlussakzent und war ein schönes Live-Erlebnis, auch wenn es noch nicht so viele Zuhörer genießen wie früher.

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