Schopfheim Geräusche sind höchst unterschiedlich

Markgräfler Tagblatt
Auf großes Interesse stieß die Auswertung der Geräuschtagebücher, die aufgrund der Windkraftanlagen von Gersbacher Bürgern geführt wurden. Foto: Gerd Sutter Foto: Markgräfler Tagblatt

Ortschaftsrat Gersbach: Bild und Ton: Gremium fordert eine Langzeitüberwachung der Windkraftanlage

Immer noch beschäftigen die Windkraftanlagen den Ortschaftsrat und die Bürger Gersbachs. Der Bürgersaal im Rathaus war bei der Ortschaftsratsitzung mit rund 40 Besuchern proppenvoll, als es um die Auswertung der Lärmtagebücher ging.

Von Gerd Sutter

Schopfheim-Gersbach . Acht Dorfbewohner hatten die Tagebücher vom 18. Oktober 2018 bis 15. Januar 2019 geführt. Projektleiter Tobias Nienaber von der mit der Auswertung beauftragten Firma Kötter Consulting Engineers stellte fest, dass die Fragebögen unterschiedlich ausgefüllt wurden. Die Tagebücher wiesen nur teilweise Überschneidungen auf.

Auf 90 Tage bezogen, waren an 25 Tagen keine Beschwerden, an 29 Tagen eine Beschwerde, an 18 Tagen zwei, an acht Tagen drei, an neun Tagen vier und an einem Tage fünf Beschwerden notiert.

Die Eintragungen wurden mit dem Betrieb der Windkraftanlagen verglichen. Dabei habe man festgestellt, dass die Anlagen desto lauter wirkten, je mehr Leistung sie erbrachten. Es wurde auch nach Geräuschauffälligkeiten bei den Anlagen gesucht.

Zusammenfassend konnte auf Basis der vorliegenden subjektiven Eindrücke der Anwohner in Kombination mit den Betriebsdaten nicht festgestellt werden, ob gemäß TA Lärm die Immissionsrichtwerte an den jeweiligen Immissionsorten eingehalten werden beziehungsweise ob zuschlagspflichtige Werte vorlägen, so Tobias Nienaber.

Die Geräusche werden je nach Witterung (Regen, Schnee und Nebel) unterschiedlich wahrgenommen und seien im Herbst / Winter stärker. Die Anlagen liefen in den Toleranzen und innerhalb der gesetzlichen Vorschriften. Die Bürger nähmen die Geräusche unterschiedlich wahr, die Technik könne das nicht.

Nienaber führte weiter aus, dass noch keine Langzeitmessungen gemacht würden. Auf den Infraschall angesprochen, erklärte er, dass dieser wegen der Geografie (Höhen und Täler) schwer nachzu-

Lärm je nach Witterung unterschiedlich

weisen sei. Die Wellen würden bei tiefen Geräuschen länger. Die Schalldruckpegel an den Häusern konnten nicht ermittelt werden und seien für die Firma schwierig zu bewerten. Dies sei unbefriedigend.

Georg Lutz vom Landratsamt Lörrach erklärte, dass die Genehmigung aufgrund der vorliegenden gesetzlichen Vorgaben erfolgt sei. Die Geräusche seien im Flachland ohne Hindernisse gemessen worden. Theorie und Praxis klafften bei der Wahrnehmung von Geräuschen erheblich auseinander.

Der Schall verstärke sich an Wänden und sei mit einer Mikrowelle zu vergleichen. Geräusche könnten oben lauter sein als unten oder umgekehrt. Das Landratsamt müsse die Bürger vor Schaden schützen.

Wolfgang Ühlin von den Windkraftgegnern verlangte eine Messanlage mit Rundum-Kamera und Mikrofon auf der Bergstation des Hägilifts, die rund 12 000 Euro kostet. Auch Ortsvorsteher Christian Walter ist für eine Langzeitmessung. Mit dieser Vorrichtung könnte der Nachweis erbracht werden, ob die Messwerte (TA-Lärm) eingehalten werden oder nicht. Für ihn und den Ortschaftsrat zählten Daten, Fakten, Zahlen, so Walter.

Dass dies die Windkraftgegner nachweisen sollen, sei der falsche Weg. Wenn die Messwerte eingehalten würden, dann gebe es auch die Akzeptanz bei den Bürgern. Ortschaftsrat Hartmut Schmidt meinte, um zu einem Ergebnis zu kommen, brauche man die Langzeitmessung. Ulrich Reno von EWS / Enerkraft erklärte, er habe sich auf das Baurecht verlassen. Die Witterung sei nicht das Problem der Windkraftanlagen.

Nienaber gab zu, dass Messungen bei Industrieanlagen einfacher seien als bei Windkraftanlagen, da Fremdgeräusche gefiltert werden können. Außerdem seien die Messungen billiger.

Ortschaftsrat Manfred Deiss wollte von Nienaber wissen, ob er die Standorte der Bewerter besucht habe, was dieser verneinte. Deiss empfand die Argumente als niederschmetternd. Die Geräusche in den Häusern seien unterschiedlich, in der Dachwohnung laut, in der darunter liegenden Wohnung schwach.

Der Ortschaftsrat beschloss, das Landratsamt aufzufordern, den Betreibern der Windparks am Rohrenkopf und am Glaserkopf Kontrollen mit einer

Ortschaftsrat fordert Kontrolle für ein Jahr

Überwachungskamera mit Bild und Ton für die Dauer von mindestens einem Jahr zur Auflage zu machen. Die Umsetzung sei zeitnah zu realisieren. Angebote für Kamera und Mikrofon von den Windkraftgegnern lägen dem Landratsamt vor.

Weiter bittet der Ortschaftsrat die Stadt um Unterstützung und Einforderung gegenüber der Genehmigungsbehörde.

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