Schopfheim Glücklich, wer drei Pfennige besaß

Markgräfler Tagblatt
Teilt ihren Geburtstag mit Hebel und ihre Geschichten mit Publikum: Wöschwiib Monika Luise Haller. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Muettersproch-Gesellschaft: „Wöschwiib“ Monika Haller erzählt von einer Zeit ohne Waschmaschine

Hausen (ib). Es sei das „G‘schichtle drum umme“, das einen gut gewürzten Erzählabend ausmache, sagte Wöschwiib Monika Haller beim Auftritt vor der Muettersproch-Gsellschaft im Hebelhaus.

Noch immer trage sie das Bild des Vaters im Kopf, der auch im Winter den Zuber im Badhüsli abseits des Hauses nicht scheute. Danach trottete „eine Dampfwolke“ über den Hof, wie die Jüngste der Familie beobachtete. Und überhaupt: die Rangfolge des Mehrgenerationen-Geflechts sah vor, dass Klein-Monika im Sommer als letzte die Wanne bestieg.

„Meine Güte“, entfuhr es ihr mehrfach, und die Zuhörer um die Vorsitzende Heidi Zöllner nickten schmunzelnd über die alten Sitten. Darüber hinaus hing man in der eigenen Vergangenheit. Zum „Großeinkauf“ ins Lädele zog es ganze Kinderscharen, konkret zum Glas mit den Himbeerguzzis.

Glücklich war, wer drei Pfennige besaß. War es nur ein Pfennig, sprich ein Guzzi, durfte der Besitzer zuerst lutschen. Hier wie an anderer Stelle brach Heiterkeit aus, denn amüsant fiel die Schilderung beschwerlicher Jahre allemal aus.

Es war die Zeit, wo man einem Fremden, der nach dem Weg fragte, ungeniert den Müll aufdrückte und der sich mitunter als neuer Pfarrer entpuppte.

Und es war die Zeit, wo es in der Stube selten nach Kaffee, umso öfter nach Muckefuck roch. Ihre Geburt 1947 „war ein Riesenereignis, denn wie Hebel kam ich am 10. Mai zur Welt“, so Haller. Folglich begleite sie der Sohn Hausens seit jeher.

Ein „Huusemer Vreneli“ indes wurde sie nicht. Im häuslichen Wetteifern trug der Name „Monika“ den Sieg davon, begleitet von „Luise“ nach der Großherzogin. Luise hieß auch die Urgroßmutter, deren Unterhosen, vor rund 150 Jahren im Dienste, die Waschfrau begleiteten.

Behütete Erbstücke zog Monika Haller aus dem Korb, aufwendig bestickt. Prachtvolle Lettern boten sich dem Kreis: „Gelobt sei Jesus Christus“. Passend dazu hieß es, dass die Wiese als evangelisch oder katholisch galt - je nach der Religion der Orte am Ufer.

Gelacht wurde auch bei der Frage, wie man Vögel von „ihrem Geschäft“ abhalte. Verdonnert zum Hüten blitzsauberer Leintücher, im Garten ausgebreitet, fiel ihr keine Lösung ein. Umso gewitzter zeigte sich das Maidli, „Namen hatten wir nicht, wir hießen nur Maidli“ als Jugendliche. Statt des echten Petticoats gabs „einen labbrigen Unterrock“, den sie clever in Gelatine tauchte.

All diese Anekdoten seien es wert, notiert zu werden, befand Gustav Oberhäuser im Anschluss. Der Münchner fand den Weg in die Heimat, um Neues kund zu tun: Sein jüngstes Forschen galt der „Kunscht“, Lebensmittelpunkt jeden Hauses. Folglich fällt die Lektüre zu „Herd, Kunst und Ofen im südlichen Schwarzwald“ erneut spannend aus (erhältlich beim Autor).

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