Schopfheim Große Röhre für Enkenstein

Markgräfler Tagblatt

Hochwasserschutz: Stadt will trotz problematischer Grundstücksfrage 2022 mit dem Bypass-Bau beginnen

Nicht zuletzt die Flutkatastrophe vom Ahrtal hat die Gemeinden, die an Wasserläufen leben, aufgeschreckt. Auch Schopfheim will die Maßnahmen zum Hochwasserschutz verbessern, wie Bürgermeister Dirk Harscher in einem Pressegespräch erklärte. „Wir werden mit kleinen Schritten etwas machen und wissen, dass wir bei einem Ereignis wie an der Ahr letztlich keine Chance haben.“

Von Gerald Nill

Schopfheim. Dass die Schritte, die jetzt unternommen werden, gar nicht so klein sind, vertiefte anschließend Remko Brouwer von der Bauverwaltung. „Bei der Planung zum Hochwasserschutz in Enkenstein sind wir guter Dinge“, meinte Brouwer und kündigte an, im nächsten Jahr bauen zu wollen.

Die Bilder der braunen reißenden Fluten des Gresger Baches, der sich 1999 praktisch durch den ganzen Ort ergoss, sind noch allzu präsent und sollen sich nicht wiederholen.

Geplant ist zum Schutz eine Bypass-Lösung in Form einer großen Röhre unter dem Dorf. „Wir planen für ein 100-jähriges Hochwasserereignis plus eine 15-prozentige Zugabe für den Klimawandel“, ergänzte Bürgermeister Harscher. Es gebe Schwierigkeiten in der Grundstücksfrage, was unverständlich sei, aber letztlich werde die Stadt das Leitungsrecht durchsetzen, da hier das Gemeinwohl zum Schutz aller vorgehe „und auch relativ einfach durchzusetzen“ sei.

2,5 Millionen Euro für die Baukosten

Brouwer bezifferte die Baukosten für den Hochwasserschutz in Enkenstein auf rund 2,5 Millionen Euro, wobei das Land die Maßnahme zu zwei Dritteln fördere.

Für den Engpass an der Kleinen Wiese in Langenau werde die Stadt im kommenden Jahr die Planung beauftragen.

Es sei klar, dass im Klimawandel der enge Korridor der Kleinen Wiese zwischen zwei Fabrikgebäuden entschärft werden müsse. Soweit der Stand der Dinge zum „klassischen Hochwasserschutz“.

Brouwer weiter: „Was wir bislang weniger stark auf dem Schirm hatten, sind die zunehmenden Starkregenereignisse.“

Er bezog sich auf plötzlich auftretende Wassermassen, wo normalerweise überhaupt kein Gewässer ist. Auch diese Sturzfluten seien Hochwasser-Erscheinungen, die bislang noch zu wenig untersucht worden seien.

Das Land habe das Problem erkannt und jetzt ein Förderprogramm aufgelegt, an dem sich Schopfheim mit den Nachbargemeinden beteiligen werde.

„Wir werden also eine Karte erstellen lassen, um uns Bereiche aufzeigen zu lassen, die gefährdet sind.“

Als Beispiele, die von Starkregenereignissen betroffen sein können, nannte Brouwer Langenau, das Kleine Wiesental, aber auch Wiechs und selbst das Höhendorf Gersbach. In einem ersten Schritt gehe es hierbei also um Information und Kartierung, weniger um die Umsetzung von baulichen Maßnahmen, stellte Harscher klar.

Es gebe einfach schlicht zu viele potenzielle Gefahrenstellen, um überall gleichzeitig anzusetzen.

Schutz vor Starkregen: Förderprogramm

Aufgerüstet werden nun auch die drei Regenrückhaltebecken in Schopfheim durch spezielle Messanlagen, die den Pegelstand übertragen.

„Bislang mussten Mitarbeiter immer ’rausfahren, um den Wasserstand zu überprüfen“, so der Bürgermeister. Das werde jetzt optimiert.

Abschließend erklärte Brouwer, dass es mit dem Bau von Hochwasserschutzanlagen nicht getan ist. Schon heute kosten Betrieb und Unterhaltung der Anlagen 40 000 Euro.

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