Schopfheim Ideen für einen attraktiven Nahverkehr

Gerald Nill
Jonas Hofmann (Zweiter von rechts) war mit Vertretern der SPD mit dem Linienbus unterwegs. Foto: /Gerald Nill

Reisen bildet, auch wenn man nur mit dem kleinen Linienbus nach Gersbach und zurück fährt. Die SPD unternahm die Tour gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Jonas Hoffmann und tauschte sich unterwegs aus – nicht nur über den Nahverkehr.

Der Landtagsabgeordnete Jonas Hoffmann ist ehrlich und antwortet auf die Frage, wann er das letzte Mal Bus gefahren sei: „Vor vier Monaten.“ Regelmäßig sitze er allerdings im Zug. Der Bus von Schopfheim nach Gersbach füllt eine Nische. Außer den zehn Sozialdemokraten steigen am Bahnhof nur zwei „reguläre“ Fahrgäste zu, einer noch dazu mit schwerem Gepäck aus dem Baumarkt.

Fairere Preise

2,90 Euro für die 30-minütige Fahrt, das ist nicht zuviel. Und trotzdem liegt Busfahren nicht gerade im Trend. Schopfheims SPD-Vorsitzender Bernd Seveke drückt bereits bei der Begrüßung seinen Wunsch aus, dass die älteren Menschen aus Schopfheim, die zum Einkaufen ein oder zwei Stationen fahren, ein günstiges Ticket bekommen: das Kurzstreckenticket. Denn 6,20 Euro sei zuviel für die Einkaufsfahrt. Dass der Gewerbeverein sein Anliegen nicht unterstützt, kann Seveke nicht verstehen.

Erfolg der Wiesentalbahn

Jonas Hoffmann will den Nahverkehr so attraktiv wie möglich machen. Das Deutschland-Ticket oder das Ein-Euro-Ticket in Lörrach seien genau die richtige Maßnahme, um Menschen zum Umsteigen zu animieren, „die noch nie Bus gefahren sind“. Hoffmann kennt Familien, die jetzt das Auto stehen lassen. Das seien „kleine Erfolgsgeschichten“. Ein Renner sei zweifellos die Wiesentalbahn. Dabei ist der Zug gleichzeitig Opfer seines Erfolgs, wie Fraktionschef Peter Ulrich berichtet. Wenn er beruflich nach Basel pendelt, darf er erst morgens ab 9 Uhr das Rad mitnehmen. Und nachmittags ist die Bahn teilweise so voll, dass er mit dem Rad gar nicht erst mehr hinein passt. Sein Vorschlag: aus der Ersten Klasse ein Fahrrad-Abteil machen. Hoffmann möchte lieber noch einen 15-Minuten-Takt auf der Strecke verwirklichen. Für den ländlichen Raum seien Kleinbusse die richtige Antwort. Das Mitglied des Verkehrsausschusses im Landtag rechnet vor, dass ein Bus mit Dieselmotor locker eine Million Kilometer mache. „Der Elektrobus ist um den Faktor 3 bis 4 teurer.“

Der Bus, Linie 7308, fährt pünktlich los. Für Bernd Seveke ist wichtig, dass sich jeder das Monatsticket leisten kann. Eine Schülerin berichtet vom Eltern-Taxi – „aus Bequemlichkeit“. Hoffmann redet dem „Bus on demand“ im ländlichen Raum das Wort. Wichtig sei aber, dass die zuverlässigen Verbindungen den geänderten Realitäten in Kita und Schule Rechnung tragen und nicht schon um vier Uhr nachmittags enden.

Auf der Kurvenstrecke hinauf nach Schlechtbach überholt prompt ein Motorrad laut, hochtourig und schnell den Linienbus mit den Sozialdemokraten. Prompt wird das Thema gewechselt.

Laute sollen mehr zahlen

Hoffmann vermutet, dass man die rücksichtslosen Verkehrsteilnehmer „nur über die Preisschraube“ ausbremsen kann: „Die Lauten zahlen 400 Prozent mehr Kfz-Steuer!“ Es sei eine „ungeheure Frechheit, dass man Neufahrzeuge zulässt, die 130 Dezibel Lärm verursachen“. Fraktionschef Ulrich plädiert hingegen für das österreichische Modell. Dort ist das laute Fahrzeug am Wochenende auf bestimmten beliebten Strecken schlicht verboten. Hoffmann hält diese Regelung für halb legal. Ulrich, als Kürnberger selbst vom Freizeitlärm auf den Straßen betroffen, wünscht sich hingegen solche mutigen Entscheidungen zum Wohle der Allgemeinheit.

Philipp Lotter, Bürgermeister aus Hausen, berichtet, dass er mit seinem Wunsch, ein 200 Meter langes Bundesstraßen-Stück auf Tempo 70 statt 100 zu begrenzen, soeben im Landratsamt Lörrach gescheitert ist. Dennoch will er nicht locker lassen. Dies seien kleine Schritte für mehr Lebensqualität. Aber in dem Moment ist der kleine Linienbus in Gersbach angekommen. Endlich war er einmal ziemlich ausgelastet.

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