^ Schopfheim: Jazz und Big Band-Klänge begeistern - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim Jazz und Big Band-Klänge begeistern

Ines Bode
Erstmals in Schopfheim zu Gast: Die Freiburger Big Band „Windcraft“ mit ihrer Sängerin Britta Allies. Foto: Ines Bode

Ein weltbekannter Popsong, der von den Tiefen einer Bassposaune interpretiert wird, kann ein völlig neues Klangerlebnis bescheren – so die erfrischende Erkenntnis nach dem Doppelkonzert mit „Trombinacoolos“ und „Windcraft“.

Ein Gastspiel in der Stadthalle haben die Jazz-Formation „Trombinacoolos“ aus dem Elsass und die Big Band „Windcraft“ aus Freiburg gegeben. Beiden gemein ist neben der hörbaren Leidenschaft für anspruchsvolle Jazznummern schlichtweg die Mitwirkung eines Mitarbeiters der Musikschule Mittleres Wiesental. Andreas Berg ist der Leiter der Big Band. Und Peter Müller sitzt am Schlagzeug des elsässischen Septetts mit dem einprägsamen Namen, in dem sich nach einem sprachlichen Umweg das französische Wort „qualificatif“ verstecken soll.

Das passte zum Repertoire. Das aufmerksame Publikum reagierte von Beginn an auf die Soli, derer es an diesem Abend eine wahre Flut gab. Keine zwei Minuten nach dem ersten Takt, und Bandleader Dominique Roux durfte sich über anerkennenden Beifall freuen.

Der lebhafte Auftakttitel hieß „Six o’Clock Jump“, und gilt als Song des namhaften Posaunenquartetts der 80er Jahre „The Four Bones“ (Die vier Knochen). Weitere Bones-Titel folgten, etwa „Gipsick“, was kein Wunder war. Denn 2009 gründete sich um Bandleader Roux ein Nachfolger mit vier Posaunen, die 2021 zu „Trombinacoolos“ wuchsen, wie Müller am Rande verriet.

Exzellente Arrangements

Dem Schlagzeuger oblag die Ansage. Im Weiteren kündigte er Stücke an, die dem großen Count Basie huldigten, und darüber hinaus dem Nachwuchstalent Carl Lundgren. Der Kanadier strahlt derzeit in die Posaunenwelt. Zu Gehör kamen exzellente Arrangements wie „Open House“, das experimentell klingende „Colorado“ oder „Shaw“. Bei letzterem gab es erneut Anlass zum Zwischenapplaus wegen des schräg-virtuosen Solos.

Ein Moment des Glücks

Ins Blickfeld schob sich auch der Bassposaunist Christoph Le Dru. Mehrmals leitete er mit seinem herrlichen Tieftonfundament die Lieder ein. Nun mag der Welterfolg der Popband „Toto“, die mit hohen Tönen punktete, eine unbestrittene Sache sein. Eine völlig andere ist die Interpretation von „Hold the Line“ und „Rosanna“, deren Stimme eben die Bassposaune ist. Ein Moment des Glücks.

Auch der Big Band „Windcraft“ gelang es das Publikum einzufangen. Siebzehn Musiker und Sängerin Britta Allies nahmen die Bühne in Beschlag. Links baute sich der Rhythmuspart auf, rechts saßen die Bläser. Ins Auge stach Bergs überdimensionales goldblinkendes Baritonsaxophon. Passend dazu sollte es eine explosive Mischung aus Bigband-Sound und Improvisation geben, wie es hieß.

Entspannter Klang

Los ging es mit herrlich altem Count Basie-Swing. „The Heats on“, die Hitze sei da, und die Akkorde flitzten im Eiltempo dahin. Auch mit „Hay Burner“ dürfte Basie die Fans von den Stühlen gerissen haben, gleichwohl im gemächlichen Fahrwasser angesiedelt, war es eben der typische entspannte Klang, der Emotionen beschwor. „I remember of“, so fangen Balladen an, gewidmet war sie „Clifford“, gemeint war Brown aus dem Kreis Dizzy Gillespie’s. Ein wehmütiger Song, sensibel gespielt.

Mit Kraft und Charisma

Eine Legende umgibt weiter „Too Close for Comfort“, ein Song, zu dem Big Band-Mitglied Nr. 18 erschien: Sängerin Britta Allies. Mühelos setzte sich die 27-jährige durch, die 17 Kollegen bildeten keine tonale Konkurrenz. Mit Kraft und Charisma ging sie ihre Stücke an, so auch beim Santana-Klassiker „Smooth“. Ihre lässige Botschaft „ …or else forget about ist“ (oder vergiss es), strotzte vor stimmlicher Power. Berg zuvor: Der Hit sei ja schon 50 Jahre alt, und, ob das Publikum ihn wohl erkenne? Diese Frage erübrigte sich bei der berühmten Nummer mit dem Fingerschnipp, einem gefühlt 50-fachen Schnippen. Die Rede ist von Elvis Presleys „Fever“, dass die Frontfrau ebenso wie den Hit „Over the rainbow“ locker aus dem Kehlkopf schüttelte.

Die Sprache kam auf die Wahrheit, „Truth“, ein einziges Wort, das einen schmerzlichen Song hervorbrachte, meisterlich dargeboten von Saxophonistin Anne Dietrich, die bei diesem Konzert viel zu tun hatte. Experimentell wurde es auch bei der Big Band: Eigentlich ein Zu-Bett-Geh-Thema, so Berg, machte die „Sesam Straße“ nicht müde, sondern munter. Dafür sorgten treibende Saxophon-Gitarren-Drums-Soli.

Zum Schluss gab es ein blau-grün-orangenes Bonbon: In Gestalt der Elsass-Posaunen, die sichtbar farbigen Humor besitzen. Gemeinsam vorgetragen wurde ein fulminanter „Bone-Talk“, da war er wieder – der Stoff für die Trombones (Posaunen).

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