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Schopfheim „Jetzt hoffen wir auf Schnittmengen“

(ma)
Stimmzettel für die Gemeinderatswahl. Foto: Werner Müller

Kandidaten analysieren das Ergebnis und äußern sich zur künftigen Arbeit im neuen Gemeinderat.

Schopfheim - Auf einer Welle des Erfolgs schwimmen Grüne und Freie Wähler nach der Kommunalwahl. Als stärkste Fraktion ziehen die Grünen mit sechs Mandaten in den Ratssaal ein - als „sensationell“ wertet denn auch Marianne Merschhemke dieses Ergebnis.

Der Spitzenkandidatin der Grünen gelang mit 4840 Stimmen auf Anhieb der Einzug ins Stadtparlament. „Es ist toll zu sehen, dass die Leute grüne Themen auf die Agenda setzen“, freut sich die künftige Stadträtin darüber, dass den Wählern grüne Themen auch auf kommunaler Ebene wichtig sind. „Ich freue mich wahnsinnig über das Vertrauen.“

Der Wunsch der Bürger nach grüner Politik im Gemeinderat solle jetzt stärker wahrgenommen werden - immer in Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen, wie Marianne Merschhemke betont. Ein gutes Miteinander stelle den Hauptkernpunkt dar. Zu den Zielen und neuen Ideen der Grünen gehörten Transparenz und Bürgerbeteiligung, etwa in Form eines Bürgerforums, zum Beispiel bei Finanzplanungen. Darüber hinaus brauche Schopfheim Kitas. Wichtig sei auch der Erhalt des Grüns in der Stadt, besser noch dessen Ausbau.

Aus dem Stand hat auch Felix Straub den Einzug in den Gemeinderat geschafft - und das gleich mit 3788 Stimmen. „Ich bin dankbar für das Vertrauen der Bürger in unsere Fraktion und mich. Wir sind uns unserer neuen Aufgabe bewusst, als stärkste Fraktion Schopfheim weiterhin ins Positive zu bewegen“, so Felix Straub. „Ich denke, in der Kommunalwahl zeigt sich auch der Trend zu einem größeren Bewusstsein für die Umwelt und den Anspruch, Politik mit mehr Weitblick zu machen.“

Allein geht nichts

Ebenso freue ihn, dass mehr junge Leute und Frauen gewählt wurden. Der Auftrag der Wähler sei klar gefallen, „als Grüne werden wir uns weiterhin vehement für die Nachhaltigkeit in allen Bereichen einsetzen und hoffen hier auf die Unterstützung und Einsicht der anderen Fraktionen, denn alleine kann keine Fraktion etwas verändern“, so Straub.

Durch das Ergebnis der Freien Wähler, die nach Zuwächsen mit fünf Sitzen im Ratsrund vertreten sein werden, fühlt sich Hildegard Pfeifer-Zäh in ihrer Arbeit bestärkt. Die Stadträtin hat auch persönlich allen Grund dazu: Ihr gelang es, mit 3563 Stimmen 1350 Stimmen im Vergleich zu 2014 dazuzugewinnen. Verantwortlich für den Erfolg sei das Team mit seiner breit aufgestellten, „superstarken“ Liste mit Kandidaten jeden Alters, vielfältiger Kompetenzen und Erfahrung aus fast allen Ortsteilen. Nicht Einzelkämpfer, sondern der engagierte Teamgeist habe die Fraktion zur Stärke geführt.

Habe man wohl den Vorwurf erhalten, keine konkreten Vorhaben im Wahlprospekt erwähnt zu haben, so sei festzuhalten, dass die Freien Wähler keine Wahlversprechen machten, sondern vielmehr dem Wähler vermitteln wollten, wie sie zu ihren Entscheidungen gelangen und dass keine vorgefertigten Meinungen aufgedrückt würden. Im Rahmen einer fairen und sachorientierten Arbeit könne jeder seine eigene Bewertung vornehmen - diese wertegeprägte Arbeit und ein respektvoller Umgang untereinander hätten Kandidaten und Wähler gleichermaßen zu schätzen gewusst. Im übrigen hätten die Freien Wähler diesmal eine volle Liste gehabt, auch dies sei ein Erfolgsfaktor. Die ersten 19 Kandidaten hätten allesamt jeweils mehr als 1000 Stimmen erhalten.

Ein Wahlkuriosum hat indes bei der CDU stattgefundnen. Obwohl auf sie mehr Stimmen als 2014 entfielen, ging ein Sitz verloren, die Stadträte müssen sich mit fünf Mandaten begnügen. „Die Bundespolitik spielt hier sicherlich eine Rolle“, bezieht Marianne Zabel Stellung. Die Leute hätten die etablierten Parteien offenbar satt. Die Klimaschutzdebatte habe ein übriges dazu beigetragen.

„Der Verlust eines Sitzes tut weh, aber wir werden unsere Arbeit fortsetzen“, betont Marianne Zabel, die selbst allen Grund zur Freude hat: Sie gewann 585 Stimmen dazu und schaffte darüber hinaus den Einzug in den Kreistag. Nun gelte es, mit den Neuen im Gemeinderat eine gute Zusammenarbeit zu pflegen, denn es gehe um die Belange der Stadt. Parteiarbeit solle hier außen vor bleiben, es gelte bei der Umsetzung wichtiger Themen, an einem Strang zu ziehen.

„Es schmerzt“

Einer, der das Ergebnis erst noch verdauen muss, ist Mark Leimgruber. Er kann seine Enttäuschung nicht verhehlen. Der CDU-Stadtrat schaffte den Wiedereinzug nicht, obwohl er satte 2532 Stimmen erhielt - 800 mehr als 2014; auf anderen Listen hätte dies gereicht. Das Ergebnis schmerze, so Leimgruber, denn er sei gerne engagiert gewesen. Das wolle er im übrigen auch bleiben. „Ich bin ein politischer Mensch.“

Die SPD hat ebenfalls ein Mandat verloren und ist künftig nur noch mit vier Stadträten vertreten. Peter Ulrich, nach der letzten Kommunalwahl noch Nachrücker, hat freilich Stimmen dazugewonnen - entgegen den Trend, „das stimmt positiv“.

Mit den politischen Zielen von den Wählern erhört worden zu sein, dafür sei er dankbar, so Ulrich. Die Ziele der SPD, darunter die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, blieben bestehen. Im übrigen sei das Ergebnis in Verbindung mit der Europawahl und der Landes- und Bundespolitik zu sehen. Dies habe die SPD auch im Wahlkampf an den Marktständen gemerkt. Für die Arbeit im Gemeinderat hoffe die SPD, dass Sachargumente überzeugen und es Schnittmengen mit den Ansichten anderer Fraktionen gebe.

Es gelte, sich nicht in Glaubensfragen zu verhaken, sondern zum Wohle aller zusammenzurücken. Ulrich zeigte sich indes froh darüber, „dass keine Rechtspopulisten im Gemeinderat vertreten seien. Das wäre dem Klima nicht förderlich“. Artur Cremans, der wieder als Fraktionschef in den Rat einzieht, äußerte sich erfreut darüber, dass die jungen Kandidaten der SPD zusammen 1000 Stimmen erhalten hätten.

„Es ist nicht so toll gelaufen, aber das ist auch nicht überraschend“, kommentiert Andreas Kiefer von den Unabhängigen das Abschneiden seiner Liste, die einen Verlust von mehr als zehn Prozentpunkten einfuhr. Personell sei einiges schief gelaufen. Wechsel hier und Pech beim Nachrücken - es sei der Wurm drin gewesen. Die Unabhängigen wagten nun einen Neuanfang. Sie seien offen für alles.

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