Schopfheim Kamikaze im Krattenbecken

Hans-Jürgen Hege
Biologische Rasenmäher: Mischa Trefzer und Remko Brouwer haben einen interessanten Deal ausgehandelt. Foto: Hans-Jürgen Hege

Hochwasserrückhaltebecken: Die Schafe von Mischa Trefzer „pflegen“ die Dammoberfläche

Schopfheim -  Sie sind Schafe, aber sie „blöken“ gerade nicht. Denn dazu haben sie keinen Grund. Sie fressen sich quasi im Auftrag der Stadt bei freier Kost und Logis den Wampen voll. Und zwar im Kratten-Hochwasserrückhaltebecken, wo ihnen Mutter Natur auf derzeit rund 8000 Quadratmetern Grünfläche den Tisch mit saftigem Grünzeugs deckt.

Möglich gemacht haben das Schäfer Mischa Trefzer und der technische Betriebsleiter des „Eigenbetriebs Bauhof“, Remko Brouwer.

"Ökologisch sehr interessanter Deal"

Die beiden Herren haben einen „ökologisch sehr interessanten Deal“ ausgehandelt: Die Schafe ersetzen seit März „vorerst versuchsweise“ den Mähroboter, der die Pflege der für den Bestand und den Halt der Schutzwälle so wichtigen Grünflächen eingesetzt war, seine Arbeit aber nicht immer so zuverlässig wie erhofft und erwünscht erledigte.

„Er riss wohl die eine oder andere Grasnarbe auf und beschädigte zusammen mit dem vielen Mulchen die grüne Decke, die mit für den Halt der Dammoberfläche verantwortlich ist“, erklärte Mischa Trefzer die Bereitschaft der Stadt, die Pflege des 150 000 Kubikmeter Wasser fassenden Krattenbeckens extern zu vergeben und einem Schäfer, sieben Schafen und einem Bock mit dem vielsagenden Namen „Kamikaze“ aufzubürden.

Schonende Beweidung

Letzterer macht seinem „Namen“ alle Ehre. Eifrig und außerordentlich erfolgreich hat er sich bemüht, die Herde des Freizeit- und Hobby-Schäfers mit Nachwuchs aufzufrischen, der aktuell elf Mutterschafe unter seinem „Kommando“ weiß, zu denen sich nächstes Jahr fünf weitere gesellen werden. Trefzers „Fernziel“ sind 25 bis 30 Mutterschafe.

Aber schon bald sei er locker in der Lage, die biologischen Rasenmäher um den Kratten-Schutzwall um drei auf elf zu ergänzen, so Trefzer.

Außerdem könne er dann ab kommendem Jahr auch dem Wunsch der Stadt entsprechen, die Mäharbeiten in den Hochwasserschutzgebieten in Fahrnau (Volumen 47 600 Kubikmeter) und Raitbach (Volumen 34 400 Kubikmeter) zu übernehmen - „falls der im März am Krattenbecken gestartete Versuch die erhofften Vorteile zeitigt“, schränkte Remko Brouwer ein, der natürlich weiß, dass Schafe die Flächen nicht verdichten, sondern (wie beim Vertikutieren) lediglich lüften, was dem gesunden Wachstum der Pflanzen dient.

Die Verträge mit der Stadt, die Aufgaben der Partner für dieses für die ganze Stadt und die umliegenden Gemeinden sehr wichtige Projekt penibel regeln, liegen laut Remko Brouwer in der Schublade und warten darauf, ratifiziert zu werden.

Erste gute Erfahrungen habe man schon gemacht auf der Überflutungsfläche zwischen Schopfheim und Maulburg, die von Schafen eines Maulburger Schäfers gepflegt werden. Dort habe sich gezeigt, dass die Beweidung der Flächen mit Schafen wesentlich umweltfreundlicher, pflanzen- und bodenschonender machbar sei.

Ein Boot gibt’s nicht

„Umsonst“ allerdings ist der Einsatz des Schäfers und seiner Schafe nicht zu haben. Immerhin müssen „Arbeitsflächen“ mit Elektrozäunen immer wieder neu markiert, die Schafe geschoren, gepflegt, gesund gehalten und auch mal ein wenig gehätschelt werden, auch wenn sich die Tiere innerhalb des Zauns weitestgehend autark durch die Landschaft hangeln und im angrenzenden Wald schattige Plätzchen finden.

Einen Schäferhund benötige er nicht. Und der Schäferwagen, der ja seit vielen Jahren irgendwie zum romantischen Bild einer Schafherde gehört, ist lediglich „für die Luftschnapper“ da, die oft in Scharen durch den Krattenwald pilgern.

Ob der Schäfer ein Boot parat hat für den Fall, dass sich das Becken bei Hochwasser mal füllt oder gar überläuft?

„Momentan nicht“, sagt Mischa Trefzer und erinnert ebenso wie der Vertreter der Stadt daran, dass das Krattenbecken in Fahrnau seit seinem Bestehen bisher nur einmal und da auch nur zur Hälfte gefüllt gewesen sei.

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