Schopfheim „Kein Hort von Querdenkern“

Werner Müller
Die Waldorfschule sieht sich in Zusammenhang mit ihrer Haltung zur Corona-Pandemie zu Unrecht an den Pranger gestellt. Foto: Werner Müller

Pandemie: Waldorfschule verwahrt sich gegen anonyme Vorwürfe / Bekenntnis zu Corona-Regeln

Zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlt sich seit einiger Zeit die Waldorfschule Schopfheim. „Wir sind kein Hort der Konspiration und der Verschwörungstheoretiker“, betont Fritjof Densch als Sprecher der Geschäftsführung.

Von Werner Müller

Schopfheim . Die Schule war mehrfach in die Schlagzeilen geraten, unter anderem, weil vor gut einem Jahr offenbar viele falsche Maskenatteste im Umlauf waren, weil jetzt im November die Infektionszahlen in die Höhe gingen und weil sich angebliche Eltern von Schülern in einem anonymen Brief darüber beschwerten, dass es die Schule mit den Corona-Vorschriften, vor allem mit der Maskenpflicht im Unterricht, nicht so genau nehme. Das publizistische Echo bewog schließlich das Regierungspräsidium (RP) dazu, von der Waldorfschule eine Stellungnahme einzufordern.

„Wir bekennen uns explizit zu den von Bund und Land verordneten Corona-Schutzmaßnahmen und sind täglich um deren konsequente Umsetzung bemüht“, versichern Vorstand, Schul- und Geschäftsführung. Die Schulgremien distanzieren sich zudem „ausdrücklich von Bestrebungen, die die Notwendigkeit der angeordneten Maßnahmen relativieren oder sogar verneinen“.

Dass die Schule derzeit sehr negativ im Fokus der Öffentlichkeit stehe, sei „einer Minderheit aus Elternschaft und Kollegium“ zuzuschreiben, die die „schulischen Abläufe massiv erschwert.“ Es handele sich um eine „kleine Gruppe, die sich nicht solidarisch“ zeige.

„Für uns gelten hinsichtlich Hygiene und Maskenpflicht die gleichen Regeln wie für alle anderen Schulen“, versichert Elternvertreter Michael Musal.

Schon zu Beginn der Pandemie habe sich ein Krisenteam aus Eltern, Lehrern und Schulvertretern gebildet, das die notwendigen Konzepte und Maßnahmen gemeinsam beschloss, ergänzt Fritjof Densch.

Dass auf Anhieb nicht alles reibungslos klappte, räumt der Sprecher der Geschäftsführung ein. So sei beispielsweise vor gut einem Jahr bezüglich der Masken-Atteste anfangs vieles unklar gewesen. Erst bei einer zweiten Prüfung habe sich herausgestellt, dass ein Großteil der vorgelegten Atteste ungültig war. Das habe die Schule selbst festgestellt und dem RP mitgeteilt.

„Lehrer mussten plötzlich Atteste prüfen, die Schule verwandelte sich in einer Art medizinisches Labor“, beschreibt Michael Musal die anfänglichen Schwierigkeiten.

Dass die Infektionszahlen an der Schule im November dieses Jahres in die Höhe schnellten, stellt Fritjof Densch nicht in Abrede. Er spricht von einem „Peak“ nach den Herbstferien. Mittlerweile bewegten sich die Zahlen aber wieder in Bereichen, wie sie auch an anderen Schulen üblich seien.

Das Gesundheitsamt Lörrach teilt diese Einschätzung. 68 Fälle seien Anfang November aktenkundig gewesen. Das sei stärker ausgeprägt als an anderen Schulen. Das „Hauptausbruchsgeschehen“ habe sich mittlerweile aber wieder beruhigt, im Moment sei nur eine Klasse in Quarantäne.

Fritjof Densch räumt ein, dass die Wiedereinführung der Maskenpflicht nach dem Herbstferien für viele, vor allem für die jüngeren, Schüler einen „tiefen Einschnitt“ darstellte.

Peter Elsen, Klassenlehrer in der Grundschule, weiß davon ein Lied zu singen. „Wie soll ich Viertklässlern, die zwei Stunden Sportunterricht ohne Maske haben, denn erklären, dass das unmittelbar danach in der Musikstunde nicht mehr geht?“ Seiner Meinung nach passen manche Verordnungen nicht immer zu dem, was gerade jüngere Kinder „gesund hält“.

Wie auch immer: Mit den Aufsichtsinstanzen befindet sich die Waldorfschule nach Angaben von Fritjof Densch in sehr „konstruktivem Dialog“. Das bestätigt auch das RP in Freiburg. Die angeforderte Stellungnahme der Schule sei „fristgerecht eingegangen“, teilt die Behörde auf Anfrage mit.

Demnach habe die Schule „unabhängig von der Anfrage“ des RP die aktuell vorliegenden Atteste zur Maskenbefreiung geprüft und festgestellt, dass 19 von 21 Bescheinigungen die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllen. Die Eltern müssten nun bis 5. Januar ordnungsgemäße Atteste vorlegen. „Diese Vorgehensweise ist nach unserer Einschätzung in Ordnung“, teilt das RP weiter mit.

„Unsere Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, wir sind keine Querdenker“, erklärt Fritjof Densch. Aber natürlich gebe es in der Elternschaft unterschiedliche Positionen. Auf der einen Seite hätten viele wegen Corona „große Ängste“. Auf der anderen Seite beklagten sich einige gegen die „strengen Regeln“. Das betreffe vor allem die unteren Klassen.

„Wir sind keine Sekte, als die uns manche uns abstempeln“, betont Michael Musal, der glücklich ist, dass seine drei Kinder die Waldorfschule besuchen können. Er und Fritjof Densch sind sich in Anbetracht der jüngsten Vorkommnisse einig, dass es schulintern noch wichtiger wird, das Gespräch mit den Eltern zu suchen, auch wenn dies pandemiebedingt nicht einfach ist. So könne sich beispielsweise der Eltern-Lehrer-Schulkreis (ELSK) als Gesprächsforum nicht in üblichem Rahmen treffen. „Aber wir sind jederzeit ansprechbar“, versichern Densch und Musal – und haben deshalb wenig Verständnis für anonyme Briefschreiber.

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