Schopfheim Komik am Laufmeter

Markgräfler Tagblatt
Mit der Komödie „Dinner für Spinner“ amüsierten Tom Gerhardt (rechts) und seine Mitspieler Moritz Lindbergh und Steffen Laube (Mitte) die Zuschauer in der Stadthalle. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Kulturkooperation: Schenkelklopfer: In „Dinner für Spinner“ amüsierten sich alle auf Kosten von Tom Gerhardt

Wer den Humor von Tom Gerhardt mag, der mit seiner großen Hornbrille stark an den Komiker Heinz Erhardt erinnert, wird einen lustigen Abend mit der Boulevardkomödie „Dinner für Spinner“ in der Stadthalle erlebt haben.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim . Die Zeit verging schnell bei dieser Verwechslungskomödie um einen trotteligen Gutmenschen, der einem perfiden Spiel zum Opfer fällt: „Oberspinner gesucht!“ Für ein gemeinsames Abendessen späht ein arroganter Verleger jedes Mal einen „Vollpfosten“ aus - diesmal trifft es den biederen Finanzbeamten Bommes, der zum „Supertrottel-Kandidaten“ ausgewählt wird.

Tom Gerhardt spielt diesen „Spinner“, auf dessen Kosten man sich in den besseren Kreisen vergnügen will, in weiter Cordhose und biederem hellblauem Pullover. Gerhardts gutmütiger Bommes ist ein penetrant freundlicher Mensch, der nach kurzer Zeit dem Verleger auf den Geist geht und durch seine Schusseligkeit alles vermasselt, aber am liebsten zu dessen Möchtegern-Kumpel werden will. Witzig gespielt wird dieses Chaos auf der Bühne von dem TV-bekannten Komiker, der in dieser Rolle unschlagbar ist.

Das Stück entwickelt sich immer mehr sich in Richtung Katastrophe, wenn noch ein weiterer Finanzkontrolleur dazu kommt, das Schwarzgeldkonto des reichen Verlegers auf den Caymaninseln ausgeplaudert wird und auffällt, dass die teuren Bilder an den Wänden fehlen.

Und dabei hat sich doch Bommes nur als kleiner Spaßvogel eingeführt, als ein etwas verklemmter Beamter, der im Verlauf aber zur unsäglichen Nervensäge, zum Störenfried wird. Dabei meint er es doch so gut. Aber er verbockt alles, vor allem die Telefonate. Wirklich ein Spinner mit Macke, dieser Streichholzmodelle-Bastler (sein Meisterwerk: die Stadthalle Schopfheim, Lacher im Publikum), den der bekannte Schauspieler mit sehr viel komödiantischem Humor gibt. So entsteht Situationskomik am Laufmeter.

Bommes „Gastgeber“, der hexenschussgeplagte Verleger, ist ihm hilflos ausgeliefert. Moritz Lindbergh verkörpert ihn mit skurrilen Grimassen und wehleidigem Gesicht. Wie er sich so aus dem Schlamassel windet, um seine Frau aus den Fängen eines stadtbekannten Lüstlings zu retten, ist das gar nicht unsympathisch, sondern erregt fast schon Mitleid, obwohl er eigentlich einen „gemeinen Menschen“ spielen muss.

Tina Seydel als seine Frau und Geliebte ist besonders flippig als „durchgeknallte Nymphomanin“ in der Doppelrolle des Hippiemädchens Marlene. Steffen Laube und Stefan Preis agieren in zwei handlungsfördernden Nebenrollen (plus Telefonstimme von Hugo Egon Balder) in der rasant angelegten Personenregie von René Heinersdorff zwei Stunden schrill und urkomisch.

Am Schluss gibt es noch die Moral von der Geschicht’, dass man nicht vorschnell jemanden „Idiot“ nennen soll. Also ein kurzweiliger Abend zum Auftakt der Theaterreihe der Kulturkooperation - und warum nicht mal gleich ein Schenkelklopfer? Das etwas zahlreichere Publikum als sonst hat sich hörbar gut amüsiert und willig gelacht.

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