Landrätin und Klinik-Chef stellen sich Diskusison im Gemeinderat / / Parteien rufen zur Demonstration auf
Die Pläne zur Umstrukturierung der Kreiskliniken und insbesondere der am Schopfheimer Standort geplante Beinahe-Kahlschlag sorgten vor Weihnachten für Empörung in Politik, Bevölkerung und Ärzteschaft. Nun stellen sich die Verantwortlichen der Diskussion vor Ort.
Von Anja Bertsch
Schopfheim. Landrätin Marion Dammann und Sascha Sartor, neuer Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises Lörrach GmbH, wollen in der nächsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates Stellung zu den angekündigten Umstrukturierungsmaßnahmen des Krankenhauses in Schopfheim nehmen.
Unmittelbar vor der Sitzung soll auf Initiative von Grünen und SPD eine Kundgebung für den Erhalt des Schopfheimer Klinikstandortes stattfinden, für die die Organisatoren auf rege Beteiligung auch aus der Bevölkerung hoffen.
Zur Erinnerung: Wenige Tage vor Weihnachten gaben die Kreiskliniken bekannt, dass die medizinischen Bereiche innerhalb der Standorte Rheinfelden, Lörrach und Schopfheim neu sortiert werden sollen – mit der Folge, dass Schopfheim die Innere Medizin, die Chirurgie (Plastische, Hand-, Fuß-) und nicht zuletzt das renommierte Diabeteszentrum abgeben soll.
Bleiben sollen lediglich die psychiatrische Abteilung und das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), das die ambulante Versorgung in Sachen vor Ort weiter gewährleisten soll – allerdings nur im Rahmen seiner klar definierten Öffnungszeiten und Kompetenzen (Orthopädie und Unfallchirurgie). Heißt unter anderem: Nach Feierabend, nachts und an den Wochenenden ist das Lörracher Krankenhaus Anlaufstation.
Begründet wird die Umstrukturierung mit wirtschaftlicher Notwendigkeit.
Dass die Tage des Schopfheimer Krankenhauses gezählt sind, ist grundsätzlich längst bekannt. Als Zeitraum anvisiert war bislang aber das Jahr 2025: Dann soll das neue Zentralklinikum im Entenbad zwischen Steinen und Lörrach in Betrieb gehen. Überrumpelt wurden die betroffenen – Bürger wie Beschäftigte – nun davon, dass einschneidende Änderungen quasi sofort, im ersten Halbjahr 2023, über die Bühne gehen sollen.
Nach Bekanntgabe der Pläne hagelte es Kritik: Die Schopfheimer Gemeinderatsfraktionen brachten in einem Brandbrief an die Verantwortlichen auf Kreisebene ihre Bestürzung zum Ausdruck, Schopfheims Bürgermeister Dirk Harscher und weitere Bürgermeister und Gemeinderäte aus Hausen und Zell schlossen sich den Protesten in weiteren Schreiben an.
Scharfe Kritik kam nicht zuletzt aus den Reihen der betroffenen Beschäftigten: Etwa 20 Ärzte – die komplette Ärzteschaft der Inneren Medizin in Schopfheim – kündigten kurz vor Weihnachten gegenüber der Klinikleitung an, ihre Kündigung vorzubereiten.
Die Kritikpunkte sind vielschichtig. Ganz oben steht die Sorge um die medizinische Versorgung – insbesondere der Notfall-Versorgung – für die Menschen im Einzugsbereich, der bis ins Obere Wiesental reicht. Auch wird die Sinnhaftigkeit der Maßnahme angezweifelt, die nach vielfacher Einschätzung massive Reibungsverluste bei den Betriebsabläufen wie bei der Zufriedenheit der Beschäftigten mit sich bringen wird – und dabei doch nur eine Zwischenlösung ist.
Tief enttäuscht zeigen sich zahlreiche Betroffene schließlich über die (Nicht-)Kommunikation der Verantwortlichen, die, so der Vorwurf, weder die Betroffenen auf politischer Ebene noch unter Beschäftigten rechtzeitig informierte oder gar ins Boot holte.
Weitere Informationen: Gemeinderatssitzung am Montag, 23. Januar, 18 Uhr, in der Stadthalle mit Landrätin Dammann und Kliniken-Geschäftsführer Sartor. 17.30 Uhr Demonstration für den Erhalt der Schopfheimer Klinik bis 2025.
