Schopfheim „Kunst in Kürnberg“ auf zwei Etagen

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Ausstellung: Schau mit großer Diversität: Künstler setzen kraftvolle Akzente

Schopfheim-Kürnberg.  Für die Ausstellung „Kunst in Kürnberg“ ist in den Antik-Möbel-Markt aktuelles Kunstschaffen eingezogen: Begegnungen mit Farbe, Collage, Skulptur. Paul Klees „Labiler Wegweiser“ erfährt durch Albert Staiger eine skulpturale Interpretation. Klees rotes Aquarell von 1937 dient dem Schopfheimer Bildhauer und Objektemacher als Vorlage für seine „Sensiblen Wegweiser“, eine Umsetzung des Bildes in die dritte Dimension.

Von Jürgen Scharf

Staigers Version, ein Bildwerk mit für den Maler typischen Zeichen wie Kreis und Pfeil, die an einer krummen Stange hängen, ist weniger ein Monument für Orientierung in der Landschaft – wie die 15 Meter hohe knallrote Stange vor dem Paul-Klee-Zentrum in Bern –, sondern ein Sinnbild für Bewegung. Die ist in Staigers Werken überhaupt ein wesentliches Element. Schwingende Metallarbeiten aus handgeschmiedetem Eisen stehen im Raum, wie die „Halme“, die sich wie Stengel sanft hin und her zu bewegen scheinen.

Alte Möbel, neue Kunst

Staiger ist einer von fünf Kunstschaffenden, die bei „Kunst in Kürnberg“ auf zwei Etagen Werke präsentieren. Das wirkt teilweise sehr wohnlich, Bilder aufgehängt zwischen alten Möbeln, restaurierten antiken Schränken und Stühlen. Man geht gern die Holztreppe hoch in dieser umgebauten Scheune, um alle Arbeiten zu betrachten. Etwa die abstrakten Bilder von Gastgeber Thomas Gremm-Roloff.

Unter dem Titel „Begegnung mit Farbe“ zeigt er starkfarbige abstrakte Arbeiten in Rakel-Technik, aufgebaut in vielen Schichten mit Strukturen. Gegenständlich wollte Gremm nicht arbeiten, weil er ansonsten immer mit Gegenständen zu tun hat. Gremms großflächige Bilder, teils mit Sand gemischt oder auf Holz gemalt, brauchen Platz. Und sie füllen optisch kraftvoll die Leerstelle in der inzwischen halbleeren Scheune.

Diese zweite Kürnberger Schau hat eine große Diversität, bringt Keramiken, Stein, Metall, Holz und Malerei zusammen. Frauke Roloff, die schon bei der ersten Ausgabe dabei war, stellt wieder interessante Rauchbrandkeramiken wie die züngelnden Flammen und Gefäße vor, alles von Hand modellierte, nicht gedrehte Aufbaukeramik.

Die keramischen Unikate haben auch keine Glasur, der Glanz kommt vom stundenlangen Polieren, einer fast schon meditativen Angelegenheit. Von Roloff sind auch neue Fundstück-Collagen auf alten Brettern zu sehen, spielerisch arrangierte Objets trouvés, die Natürliches mit Menschenwerk kombinieren: handgezeichnete Landschaftspanoramen mit einem Hebel-Gedicht, Knöchelchen, den Eckzahn eines kleinen Raubtiers (was nicht wundert, ist Roloff doch Biologin), Steine, kleine Dinge und andere Funde.

Bildhauerische Akzente setzen die figurativen und organischen Stein- und Holzskulpturen von Werner Oestreich, unter dessen Arbeiten sich auch (wie zufällig) ein „Wegwächter“ aus Carraramarmor und ein „Kursweiser“ aus Vulkangestein, Köpfe und Tiermotive befinden.

Junge Kunst in alten Räumen steuert Max Kehm mit seinen Digital Art-Bildern bei, bei denen er von der fraktalen Mathematik ausgeht, kombiniert mit künstlicher Intelligenz – und menschlicher Kreativität in der Farbgestaltung. Hier verbinden sich Mensch und Maschine. Mit dieser zweiten Schau hat sich „Kunst in Kürnberg“ schon weiter etabliert.

Info: Bis 30. Oktober, Mittwoch 14 bis 17 Uhr, Samstag / Sonntag 11 bis 17 Uhr. Sonntags sind zwischen 15 und 17 Uhr kleine Performances möglich. Eine davon ist am 16. Oktober mit der Cellistin Ceciel Strouken.

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