Schopfheim „Lage ist äußerst besorgniserregend“

Petra Martin

Stadtwald: Klimabedingte Schäden haben Auswirkungen aufs Betriebsergebnis / Verlust erhöht sich

Schopfheim - Wie geht es angesichts der klimabedingten Schäden weiter mit dem Stadtwald? Es sei eine „äußerst besorgniserregende Situation“ eingetreten, „die es so bisher noch nie gab“, bekräftigt die Waldwirtschaft am Landratsamt in einem Schreiben an die Stadtverwaltung.

Temperatur- und Trockenheitsextreme in den Jahren 2018 und 2019, ein deutlich zu trockener Winter und Frühling in diesem Jahr, Sturmereignisse, extreme Massenvermehrung von Borkenkäfern – die Waldwirtschaft macht auf eine bedrohliche Lage aufmerksam.

Fichten, aber auch zunehmend im Trockenstress stehende Tannen, Kiefern und Lärchen seien den „Angriffen“ von Borkenkäfern ausgesetzt, heißt es in dem Schreiben. Die Borkenkäfer-Population habe durch ihr rasches Reproduktionsvermögen ein dramatisches Ausmaß angenommen. Aber auch Buchen, Eschen und Ahorne wiesen wegen der Dürre vielerorts deutliche Krankheitssymptome auf, teilt das Landratsamt mit.

„Ausmaß und Tempo der klimabedingten Waldschäden stellen Waldbesitzer und Forstleute vor allergrößte Herausforderungen.“ Das Fazit der Waldwirtschaft: „Der Wald der Stadt Schopfheim wird – wie alle anderen Forstbetriebe auch – von den Auswirkungen des Klimawandels stark getroffen. Die Situation ist besorgniserregend.“

Neben der Tragik für die Natur seien weitreichende Folgen auch für das Betriebsergebnis 2020 im Stadtwald zu erwarten.

Verschlechterung um 100 000 Euro

Hatte der Gemeinderat im vergangenen Jahr dem Nutzungs- und Bewirtschaftungsplan 2020 zugestimmt und damals noch mit einem Verlust von rund 80 000 Euro gerechnet, so sei alleine durch die sinkenden Holzmarktpreise mit einer weiteren Verschlechterung um rund 100 000 Euro zu kalkulieren, wie es in der Vorlage der Stadtverwaltung für den Gemeinderat heißt. Der muss sich bei seiner nächsten Sitzung am 22. Juni mit dem Thema beschäftigen.

Ob es bei diesem Betrag bleiben wird, steht indes noch gar nicht fest; wahrscheinlich werde sich der Verlust nochmals erhöhen, befürchtet die Stadtverwaltung. Deshalb seien Einsparungen im Nutzungs- und Bewirtschaftungsplan geprüft worden. Die aber sind begrenzt: „Um die Eigentümerziele und somit die waldbaulichen Ziele zu erfüllen, können nicht alle Maßnahmen im Stadtwald gestrichen werden“, so die Stadtverwaltung.

Dennoch: Mit dem Beschränken der Maßnahmen auf das Notwendigste könnten nach derzeitigem Stand voraussichtlich 40 000 bis 50 000 Euro des erhöhten Verlusts kompensiert werden. Ein Budgetgespräch mit dem Forstbezirk findet möglicherweise im August oder September statt, wenn belastbare Zahlen vorliegen – das schlägt jedenfalls die Waldwirtschaft vor.

„Zu hoffen bleibt, dass die in Aussicht gestellte Förderung des Landes für die Waldbesitzer zeitnah realisiert wird und zusätzliche Deckungsmittel für den erhöhten Verlust zur Verfügung stehen“, so die Stadtverwaltung.

Laut Stadtverwaltung hat das rechtzeitige Entfernen von käferbefallenem Holz Vorrang.

Zu den Maßnahmen, die nicht aufgeschoben werden können, gehört die Bepflanzung von „Kahlflächen“ mit klimastabilen Baumarten, sofern keine Naturverjüngung vorhanden ist.

Auch Holzerntemaßnahmen zum Schutz der Hangsicherung sowie die Erhöhung der Bodenschutzfunktion durch Entnahme von Bäumen zur Naturverjüngung und aufgrund der erhöhten Verkehrssicherung in Naherholungsbereichen müssen laut Stadtverwaltung auch in diesem Jahr ausgeführt werden.

Nicht alle Maßnahmen würden in Nadelholzbeständen ausgeführt, so dass diese kostendeckend beziehungsweise mit einem geringen Überschuss realisiert werden könnten. Betroffen sei auch der Wegeunterhalt.

Umfrage

E-Auto

Die EU hat ein weitgehendes Verbrenner-Aus bis 2035 beschlossen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading