Schopfheim Mauerbau und neues Wappentier

Markgräfler Tagblatt
Reinhold Fetscher (rechts) sparte nicht mit weitsichtigen Betrachtungen und klugen Ratschlägen. Foto: Hans-Jürgen Hege

Fahrnauer Zunftabend mit der „Farifa-Air“

Zu einer luftig-unbeschwerten Reise ins närrische Land der Gaukler, Knastis und anderer fantastischer Gestalten hatte am Samstag die „Farifa-Air“ eingeladen. Dazu wurde die Festhalle kurzerhand zum gigantischen Fluggerät umgebaut, Zeremonienmeister Martin Gerner zur Flugbegleiterin „Trixie“ umgepolt und FGF-Präsident Christian Leisinger zum „Kapitän“ befördert.

Von Hans-Jürgen Hege

Schopfheim-Fahrnau. Pünktlich um 20.11 Uhr hob die Kiste ab. Kein Wölkchen trübte den Himmel über dem Farifaland, es drohten keine Turbulenzen. Und so konnte sich „Trixie“ Gerner als „Saftschubse“ ungestört ihrer eigentlichen Aufgabe widmen, ihre Gäste im fast schon überfüllten Flugzeug zu unterhalten, sie mit deftigen Witzen und humorvollen Infos von möglichen Flugängsten abzulenken und ihnen so einen unbeschwerten „08/15“-Höhenflug bieten zu können.

Mit an Bord dieses außergewöhnlichen Zunftabends der Fasnachtsgesellschaft waren natürlich Aruba-Reisegäste mit Oberzunftmeister Hanspeter Meyer und Statthalter Werner vom Mitteldorf an der Spitze, die Kapitän Christian Leisinger schon deshalb herzte und drückte, weil sie nicht vergaßen, ihm zum 58. Geburtstag, den er zusammen mit ein paar hundert Gästen gebührend feiern durfte, zu gratulieren. Dann drückten die Bättelsäcke gehörig auf die Tube. Froh, dabei zu sein, waren sichtlich auch die Farifa-Kids, die unter den Fittichen von Melanie Springmann und Nadja Sutter als kleine Roboter über die Bühne tanzten, ehe Leonie Kraft und Leonie Mingo zu ihrem verbalen Klagelied über die „rückständigen“ Düfzelgeister ansetzten, die noch immer keine Frauen in ihre Reihen aufnehmen, weshalb den beiden Mädchen bisher nur die Karriere als Pagen offen stand.

Werner Hilf stand nach mehr als 50 Jahren letztmals in der Bütt und wurde deshalb von VOB-Vizevogt Dirk Bender mit dem Orden „E halbs Lebe“ ausgezeichnet. Er glänzte als „Donald Trump“ und brachte die Farifa-Narren allein schon mit einem beherzten „Fahrnau first“ auf seine Seite. Und als er dann auch noch auf seine Wurzeln in den alteingesessenen Familien „Drumm“ hinwies, hätte es der beiden grimmigen Bodygards um ihn herum nicht mehr bedurft: Niemand wollte ihm von da an noch Böses. Im Gegenteil: Er sorgte für Begeisterung, als er 40 Jahre zurückblickte und die Eingemeindung „Fahrnaus to Schopfe“ als „what a Mistake“ kritisierte und ankündigte, zwischen Schopfe und Fahrnau, das niemals Schopfe zwei werde, eine Mauer zu bauen.

Noch vor der Pause wurde Bürgermeister Dirk Harscher in einem tollen „Ropeskipping“-Beitrag der Farifa-„Görls“ zu gewaltigen Seilsprung-Hopsern verdonnert, von denen er sich zusammen mit den übrigen Gästen bei einer „Zwischenlandung zum Auftanken“ bei ein paar Schunkelrunden erholen konnte, bevor der Fanfarenzug Teil zwei des vierstündigen Programms einleitete.

Und schon durften sich die „selig“ nennen, die bis zum Auftritt von Reinhold Fetscher „ausgehaart“ hatten, um mit ihm – und seinem Überraschungsgast Claudia Ströble – die spärliche Haarpracht als „Waldsterben auf höchster Ebene“ zu bedauern und etwas über das Schuldenmachen zu erfahren: Mit 1000 Euro Schulden hat man sein Konto leicht überzogen, mit 500 000 Euro Schulden ist man stolzer Besitzer einer Penthouse-Wohnung im Schlattholz, hat man 35 Millionen Euro Schulden, ist man für den Bildungscampus verantwortlich und wer gar zwei Billionen Euro Schulden hat, steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere und ist Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland.

Davon ist Kämmerer Thomas Spohn noch ein gutes Stück entfernt. Trotzdem bekam er Fetschers Rat mit: „Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen.“ Und Dirk Harscher musste sich anhören, dass er auch deshalb bewundert werde, weil er es verstehe, mit leerem Beutel große Sprünge zu machen.

Kaum hatten die Bättelsäcke bewiesen, dass sie nicht nur mit ihren Instrumenten, sondern auch als Tanzgarde eine prächtige Figur abgeben, zeigten die Düfzelgeister, wie turbulent es inzwischen in einer bekannten Fahrnauer Arztpraxis zugeht. Allein im Wartezimmer entwickelten sich interessante Gespräche über hohe Schorlewerte im Blut, über das EM-Fieber des FVF-Vorsitzenden oder die zwei dicht aufeinander folgenden Ampeln in der Roggenbachstraße, die als Bremse für den Fasnachtsumzug in Schopfheim gedacht sein könnten, um das „an dieser Stelle etwas hohe Umzugstempo“ mildern zu können.

Um eine Zugabe kamen die Düfzelgeister nicht herum, die sich als flott tanzende Husaren redlich mühen mussten, nach ihrem Auftritt wieder zu Atem zu kommen. Derweil widmete sich die „Fahrnauer Boy Band“, zunächst noch einmal dem Thema Ärztemangel, um dann mit ihrem längst Kult gewordenen Liebeslied auf die „Perle Fahrnau“ zum großen Finale eines rundum gelungenen Zunftabends überzuleiten, zu dem die Farifa-Air kurz nach Mitternacht wieder sicher im Herzen von Fahrnau landete.

FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.verlagshaus-jaumann.de

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading