Schopfheim Mega-Hits mit anderen Ohren hören

Markgräfler Tagblatt

Sommersound: Furioser Auftakt mit „SWR 1 Pop & Poesie“ / Von Abba bis Deep Purple

Mit dem Auftritt der zehnköpfigen Musik- und Schauspiel-Crew von „SWR 1 Pop & Poesie“ legte das achte Sommersound-Festival am Mittwoch auf der Marktplatzbühne einen furiosen Start hin.

Von Anja Bertsch

Schopfheim . „Altbekanntes – neu gehört“, so lässt sich das so einfache wie geniale Konzept von Pop & Poesie zusammenfassen: Es gibt Legionen von Pop- und Rockklassikern, die jeder schon tausendmal gehört und zumindest im Refrain aus voller Kehle mitgesungen hat; der großen Rest vom Liedtext aber bleibt meist unverstanden bis unbeachtet.

Hier leistet das Pop & Poesie-Format ganze Aufklärungsarbeit: Die englischen Liedtexte werden von Schauspielern auf der Bühne als ausgefeilte deutsche Übersetzungen vorgetragen und ausgespielt – je nach Motivlage mal mit berührender Intensität, mal mit mächtig Drama humorvoll-ironisch überspitzt.

In den Übersetzungen eröffnen sich hinter den vermeintlich so wohlbekannten Allzeithits ganz neue Horizonte. Das ist mal witzig, mal voll Poesie, mal ein bisschen schlicht und manchmal sehr berührend. Mal ist das in Worte gefasst, was einem der Song über Musik und Refrain immer schon mitgeteilt hatte, wie bei „Highway to Hell“ oder bei „Born to be wild“. Bei anderen Stücken wollen die überstzten Texte so gar nicht zu dem passen, was man bislang mit dem Song verbunden hatte; oft, so erkennt der geneigte Zuhörer, hat er nicht mal den Refrain so richtig verstanden. So etwa bei „(Tell me why) I Don′t like Mondays“, das keineswegs die in Musik gekleidete Hymne zum Elend des Wochenanfangs ist, sondern einen Amoklauf Ende der 1970er Jahre verarbeitet.

„Man hört das Lied mit anderen Ohren“, bringt Matthias Holtmann diesen Effekt auf den Punkt. Der frühere SWR1-Moderator ist Erfinder des Pop & Poesie-Konzeptes und hat es vor zehn Jahren vom Radio auf die Bühne geholt, wo er jetzt mit schnoddrig-coolen Ansagen den roten Faden spinnt.

Das Wortgeklingel freilich ist nur ein Teil des Programms: Jenseits der Poesie bietet der Abend eine mitreißende Sammlung von bald einem Dutzend Allzeithits aus der Pop- und Rockgeschichte. Den Text-Vorträgen folgt auf dem Fuß jeweils die Rück-Übersetzung ins Musikalische, und an dieser Stelle trumpft die fünfköpfige SWR-Band rund um die stimmstarke Sängerin Britta Medeiros und ihren männlichen Gegenpart Alex Kraus als astrein aufspielende Cover-Band auf.

Das Repertoire bespielt eine breites Spektrum unterschiedlicher Stile: Souliges wie Aretha Franklins „Respect“ ebenso mit dabei wie Abbas „Dancing Queen“ oder ein schmachtend-schönes „Leaving on a Jetplane“. Zum Ende hin rückt zunehmend die hart rockende Schiene à la Bon Jovi („Livin′ on a Prayer“) , AC/DC („Highway to Hell“), Rolling Stones („Jumpin′ Jack Flash“) ins Rampenlicht, ehe sich nach einem dreistündigen Musik- und Wortspektakel die Stuhlreihen zu Deep Purples „Rauch überm Wasser“ (Smoke on the Water) unter der Tanzlust eines begeisterten Publikums komplett in Luft auflösen.

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