Schopfheim Menschen sind leicht zu manipulieren

Markgräfler Tagblatt

„Die Welle“: Theater-AG der Waldorf-Schule zeigt Gefahren des totalitären Denkens auf

Von Christoph Schennen

Der Roman „Die Welle“ gehört zu den Klassikern des Deutschunterrichts. Der Bestseller wurde in 20 Sprachen übersetzt und ist in vielen Ländern Schullektüre. Zwei Schüler der Freien Waldorf-Schule Schopfheim haben nun unabhängig voneinander vorgeschlagen, den Stoff auf die Bühne zu bringen. Die Theater-Arbeitsgemeinschaft der Schule konnte sich ebenfalls für „Die Welle“ begeistern.

Das Stück basiert auf einer realen Begebenheit. 1967 führte der Geschichtslehrer Ron Jones an der „Cubberly High School“ in Palo Alto in Kalifornien ein Experiment („The Third Wave“) mit seinen Schülern durch. In „The Wave“ (1981) zeichnet Morton Rhue diesen Versuch nach. Ben Ross, so heißt der Lehrer in „The Wave“, zeigt seinen Schülern einen Film über die Verbrechen der Nationalsozialisten. Diese reagieren verstört auf das Gesehene, einzelne glauben, dass ein totalitäres Regime nicht wieder entstehen könnte.

In der nächsten Stunde flößt der Lehrer seinen Schützlingen ein, dass Macht nur durch Disziplin zu erreichen sei. Die Schüler folgen den Befehlen des Lehrers. In der zweiten Lektion, „Macht durch Gemeinschaft“, führt er einen Gruß und eine Symbol, eine Welle“ als Erkennungszeichen der Gruppe ein. Auch außerhalb der Klasse wird den Grundsätzen des Lehrers befolgt.

In der dritten Lektion überzeugt Ben Ross die Schüler vom Prinzip „Macht durch Handeln“. Aus der „Welle“ wird nun eine eigenständige Organisation. Es regt sich nun Widerstand gegen Ross’ Experiment, das daraufhin abgesetzt wird.

Es hat bewiesen, dass Menschen sehr leicht zu manipulieren und anfällig für totalitäre Regime sind. Zwei Jahre nach dem Versuch hat sich das in den USA noch einmal gezeigt. Dem in schwierigen Verhältnissen lebenden Charles Manson gelang es, hauptsächlich Frauen hinter sich zu scharen, die seinem Willen befolgten und die er sogar zu Morden anstiften konnte. Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Woodstock-Festival“ ist im Fernsehen und in Zeitungen daran erinnert worden. Auch in „Once upon a time in Hollywood“ von Quentin Tarantino taucht die Mansion Family auf.

Bei der Aufführung der Waldorfschüler führen Lily Klein und Nina Homolka (Choreografie) Regie. Lily Klein hat „Respekt“ vor der Entscheidung der Schüler, das Stück aufzuführen und auch „Lust das zu machen“. Das geht Nina genauso.

Sie erinnert daran, dass für jeden die Gefahr bestehe, in faschistische Strukturen zu rutschen. „Als Erwachsener ist man verantwortlich für das, was man tut oder lässt.“ Das Stück beinhalte auch aktuelle Bezüge zum Wiedererstarken rechtsextremistischen Positionen in der Gesellschaft, verspricht sie.

Von solchen Experimenten ist übrigens dringend abzuraten. Ron Jones, der im durch die Hippie-Bewegung bekannt gewordenen San Franciscoer Stadtteil Haight-Ashbury wohnt, durfte nach seinem Experiment nicht mehr an der „Cubberly High School“ unterrichten.

Weitere Informationen: Die „Welle“ wird am Samstag, 28. September, um 19 Uhr und am Sonntag, 29. September, um 19 Uhr im Saal der Freien Waldorfschule aufgeführt. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen. Empfohlen wird das Stück ab Klasse acht.

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