Schopfheim Mitreißende Virtuosität und Dynamik

Markgräfler Tagblatt
Der polnische Organist und ION-Preisträger Michal Kocot. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Orgelkonzert: Der Pole Michal Kocot musizierte an den Orgeln der Stadtkirche

Schopfheim (js). Seit vielen Jahren kommen Preisträger des Orgelwettbewerbs der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION) zum Schopfheimer Orgelsommer. Für Veranstalter Christoph Bogon ist das ein Glücksfall, denn „so bekommen wir Spitzenleute für unsere Orgeln“. Am vergangenen Donnerstag saß der Preisträger von 2016, der junge polnische Organist Michal Kocot, an den beiden Orgeln der Stadtkirche.

Die Verbindung kam zustande, weil Anschlusskonzerte für die Preisträger von der ION angeboten werden. Und da hat man in Schopfheim gerne zugegriffen und hat nach den Worten von Bogon über viele Jahre „eine gute, vertrauensvolle Beziehung“ mit dem Orgelwettbewerb aufgebaut. Davon haben beide Seiten etwas: zum einen die Preisträger, die Auftrittsmöglichkeiten bekommen und bekannter werden, und zum anderen hat das hiesige Orgelfestival damit Garanten für ein hohes Niveau.

Das war auch dieses Mal nicht anders. Mit dem Gastorganisten aus Krakau, der in den Musikhochschulen seiner Heimat, in Freiburg und Stuttgart studiert hat, war ein sehr kompetenter Interpret am Spieltisch zu erleben. Regelrecht „ins Schwärmen“ kam Kirchenmusikdirektor Bogon über das Programm, zu dem er vor dem Recital eine längere Einführung gab. Man könne das Programm unter den Aspekt „Dreiecksbeziehungen“ stellen, wenn man es geografisch betrachte. Norddeutschland, repräsentiert durch den großen Buxtehude, traf auf Mitteldeutschland, vertreten durch Großmeister Bach. Dann gab es den Link nach Österreich zu Mozart. Außerdem stellte Kocot drei Komponisten aus Frankreich aus drei Epochen vor.

Und wie packte der vielfache Wettbewerbsgewinner diese unterschiedlichen Orgelwelten an, zum einen den norddeutschen Barock an der Schuke-Orgel, zum anderen die französische Orgelromantik an der Voit-Orgel, aber auch die Spieluhrstücke Mozarts aus der Wiener Klassik? Rundum überzeugend, klar und präzise. Sowohl Buxtehude als auch Bachs „himmelstürmendes“ Präludium und Fuge BWV 550, bei dem sich „der junge Bach an der Orgel ausgetobt hat“ (Bogon), wurden in mitreißender Virtuosität, Dynamik und schweißtreibender, sportiver Pedalarbeit vorgetragen. Gefallen konnte Kocot auch mit luzidem, durchsichtigem, feinsinnigem Mozart-Spiel. Während man auch merkte, dass ihm die französische Orgelmusik sehr gut liegt, vor allem die schwebenden Klänge bei Jehan Alain, dem früh verstorbenen Bruder der Orgelvirtuosin Marie-Claire Alain, die übrigens sogar einmal in Schopfheim zu erleben war. Da konnte man gut verstehen, warum Kocot den Jehan Alain-Orgelmusikwettbewerb in Krakau gewonnen hat.

Einmal nicht die berühmte Toccata, die bei der Orgelnacht bereits zwei Mal erklungen ist, sondern den nicht minder bewegten ersten Satz „Allegro vivace“ aus Widors fünfter Orgelsinfonie stellte Kocot wirkungsvoll und klangmächtig in den Raum. Schön, auch mal diesen unbekannteren Satz zu hören und nicht immer nur die reißerische, populäre Toccata. So langen Beifall - und sogar Bravos – wie an diesem Abend hat man beim Orgelsommer selten gehört.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading