^ Schopfheim: Narren trauern um Gotti Schleer - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim Narren trauern um Gotti Schleer

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Gotti Schleer im Jahr 1988 in der Bütt Foto: zVg/Narrenzunft

Gotthard „Gotti“ Schleer war über Jahr hinweg eine prägende Figur der Schopfheimer Fasnacht. Nun ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

„Er war ein Vorbild für alle Zunftabendspieler, die nach ihm kamen. Nun hat er die große Bühne des Lebens verlassen“, schreibt die Narrenzunft in einem Nachruf.

„Er ist Narr, Beichtvater und Scharfrichter zugleich“, schrieb ein damaliger Redakteur über Gotti Schleers ersten Auftritt beim Zunftabend – 1960 war das, damals noch im alten Pflugsaal. Es war ein voller Erfolg und löste große Begeisterung beim närrischen Publikum aus. Schleer übernahm nicht nur den Part des Programmansagers und Büttenredners, er organisierte auch, zusammen mit einigen Elfer- und Zunfträten, die Spielleitung.

„Im räumlich begrenzten Saal schleuderte er von der Bühne oder aus der Ecke vor den Vorhang, ausgestattet mit Bütt, Telefon und Schreibmaschine, seine närrischen Ergüsse ins Publikum“, erinnert die Narrenzunft. Dies waren keineswegs nur lokalspezifische Narreteien: Gotti Schleer füllte auch die Rolle des närrischen Kabarettisten aus und holte die Großen der Welt in den Pflugsaal. So „telefonierte“ er mit Frankreichs Präsidenten de Gaulle und US-Präsident Reagen und griff auch wegen der Kreml-Bosse Breschnew und Chruschtschow oder auch mal wegen Franz-Josef-Strauß zum Hörer. 1962 gab er dem SED-Chef Walter Ulbricht Figur und Stimme: „Freundschaft, Freundschaft, allen Narren Freundschaft“, erklang es im hohen sächsischen Tonfall auf der Bühne des Schopfheimer Kultur-„Ballastes“.

Auch die alten Römer – vor allem die halbgefüllten – tauchten in Gottis Betrachtungen auf. Auch gesanglich war Schleer sehr rege, erinnert die Narrenzunft weiter. Er besang, zusammen mit dem sangesfreudigen Publikum „den letschde Chriisibaum auf dem Altig“ und absolvierte mit dem Auftritt als „Lili Marleen“ einen seiner darstellerischen Höhepunkte.

Mit närrischen Augen betrachtete Gotti auch die Entstehung von „Groß-Schopfe“, die Eingemeindung der umliegenden Dörfer. Seinen Vortrag 1975 „Oh nein, oh nein, oh nein, meine Vaterstadt muss größer sein“, habe Gotti Schleer selbst als Höhepunkt seiner Bütten-Auftritte bezeichnet. „Die Narrenzunft wird Gotti Schleer immer ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren“, heißt es abschließend.

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