^ Schopfheim: Neue Stadtmöbel für Senioren „mehr als ungeeignet“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim Neue Stadtmöbel für Senioren „mehr als ungeeignet“

Gudrun Gehr
Als Sitzgelegenheit gedacht und genutzt – ­für Senioren aber ungeeignet: die neuen Schopfheimer Stadtmöbel.Foto: Anja Bertsch Foto: Anja Bertsch

Die Besucher des Seniorenrats erhielten bei dessen jüngster Sitzung Einblick indessen Projekte und konnten eigene Anregungen loswerden; gleich mehrmals kam dabei die neue Möblierung der Innenstadt aufs Tapet.

Zwölf Bürger folgten der Einladung, erhielten Einblick in Projekte des Stadtseniorenrats und konnten eigene Anregungen loswerden; gleich mehrmals kam bei der Sitzung die neue Möblierung der Innenstadt aufs Tapet.

Aktive Senioren im Dorf

Ortsvorsteherin Eva Brutschin als Gastgeberin stellte „ihren Ortsteil“ – mit 255 Einwohnern Schopfheims kleinster, gleichzeitig dank etlicher Projekte groß im Umbruch – kurz vor: Von der lebendigen Gemeinschaft zeigt nicht zuletzt das Kaffeekränzchen, das im Rahmen einer privaten Initiative über die Winterzeit im zweimonatlichen Abstand stattfindet: Rund 50 Senioren finden regelmäßig den Weg, auch von außerhalb Enkensteins. Ein Besucher meinte: „Das ist ein Highlight für Enkenstein, hierauf können wir stolz sein.“

Einblick in die Historie

Vorstandssprecher Hannes Schneider stellte den Seniorenrat vor: Ins Leben gerufen im November 2018, besteht er aktuell aus 24 Mitgliedern. Acht davon sind interessierte Bürger; der Rest der Mitglieder stammt aus Institutionen wie dem Seniorenbüro oder dem Seniorenhaus. Die acht Bürger seien ausgesprochen engagiert, lobt Schneider, und legen sich gemeinsam mit ihren Ratskollegen ins Zeug für die Anliegen der rund 5000 Senioren, die es in Schopfheim gibt. Eine wichtige Stütze des Rats ist das Seniorenbüro unter Leitung von Dagmar Stettner mit zwei Mitarbeiterinnen.

Für eine barrierefreie Stadt

Der Seniorenrat ist Mitglied im Arbeitskreis für ein barrierefreies Schopfheim, der zum Ziel hat, für Personen mit Rollatoren und Rollstühlen ein problemloses Begehen der Stadt zu ermöglichen. Schneider sagte: „Hier stehen große Erfolge noch aus, doch die Sensibilität der Verwaltung für diese Bevölkerungsgruppe wurde zwischenzeitlich stark verbessert.“ Als gutes Beispiel dient das neue Baugebiet „Stalten“ in Langenau, wo sämtliche Gehsteige problemlos begangen werden können. Allerdings würden die Bordsteine nicht überall abgesenkt, es würde nicht automatisch mitgedacht werden. Dagmar Stettner meinte: „Hier müssen wir Bretter bohren, die sehr dick sind.“

„Schwätzbänkli“ dauert

Die Erfüllung der Aufgaben des Rats würde derzeit jedoch sehr unter dem Sparzwang der Stadt leiden, bedauert Schneider. Zu den Erfolgen zählt die Veranstaltung zweier erfolgreicher Seniorentage in der Stadthalle oder die Errungenschaft, dass in den letzten Jahren rund 20 Ruhebänke in der Innenstadt aufgestellt wurden; weitere Sitzbänke wurden mit Aufstehhilfen ertüchtigt. „Bei der neuen Möblierung der Innenstadt allerdings wurde an so etwas leider nicht gedacht“, zeigte sich Schneider verärgert.

Ein weiteres Projekt des Seniorenrats ist das „Schwätzbänkli“. Dieses soll die zwanglose Kontaktaufnahme im öffentlichen Raum erleichtern: Wer sich darauf niederlässt, signalisiert, dass er Interesse daran hat, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Eigentlich hätte ein solches „Bänkli“ bereits im April fertiggestellt werden sollen; noch allerdings lässt es auf sich warten.

Ein Besucher ärgerte sich: „Dieses Schwätzbänkli ist nach über einem Jahr immer noch nicht fertig – aber die Innenstadtmöblierung ist mit „komischen Särgen“ möbliert, die 250 000 Euro gekostet haben.“ Dagmar Stettner warb um Verständnis: Grund der verzögerten Aufstellung seien Gewährleistungsprobleme für den erforderlichen Umbau einer bestehenden Sitzbank.

Kritik an Möblierung

Auf Frage der Gäste erklärte Schneider, dass der Seniorenrat über die „Möblierung“ der Innenstadt vorab nicht informiert worden sei; hierzu habe es auch keine Verpflichtung gegeben. Dennoch wäre Rücksprache mit Sicherheit sinnvoll gewesen: „Diese Sitzgelegenheiten sind für Senioren mehr als ungeeignet“, meinte Schneider Auch wurde die Bepflanzung der Kübel mit Birken kritisiert; diese benötigten sehr viel Wasser und produzierten Allergene. Schneider gab zu bedenken: „Die Alternative wäre gewesen, die Innenstadt für den Autoverkehr zu sperren.“ Schneider schlug vor: „Die Sitze sind sowieso für Senioren nicht geeignet, also ignorieren wir sie einfach.“

„Ja“ zum Bürgerbegehren

Der Seniorenrat unterstützt das Bürgerbegehren für die Beibehaltung der Hebelschule auch mit einer Unterschriftensammlung. Benötigt werden bis Anfang Juni rund 1100 Unterschriften; rund 400 sind bereits beisammen. Weitere Unterschriftensammler des Stadtseniorenrates erklärten sich zur Unterstützung bereit.

Neuer Bürgertreff gesucht

Der Stadtseniorenrat ist heimatlos geworden. Kehat Merstetter vom Seniorenhaus erklärte, dass die öffentliche Begegnungsstätte der Mühlehof gGmbH im Bifig kurzfristig aus Kostengründen geschlossen wurde. Hier traf sich der Seniorenrat innerhalb des letzten halben Jahres. Alle Reservationen mussten storniert werden.

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