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Schopfheim „Nicht jeder Neonazi hat Tattoos und eine Glatze“

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Neonazi-Aussteiger Christian E. Weißgerber bei seinem Vortrag an der Gewerbeschule. Foto: zVg/Gewerbeschule

Gewerbeschule: Aussteiger Christian E. Weißgerber berichtet von seiner Vergangenheit

Schopfheim . Der Berliner Neonazi-Aussteiger Christian E. Weißgerber besuchte im Zuge der „Wochen gegen Rassismus“ die Gewerbeschule Schopfheim, um von seiner Vergangenheit zu berichten.

Wenn es um die rechte Szene geht, kann wohl kaum jemand so über die Entwicklungen und die tatsächlichen Begebenheiten in den innersten Kreisen berichten wie Christian E. Weißgerber.

Der Mann, der vom rechten Weg zur rechten Gesinnung und wieder zurück wechselte, ist heute Referent und sieht sich im Auftrag der Demokratie und der Aufklärung über das Thema Rechtsradikalismus unterwegs.

Schulen buchten ihn immer öfter, ohne dass konkrete Verdachtsfälle oder gar Übergriffe mit rechtsextremem Hintergrund vorlägen, stellt Weißgerber klar. Für ihn liege dies unter anderem daran, dass die Demokratie vermittelnden Fächer wie Gemeinschafts- oder Sozialkunde immer weiter in den Hintergrund rückten, um den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Platz zu machen. Dadurch bleibe demokratisches Verständnis hierbei oftmals auf der Strecke. Dem will Weißgerber nach eigenen Worten entgegenwirken, indem er sein Buch „Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war“ vorstellt und über die Problematik Rechtsextremismus informiert.

Auch die Gewerbeschule Schopfheim um ihren Schulleiter Klaus König ist der Auffassung, dass diese Einblicke ins rechte Spektrum aus erster Hand eine Bereicherung für das Demokratieverständnis der Schüler darstellt.

Die etwa 40 Schülerinnen und Schüler sowie acht Lehrkräfte folgten dem etwa zweistündigen Vortrag gespannt und hatten so viele, auch kritische Fragen, dass Weißgerber auch nach dem offiziellen Ende noch lange Rede und Antwort stand.

Besonders gut kamen zudem die persönlichen Erfahrungen und Anekdoten an, die Christian Weißgerber sehr offen mit den Schülern teilte, was sich vor allem bei der Fragerunde herausstellte. Der Ausstieg aus der rechten Szene war hierbei von besonderem Interesse sowie die damit verbundenen persönlihen Konsequenzen für den Betroffenen. Hassnachrichten im Netz waren noch die harmlosesten Reaktionen ehemaliger Neonazi-Kameraden.

Für Christian Weißgerber ist es nicht genug, sein Leben als Rechtsradikaler hinter sich zu gelassen zu haben. Er will Verantwortung übernehmen für die Dinge, die er getan hat, vor allem wenn von ihm damals angestoßene Prozesse bis heute nachwirken.

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