Schopfheim „Nicht leicht, alles unter einen Hut zu bringen“

Petra Martin

Uehlin-Areal: Eröffnung der Geschäfte trotz Zeitverzögerungen für Ende September anvisiert.

Schopfheim - Bis zur Eröffnung des neuen Müller-Markts in der Scheffelstraße soll es nicht mehr lange dauern: Die BPD Immobilienentwicklung GmbH zeigte sich gestern bei einem Pressegespräch im Rathaus optimistisch, dass die Eröffnung trotz entstandener Verzögerungen wie vertraglich geregelt bis zum 30. September stattfinden kann, sofern nichts Gravierendes mehr dazwischenkommt.

Falls alles klappt, könne die Eröffnung zwar nicht zur Jahresmitte, aber am 26. September offiziell begangen und im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags des Gewerbevereins am 29. September gefeiert werden, ließ BPD verlauten.

Ende Mai werde die Gebäudehülle an den Müller Markt übergeben, der dann die restlichen 14 Wochen dazu nutze, um seinen Markt einzurichten. Alle jetzt noch nötigen Feinabstimmungen mit Müller Markt verliefen nach Plan. Innerhalb der nächsten sechs Wochen sei es soweit, dass die Dinge „aufgegleist“ und bestimmt werden könne, ob der Eröffnungszeitpunkt dann auch definitiv eingehalten werden kann.

Beulen entdeckt

Gudula Nieke-Mast, Leiterin des Regionalbüros Freiburg der BPD Immobilienentwicklung GmbH, ließ beim Pressegespräch die Umstände Revue passieren, die laut Architekt Patrick Weiß zu einer achtwöchigen Verzögerung geführt hätten. Dazu zählten zahlreiche Planungsänderungen aufgrund von baulichen Gegebenheiten, die erst in der Bauphase sichtbar wurden (kein zweites Tiefgaragengeschoss, Probleme Tiefgarage beim benachbarten Supermarkt, „Beulen“, Wandverschiebung Richtung Hauptstraße).

All dies führte laut Architekt Patrick Weiß dazu, dass umgeplant werden musste und Zeit verstrich, bis erneut Planungssicherheit gegeben war. So habe die einst sehr großzügig geplante Tiefgarage nun mit schmalerer Einfahrt - zwar noch komfortabel, aber doch etwas enger - neu zugeschnitten werden müssen. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Generalunternehmer seien Verzögerungen auch wieder aufgehoben.

Die Geduld der Anwohner werde „extrem auf die Probe gestellt“, so Weiß, der Verständnis für die Nöte, etwa Zufahrts- und Parkprobleme, zeigte. Derzeit sei man dabei, die Zufahrten zu den privaten Grundstücken beim Sparkassenplatz wieder herzustellen. Der Sparkassenplatz ist auch Thema der nächsten Gemeinderatssitzung (siehe unten stehenden Artikel).

Dabei geht es auch um die Kosten (100 000 Euro zusätzlich für die Stadt). Fachbereichsleiterin Karin Heining sagte, auch wenn die Stadt das zahle, was oberhalb der Kostenschätzung liege, so handele es sich „nicht um Mehrkosten, sondern um eine Entwicklung“, die bei einem solchen Bauvorhaben nach ersten Kostenschätzungen vor ein paar Jahren zum Tragen kommen könne. BPD und die Sparkasse zahlen ebenfalls wie seinerzeit vertraglich vereinbart je 100 000 Euro.

Den Ärger mancher Stadträte, die moniert hatten, die Stadt müsse hier Geld für einen „Privatbau“ hinlegen, kann die BPD nicht nachvollziehen. Man müsse immer die Gesamtgeschichte betrachten, bat Architekt Patrick Weiß um Verständnis. Es könne nicht sein, dass „hier der ’Schwarze Peter’ hin- und hergeschoben“ werde.

„Ein Geben und Nehmen“

Auch Gudula Nieke-Mast unterstrich, dass es sich um ein Geben und Nehmen handele. Man müsse das gesamte Vertragswerk betrachten, bei dem die BPD auch der Stadt entgegengekommen sei. Die BPD profitiere nicht vom Sparkassenplatz, so Gudula Nieke-Mast, die daran erinnerte, dass vor der BPD schon zahlreiche Bauträger im Spiel gewesen seien.

Die Verhandlungen mit all den Grundstücksbesitzern im Umfeld und allen weiteren Beteiligten seien alles andere als einfach gewesen. „Mal gibt der eine, mal der andere“, so Bernhard Karle. „Es war nicht leicht, alles unter einen Hut zu bringen.“

Insgesamt gesehen handele es sich um ein Mammutwerk, so Bernhard Karle, kommissarischer Leiter des Tiefbauamts. Zahlreiche weitere Bauvorhaben in diesem innerstädtischen Bereich, darunter die Schaffung der Fußgängerzone in der Scheffelstraße, erforderten zahlreiche diffizile Planungsüberlegungen.

Gudula Nieke-Mast sagte, das Projekt auf dem Uehlin-Areal sei für das Unternehmen eines, das angesichts der ganzen Unwägbarkeiten nicht wirtschaftlich sei. Es sei generell leichter, auf der grünen Wiese einen Bau zu erstellen. Man habe aber das Ziel, ein neues Zentrum in der Innenstadt zu schaffen. Darüber freute sich auch Bürgermeister Harscher. Zwar sei alles sehr komplex und durch die Verzahnungen auch kompliziert, doch werde der Geschäftsbau, einmal eröffnet, einen „Riesenmehrwert“ für die Bevölkerung erbringen.

Kostenentwicklung

Die Kostenentwicklung beim Sparkassenplatz ist Thema der Gemeinderatssitzung am Montag, 13. Mai. Die Stadtverwaltung schlägt dem Gremium vor, die zusätzlichen Mittel in Höhe von 100 000 Euro zu bewilligen. Von einer Verteuerung könne man nicht sprechen, so Fachbereichsleiterin Karin Heining beim Pressegespräch.

Bernhard Karle, kommissarischer Leiter des Tiefbauamts, sagte, dass sich die erste Kostenschätzung 2017 auf 462 000 Euro belaufen habe; eine Abweichung von 25 Prozent sei möglich. Damals sei noch keine Höhenplanung vorhanden gewesen, die Ermittlung der Kosten sei über die Quadratmeterfläche erfolgt und von einer Durchschnittsaufbaustärke von 35 Zentimetern ausgegangen. Die Entwässerung der Decke sei über eine Mittelrinne mit mehreren Durchdringungen vorgesehen gewesen.

Tiefgarage ein Monolith

Im Zuge der Entwurfsplanung, so heißt es auch in der Vorlage für die Stadträte, sei von der Verwaltung festgelegt worden, die Tiefgaragendecke möglichst nicht zu durchdringen, sondern als monotholitisches Bauwerk zu erstellen. Dies sei sowohl aus Gewährleistungsgründen als auch aufgrund von Erfahrungswerten bei anderen Tiefgaragen, etwa im Pflugareal, so beschlossen worden, erläuterte Karle. Des weiteren sei zum Zeitpunkt der Kostenschätzung die Höhenlage der bestehenden Spindel der Supermarkt-Tiefgarage nicht bekannt gewesen und für die Schätzung ein Standardmaß von 30 bis 40 Zentimeter angenommen worden. Es habe keine Bestandshöhenpläne gegeben. Doch habe es sich gezeigt, dass die Spindeldecke mit einer nicht zu erwartenden geringen Überdeckung von sechs bis acht Zentimeter versehen sei.

Aus diesen Zwangspunkten resultiere die Umplanung. Die Höhenanpassung habe mit sich gebracht, dass im Rahmen der Umgestaltung zwei Rinnen außen um den Platz herumgeführt werden und die Aufbaustärke von 35 auf 50 Zentimeter erhöht werden musste, was einen um etwa 40 Prozent erhöhten Materialbedarf bedeute.

Gemeinderat entscheidet

Sehr enge Baufristen, Unterbrechungen des Bauablaufs (Parallelmaßnahmen, Restriktionen Lieferverkehr) und die allgemeine Preissteigerung in den vergangenen Jahren wirkten sich auf die Kostenentwicklung aus, machten Bernhard Karle und Karin Heining deutlich.

Im September 2018 sei deshalb eine Kostenhochrechnung für die Haushaltsplanung 2019 vorgelegt worden. Hier habe sich eine Summe von rund 608 000 Euro ergeben; der Haushaltsansatz für 2018 habe sich auf 500 000 belaufen. Im Haushalt 2019 seien dann auf der Grundlage der Kostenhochrechnung nochmals weitere 200 000 Euro nachfinanziert worden. Nach der Ausschreibung und Vergabe beliefen sich die Gesamtkosten (Baukosten, Ausstattung wie Lampen, Parkautomaten und Ingenieurhonorar) auf rund 800 000 Euro.

Daraus resultiere eine Differenz zum bisherigen Haushaltsansatz in Höhe von rund 100 000 Euro für die Stadt, über die der Gemeinderat am kommenden Montag abstimmen soll.

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