Schopfheim Ohne Bach geht es einfach nicht

Jürgen Scharf
Gut besucht war das Silvesterkonzert von Christoph Bogon in der Stadtkirche. Foto: Jürgen Scharf

Das Silvesterkonzert von Christoph Bogon in der Stadtkirche war der krönende Abschluss eines vielfältigen Kirchenmusikjahres. Die Kirchenbankreihen waren voll besetzt, beide Orgeln ertönten.

Früher hieß es „Meet the Queen“. Jetzt heißt es noch Silvesterkonzert, aber nach wie vor steht in Schopfheim zum Jahresausklang die Königin der Instrumente im Mittelpunkt. So war es wieder an diesem 31. Dezember spätabends, als Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon sich freute, dass das Publikum so zahlreich erschienen war, um das alte Jahr mit festlicher und besinnlicher Musik zu beschließen.

Zwei Orgeln sind zu hören

Der große Reiz der Silvesterkonzerte in der Stadtkirche sind die beiden Orgeln. Die neuere Schuke-Orgel eignet sich besonders gut für norddeutsche Barockmusik, für Buxtehude und Bach, die Emporenorgel für Musik der Romantik. Und beides spielte Bogon an diesem Abend aus. Seit er als Kantor in Schopfheim angefangen hat, gibt es diese schöne Tradition der Silvesterkonzerte. Und die spätere Anfangszeit um 21.30 Uhr hat sich bewährt; die Leute haben schon gegessen und können vor Mitternacht wieder nach Hause, um pünktlich aufs neue Jahr anzustoßen.

Bogon weiß mit beiden Instrumenten glänzend umzugehen und er wählt aus dem Fundus der Schuke- und Voit-Orgel plastische und charaktervolle Registerfarben. Weil die Schuke eine so schöne „Trompete“ hat, eröffnet er sein Recital mit dem klangprächtigen barocken „Prince of Denmark’s March“ von Jeremiah Clarke, eigentlich ein Paradestück für Trompete. Aber es kommt auch den Klangvorstellungen dieser Orgel entgegen, tönt strahlend und brillant.

Kein Staubkorn

Ohne Bach geht es nicht bei diesen Konzerten. Jedes Mal muss ein Werk des „Spielmanns Gottes“ dabei sein. Dieses Mal das große Präludium und Fuge G-Dur BWV 541, das mit seiner freudigen Intensität und Beschwingtheit in Bogons Interpretation in der Tat wie ein ganzes Orchester klingt. Bei Bogon klebt kein akademisches Staubkorn an Bach, dafür ist seine Interpretation formvollendet.

In guten Händen ist bei ihm auch das reiche Figurenwerk der Barockmeister in Choralvorspielen und Bearbeitungen von Weihnachtsliedern, ob es sich um Bach, Buxtehude und Pachelbel handelt.

Ganz zentral im Programm platziert war eine eigene Variationenfolge von Bogon: sieben Veränderungen über das Thema „Herbei, o ihr Gläub’gen“ in Form einer Improvisation, mit humorvollen und originellen Stilzitaten und modernen Rhythmen bis hin zum Poppigen. Damit wollte Bogon den Zuhörern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern – was ihm auch gelang.

Mit diesem markanten Zwischenruf „verabschiedete“ sich Bogon von der Schuke-Orgel im Altarraum und wechselte auf die Empore an den Spieltisch der Voit-Orgel. Sie ist eher deutsch-romantisch disponiert; es ist also keine Cavaillé-Coll-Orgel vom Klang her, aber sie hat wunderschöne Registerfarben und kann auch – mit Akzent – französisch „sprechen“. Ein Traum in seiner Zartheit ist das Offertoire h-moll des Pariser Komponisten Théodore Dubois. Bei Bogon wird es zu einem filigranen Klanggespinst.

Böller ertönen

Die Krone des Konzertprogramms stellte die „Suite gothique“ von Leon Boellmann dar. Hier konnte der Organist in seiner lebendigen und differenzierten Interpretation eine Farbenlehre romantischer Klänge vorführen, sowohl im Menuet gothique als auch im sanften, einschmeichelnden Prière à Notre-Dame. In diesen langsamen Satz tönten an den leisesten Stellen die lauten Böller von draußen herein, die Bogon dann aber mit vollem Werk und guter Pedalpräsenz in dem triumphalen Toccata-Abschluss übertönen konnte. Das hatte wahrlich Final-Qualität.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading