Schopfheim Ort der Geborgenheit für 100 Kinder

Markgräfler Tagblatt
Berichteten von ihrem Besuch im Gaza-Streifen: Peter Elsen (links) und Thomas Wehkamp (ganz rechts). Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Waldorfschule: Peter Elsen berichtet vonn seinem jüngsten Besuch im Gaza-Streifen

Von Anja Bertsch

Etwa 200 Schüler der Waldorfschule legten sich beim Sponsorenlauf vor etwa einem Monat mächtig ins Zeug, um möglichst viel Geld für den ersten Waldorfkindergarten im Gazastreifen zu erlaufen. Knapp 19 000 Euro kamen dabei zusammen.

Schopfheim. Nun hoffen die Organisatoren Peter Elsen und Thomas Wehkamp, durch noch ausstehende Sponsorengelder und die ein oder andere zusätzliche Spende, die Marke von 20 000 Euro zu knacken. Damit nämlich wäre das große Ziel erreicht: Der Kindergartenbetrieb – sprich: vor allem das Gehalt für die vier Erzieherinnen - wäre auf ein Jahr gesichert.

Soeben von einem Einsatz mit einem Team der „Freunde der Erziehungskunst“ von dort zurückgekehrt, führte Waldorflehrer Peter Elsen seinen Schülern am Montag in einem lebendigen Bericht vor Augen, was ihr Geld vor Ort bewegt.

Am Beginn der Ausführungen freilich standen bedrückende Eindrücke: Zerbombte Häuser, ein vergitterter Blick auf Scharfschützentürme und den acht Meter hohen Wall, der den Gazastreifen buchstäblich einmauert, die öffentliche Stromversorgung auf drei Stunden am Tag begrenzt, oder die schmerzlindernden Medikamente für den krebskranken Vater einer Freundin in Gaza schlicht nicht erhältlich.

Mit Bildern und Schilderungen von seine Begegnungen und Erfahrungen vor Ort brachte Peter Elsen seinen jungen Zuhörern das beschwerliche Leben der Bewohner des Gazastreifens nahe, wo sich etwa zwei Millionen Menschen auf einem Landstreifen von zehn auf 50 Kilometern drängen.

Zugleich jedoch gibt es auch Zeichen der Hoffnung und Orte der Geborgenheit wie beispielsweise den frisch erbauten Waldorfkindergarten. Bilder und kurze Filme zeugten vom schönen Gebäude, das da – ebenfalls mit Hilfe von Spenden aus Deutschland - entstanden ist, und vom bunten Leben, das mittlerweile eingezogen ist.

Etwa hundert Kinder besuchen den Kindergarten mittlerweile; die Warteliste ist lang. Dabei freilich funktioniert ein Kindergarten in Gaza wie überhaupt in der arabischen Welt ganz anders als hierzulande: freies Spielen, Singen, Basteln? Eher nicht.

Die Erzieherinnen fungieren vor allem als Lehrerinnen, die die Kinder wie in der Schule unterrichten: „ Von Eltern und Lehrern wird einfach erwartet, dass die Kinder schon lesen, schreiben und rechnen können, wenn sie in die Schule kommen“, so Elsen.

Dieses frühe Fokussieren rein auf die kognitive Ebene widerspricht (nicht nur) der Waldorfpädagogik. Und so sehen es die Freunde der Erziehungskunst als große Herausforderung, hier mehr spielerische, musische, kindgerechte Impulse einzubringen. Immerhin, so schmunzelt Elsen, nimmt sich eine der Lehrerinnen mittlerweile die Freiheit, nur noch eine halbe Stunde am Tag „Schule zu machen“, und den Rest dem Spielen zu überlassen.

Um die Waldorfpädagogik künftig intensiver und besser vermitteln zu können, werden die Einsätze denn auch gerade umorganisiert: Das Team wird von vier auf zwei Personen verkleinert, die dafür – Stichwort Finanzrahmen - öfter vor Ort sein können. Dabei fallen die Impulse durchaus auch jetzt bereits auf fruchtbaren Boden, sogar über die eigentliche Waldorfeinrichtung hinaus: Auch aus anderen Kindergärten im Gazastreifen haben sich bereits Interessenten gemeldet, die sich gerne in der Waldorfpädogik weiterbilden würden. Wenngleich das angesichts der knappen Ressourcen der „Freunde“ natürlich einen Spagat bedeute, freue man sich dort natürlich, dass die Arbeit offenbar Früchte trägt, so Elsen.

Abschließend nutzte er die Gelegenheit nochmals für ein dickes Dankeschön an Schüler, Sponsoren sowie an die Christengemeinde und den Basarkreis der Schule für die finanzielle Unterstützung.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading