Schopfheim Pionier mit prophetischer Weitsicht

Von Werner Müller und August Bichelmeier

Max Metzger: Neue Studie belegt: Der Schopfheimer Priester und Pazifist war seiner Zeit weit voraus

Schopfheim - „Ein Pionier, der seiner Zeit in vielem weit voraus war“ – „Ein Schrittmacher des Glaubens, der immer wieder Grenzen überschritt“. Mit diesen Worten charakterisiert der Theologe Ludwig Rendle den Schopfheimer Priester und Pazifisten Max Josef Metzger, den die Nazis 1944 hinrichteten.

Diese Würdigung ist der Kerngehalt dessen, was Rendle, pensionierter Oberstudiendirektor aus Augsburg, in seiner soeben erschienenen Doktorarbeit über Max Metzger zusammengetragen und analysiert hat. Für seine „materialreiche und klug argumentierende Studie“ erhielt der 75-Jährige die Note „magna cum laude“ (sehr gut).

„Metzgers Tragik war, dass ihn seine Zeitgenossen, auch die innerkirchlichen, nicht verstanden“, so Rendle. Erst heute decke sich Metzgers Konzept eines umfassenden Friedens und seine Ablehnung der Lehre vom gerechten Krieg mit der offiziellen Lehre der beiden christlichen Konfessionen.

Metzger haben zudem schon nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die „Vereinigten Staaten von Europa“ gefordert und sich für die deutsch-französische Aussöhnung engagiert. „In seinen unzähligen Initiativen war Metzger klarsichtig und konsequent und keineswegs sprunghaft, wie ihm seine Kritiker immer wieder unterstellten“, urteilt Rendle.

Er selbst sei als Student der Theologie und Germanistik über den Namen Max Metzger gestolpert. Ein Büchlein mit Briefen, die der Schopfheimer Priester aus dem Gefängnis an den Papst schrieb, habe ihn seinerzeit „sehr beeindruckt“, so Rendle. Auch während seines Berufsleben sei er immer wieder mit Metzger in Berührung gekommen.

Nach seiner Pensionierung fand Rendle Zeit, sich intensiver mit dem Schopfheimer Geistlichen zu beschäftigen. Herausgekommen ist ein Werk mit 378 Seiten und 1600 Fußnoten. Bereits bei einer Veranstaltungsreihe im Herbst 2019 zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Hinrichtung von Max Metzger durch die Nazis hatte Ludwig Rendle in einem Vortrag in der Markgrafenstadt über seine Erkenntnisse berichtet.

Seit 1916 war Metzger Pazifist. Als katholischer Priester, der zuvor als Militärseelsorger den Ersten Weltkrieg hautnah miterlebt hatte, fragte er sich, wie Völker, die seit eineinhalb Jahrtausenden christlich getauft waren, Krieg gegeneinander führen konnten.

Seiner Ansicht nach lag das Problem nicht in der Friedensbotschaft Jesu Christi, sondern in deren halbherzigen Umsetzung durch die Christen und deren Kirchen, die mit ihrer Lehre vom „gerechten Krieg“ diesen sogar legitimierten.

Gegen die Lehre vom „gerechten Krieg“

Sein Engagement galt daher der Erneuerung des „praktischen Christentums“ mit dem Ziel eines nachhaltigen Friedens, der den Weltfrieden (Völkerverständigung, Abrüstung, Recht auf Kriegsdienstverweigerung) und die Einheit der christlichen Konfessionen ebenso umfassen sollte wie die Überwindung der sozialen Gegensätze in der Gesellschaft (christlicher Sozialismus) und den Frieden in den Familien.

Rendle sieht Metzger als überaus begabten Netzwerker, dem es leicht fiel, Verbindungen zwischen Menschen und zwischen Organisationen zu knüpfen.

Angesichts der Größe seines Anliegens sei es nachvollziehbar, dass er dabei seinen Gesichtskreis immer mehr erweiterte. Er war 1918 Mitbegründer der größten katholischen Friedensorganisation Deutschlands in der Weimarer Republik, hatte aber schon sehr früh seinen Blick auch auf die internationale Zusammenarbeit in der katholischen Friedensarbeit ausgerichtet.

1921 hielt er in Paris (als erster Deutscher nach dem Krieg) bei einer Friedenskundgebung vor begeisterten 4000 Menschen eine Rede. Bald darauf nahm er, trotz Gegenwinds von seiner kirchlichen Obrigkeit, an Konferenzen des protestantisch geprägten „Internationalen Versöhnungsbundes“ teil.

1927 sprach er vor einem Friedenskongress, an dem Vertreter verschiedener Weltreligionen teilnahmen. Seine wohl bekannteste Rede hielt er 1929 vor der „Internationale der Kriegsdienstgegner“ vor einem mehrheitlich sozialistischen und kommunistischen Publikum.

Mit seinem Eintreten für den Frieden befand sich Metzger in fundamentaler Opposition zu den Nazis, obwohl er 1933 zunächst versucht hatte, eine Form der Verständigung herzustellen um die von ihm gegründete Gemeinschaft zu schützen. Seine Beschränkung auf gewaltfreien, passiven Widerstand bewahrte ihn letztlich jedoch nicht vor der Hinrichtung im Jahr 1944.

Weitere Informationen: Ludwig Rendle, „Max Josef Metzger: Gerechter Friede statt Gerechter Krieg“, Grünewald-Verlag, ISBN: 978-3-7867-3216-7, Preis: 40 Euro.

Ludwig Rendle, pensionierter Gymnasiallehrer für katholische Religion und Deutsch, war von 1994 bis 2010 Leiter der Abteilung Schule und Religionsunterricht der Diözese Augsburg. Mit seinem Buch über Max Josef Metzger promovierte er zum Dr. theol.

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