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Schopfheim Portion Wärme für Leib und Seele

Anja Bertsch
Ein kräftige Suppe und Menschen, mit denen man sich’s gemeinsam schmecken lässt: Aus diesen Grundzutaten will die evangelische Kirchengemeinde ihren wärmenden Mittagstisch kreieren. . Foto: Pixabay

Soziales: Kirchengemeinde plant „Wärmenden Mittagstisch“ / Einladung an Helfer und Mitesser

Ein herzliche Einladung zum „wärmenden Mittagstisch“ spricht die evangelische Kirchengemeinde ab Mitte Januar aus: Einmal in der Woche gibt es im Gemeindehaus eine kräftige Suppe, einen Nachtisch – und nette Tischgesellschaft. Im Interview gibt Gemeindediakonin Ursula Schmitthenner Auskunft zu den wichtigsten Fragen.

Von Anja Bertsch

Schopfheim. Wer darf sich angesprochen fühlen, was ist die Idee hinter dem ambitionierten Projekt – und was braucht es, damit es gelingt? Wir haben bei Gemeindediakonin Ursula Schmitthenner nachgehakt.

Frage: Was soll sich im evangelischen Gemeindehaus unterm klangvollen Namen „Wärmender Mittagstisch“ abspielen? Welcher Gedanke steckt hinter der Initiative?

Meine Vision: Ich sehe vor mir einen gut gefüllten warmen Gemeindesaal. An den Tischen sitzen Menschen, reden miteinander, lachen und können für eine Zeit lang alles vergessen, was sie sonst bewegt. Eine klamme Haushaltskasse, der einsame Tisch, eine kalte Wohnung, der kalte Platz im Freien. Menschen, die sich vorher nicht wahrgenommen haben, kommen miteinander ins Gespräch und essen miteinander. Die alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern, der Senior, der nach dem Tod der Frau alleine ist, die Menschen, die als Flüchtlinge zu uns gekommen sind und Anschluss finden möchten.

Frage: Wie ist die Idee entstanden?

Seit Jahren reden wir davon, „einladende Gemeinde“ zu sein: ein Anlaufpunkt mitten in der Stadt. Oft allerdings wurde das auf die Zukunft projiziert – wenn wir endlich unser neues Gemeindehaus haben. Bis das aber endlich verwirklicht wird, geht ein ums andere Jahr herum.

Einen wichtigen Impuls, jetzt aktiv zu werden, gab die Anregung der Landeskirche, der aktuellen Unsicherheit in Bezug auf Wärme und Geld unterm Stichwort „Wärmewinter“ etwas entgegen zu setzen. Da haben wir in unserem Team der Hauptamtlichen herumgesonnen, was wir als Kirche in Schopfheim dazu einbringen wollen und können – und so wurde die Idee geboren, in der kalten Jahreszeit einmal in der Woche in einem warmen Gemeindehaus ein sättigendes Mahl anzubieten.

Frage: Wer darf sich von der Einladung angesprochen fühlen, und für wie viele Menschen wird die Tafel gedeckt sein?

Angesprochen fühlen dürfen sich alle Menschen. Gemeindeglieder und Kirchenferne, Alt und Jung, Menschen mit und ohne Geld. Die Aufzählung könnte man noch weiterführen. Wir werden erst einmal mit 50 Essern rechnen, aber es passen viel mehr ins Gemeindehaus. Und es wird immer eine Notreserve geben. Wir werden von Woche zu Woche neu planen.

Frage: Was wird serviert? Haben Sie den „Menüplan“ für den ersten Mittagstisch schon vor Augen?

Es gibt noch keinen Menüplan, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass es einen vegetarischen Eintopf oder eine Suppe mit Brot und einen Nachtisch geben wird. Dazu ein heißer Tee und Punsch. Auf jeden Fall wird es ein abwechslungsreiches, wohlschmeckendes Angebot geben.

Wir wollen gern auch das verarbeiten, das sonst weggeschmissen wird, aber noch gut zum Verbrauchen ist. Deshalb wollen wir etwas flexibel sein und mit dem kochen, was vorhanden ist.

Unsere Idee war auch, Marktbeschicker, Lebensmittelläden oder Bäckereien anzusprechen, ob sie Lebensmittel oder Brot (übrig) haben, das sie für diese Aktion spenden können. In diesem Zusammenhang ist es der Kirchengemeinde sehr wichtig, nicht mit der Tafel in Konkurrenz zu gehen. Aber da sind wir in einem guten Austausch mit dem Diakonischen Werk.

Frage: Was soll das Essen kosten?

Für unsere Gäste ist das Mittagsmahl kostenlos. Wer etwas geben möchte, weil er es finanziell kann, mag einen Beitrag in einen Suppentopf legen, der im Raum stehen wird. Davon, von den gespendeten Lebensmitteln und von Zuschüssen der Gemeinde werden wir dieses Projekt finanzieren.

Frage: Angenommen, ich bin von der Idee angetan: Wie kann ich mich einbringen?

Im Moment suchen wir Helferinnen und Helfer, die dieses Projekt mit uns angehen wollen. Es braucht schon sechs bis zehn Menschen pro Mittwoch, vom Kochen bis zum Abwasch gerechnet. Das können einzelne sein, die sich für einen überschaubaren Zeitraum engagieren wollen. Aber es ist auch gut möglich, dass sich ein Freundeskreis, eine Sportgruppe, ein Verein findet, und sagt: Ja wir sind bereit, an einem Mittwoch für das Essen zu sorgen.

Neben ehrenamtlichen Helfern braucht es auch Sach- und Geldspenden. Konkret suchen wir im Moment nach einer Gefriertruhe. Da wir Lebensmittel vielleicht azyklisch bekommen, müssen wir diese vielleicht schnell verarbeiten. Oder es bleibt Suppe übrig, die wir ein anderes Mal weiterverarbeiten können.

Frage: Wie soll das ganze hinter den Kulissen ablaufen? Woher kommt beispielsweise das Essen, und hat das Gemeindehaus die nötige Infrastruktur?

Zubereiten wollen wir das Essen direkt in unserer Küche im Gemeindehaus. Das ist eine kleine Herausforderung, aber das werden wir schaffen. In der Regel wollen wir am Mittwochvormittag kochen. Wenn sich aber eine Gruppe findet, die am Dienstagabend kochen will, werden wir auch das möglich machen.

Frage: Was braucht es, damit das Projekt gelingt?

Neben den Helfern brauchen wir natürlich Menschen, die sich einladen lassen. Denn was nutzt es uns, wenn die Suppe gekocht ist und niemand kommt, um sie zu essen?

Frage: Das Projekt ist auf drei Monate angelegt. Könnte daraus auch eine dauerhafte Einrichtung werden?

Die 13 Wochen werden eine Kraftanstrengung, wir werden von Woche zu Woche dazulernen. Aber wer weiß, welches Resümee wird ziehen. Ich kann mir so manches vorstellen, von einem gemeinsamen Mahl einmal im Monat bis dahin, dass wir es als Projekt im nächsten Winter wiederholen. Im Januar fangen wir nun erst einmal an und lassen uns überraschen, was kommt. Ich bin jedenfalls zuversichtlich.

Weitere Informationen: Zum ersten Mittagstisch lädt die Kirchengemeinde am Mittwoch , 11. Januar, zwischen 12.30 und 14 Uhr ein. Bis April findet er dann jeweils mittwochs statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Gesucht sind Helfer, die sich tatkräftig engagieren möchten – allein, mit Freunden, an einem oder mehreren Mittwochterminen. Gefragt sind auch Geld- und Sachspenden, etwa von Marktbeschickern, Bäckern, Lebensmittelläden o.ä. Ansprechpartnerin ist Diakonin Ursula Schmitthenner, Tel. 07622/4048; eine möglichst baldige Rückmeldung wäre wünschenswert.

Uschi Schmitthenner ist Diakonin in der Evangelischen Kirchengemeinde Schopfheim. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Seniorenarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Arbeit mit Erwachsenen.

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