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Schopfheim Profund abgesichert und kurzweilig

Markgräfler Tagblatt
Maria Mokhova an der Schuke-Orgel Foto: Willi Vogl Foto: Markgräfler Tagblatt

Klassische Klarheit: Maria Mokhova zu Gast beim Schopfheimer Orgelsommer

Von Willi Vogl

Schopfheim. Die sommerliche Hitze zu abendlicher Stunde dürfte beim jüngsten Orgelkonzert in Schopfheim ein weiterer Grund gewesen sein, in die klingende Kühle der evangelischen Stadtkirche einzutauchen. Maria Mokhova, Preisträgerin an internationalen Wettbewerben, wie dem im tschechischen Opava oder beim „Prager Frühling“, gastierte mit Werken von Johann Sebastian Bach sowie Felix Mendelssohn Bartholdy und August Gottfried Ritter.

Stilbewusst eröffnete Mokhova mit Bachs Präludium und Fuge D-dur, BWV 532 an der Schuke-Orgel im Chorraum. Nach den festlich anmutenden Orgelpunkten im Präludium wusste die aus Nowgorod stammende Organistin bei der tänzerisch ausladenden Fuge mit bestimmtem Zugriff und akkurater Pedaltechnik zu überzeugen. In der Choralbearbeitung „Schmücke dich, o liebe Seele“ entwickelt sie einen ruhig strömenden Cantus firmus.

Mit dem Wechsel auf die weicher disponierte Voit-Orgel auf der Empore änderte sich nicht nur das Klangbild, sondern auch der Stimmungsgehalt der Musik. Da erklang ein für Felix Mendelssohn Bartholdy vergleichsweise modulatorisch farbiges Allegro aus seiner Sonate IV, op. 65/4, ein schlichtes wie inniges Andante religioso, ein elegant wogendes Allegretto und ein klangmassives Allegro maestoso. Dabei unterlag Mokhova nicht der Versuchung, sich vom klanglichen Charme des Instruments zu blumigen Temposchwankungen verführen zu lassen. Ihre Tempi bewegten sich angenehm im Rahmen klassischer Klarheit.

Wieder an der Schuke-Orgel wurde es etwas italienisch. Wenngleich das Concerto d-Moll, BWV 596 von Bach stammt, gemahnen die charakteristischen Tonrepetitionen und Akkordumspielungen in den Ecksätzen sowie die gesangliche Siciliano-Melodik im Largo an die südländische Leichtigkeit eines Antonio Vivaldi.

Die Sonate für Orgel Nr. 2 e-Moll, op. 19 des in Magdeburg wirkenden August Gottfried Ritter erwies sich ganz als Kind seiner Zeit. Wenngleich etwas formelhaft gesetzt, erklangen in dem ausladenden rhapsodisch angelegten Werk charakteristische Harmoniewendungen und Kontraste zwischen tokkatenhaftem Figurenwerk und gesangsmotivierter Motivik. Mokhova registrierte mit angemessenen Farben und artikulierte plastisch.

Ihr profund abgesichertes Spiel erwies sich insgesamt als kurzweiliger Blick auf musikalisches Erbe. Sie machte zudem neugierig auf interpretatorische Tugenden auch jenseits allzu vertrauter historischer Modelle.

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