Schopfheim Rasante Klamotte mit viel Spielwitz

Jürgen Scharf
Ausgerechnet Mallorca! Die turbulente Urlaubskomödie in der gut gefüllten Stadthalle gefiel durch rasanten Spielwitz. Foto: Jürgen Scharf

Theater: „Ausgerechnet Mallorca“ in der Stadthalle: Slapstick mit der Holzhammermethode.

Schopfheim - Ausgerechnet in der schönsten Zeit des Jahres geht alles schief. Das Hotel auf der Deutschen liebsten Ferieninsel Mallorca ist eine Katastrophe! Um nicht zu sagen: eine Bruchbude. Viel Zoff und Stoff für eine turbulente Urlaubskomödie in der Abo-Theaterreihe.

Urlaub in Arenal bei Ballermann 6? Für Klaus-Rüdiger ein Debakel. Dabei gewinnt der „Sexiest Man“ beim Männerstriptease an dieser Amüsier- und Saufmeile in engen goldenen Shorts den ersten Preis, eine Marilyn-Monroe-Gummipuppe.

Noch einmal eine Sause machen

Dem (noch) keuschen Novizen Martin geht es nicht besser. Der künftige Jungmönch will noch einmal eine Sause machen, bevor er ins Kloster geht. Bruder Martin gewinnt beim Bananen-Wettessen einen Gartenzwerg, den er ins Bett mitnimmt.

Und wie so oft bei komplizierten Verwicklungen fängt alles ganz einfach an. Klaus-Rüdiger will auf Mallorca seine Geliebte treffen, Martin der Aufpasser-Nonne Doris entgehen. Zwei ganz normale Männer, eigentlich. Aber in dieser abgescherbelten Hotelsuite und bei dem tollpatschigen Portier muss das Chaos ja seinen unweigerlichen Lauf nehmen.

„Ausgerechnet Mallorca“ war ein klamaukiges Lustspiel (Produktion Theatergastspiele Fürth) in der Abo-Theaterreihe, mit jungen, taffen Darstellern, die man aus Serien und Soaps kennt. Natürlich, der Plot, ein dreifach überbuchtes Zimmer, ist arg primitiv. Bei der Handlung herrscht eine Holzhammermethode, eine Hau-drauf-Slapstick-Komik. Die Schranktür dient als Versteck für die Männer, die sich im Schlafzimmer drängeln, das Telefon klingelt ohne Unterlass. Die Auf- und Abgänge sind typisch für eine billige Tür-auf-Tür-zu-Komödie: einer kommt rein, der andere fliegt raus.

Perfekt auf die Pointe hin inszeniert

Die Klamotte ist vergnüglich, weil perfekt auf die Pointe hin inszeniert und mit Serienschauspielern besetzt, die genau wissen, wie eine solche Comedy gespielt werden will: mit Rasanz, Spiel- und Dialogwitz.

Regisseur und Hauptdarsteller Thomas Rohmer weiß um die Wirkung des „Running Gags“. Als komische Ulknudel schleppt er als Portier immer Wassereimer, weil es kein fließendes Wasser im Klo gibt.

Die Klamotte ist auch eine mit lustigen Klamotten. Judith Hildebrandt als paranoide, bescheuerte Putzfrau, die keine ist, tanzt mit hochhackigen Absätzen und kurzem Röckchen an, bezieht zuerst im eng sitzenden, bayrischen Lederhosen-Mini das Hotelzimmer. Die Kleine, ein wilder Feger, der immer einen Anlauf nimmt, um aufs hohe Bett zu hüpfen, verjagt mit Tennisschläger die Männer – auf sie mit Gebrüll!

Oliver Clemens als deutscher Ballermann mit Abschleppgedanken hat einigen Sexappeal, ist aber am Schluss der bedauernswerte Klaus-Rüdiger, dem nicht nur daheim das Haus abgebrannt, sondern auch der Hund gestorben ist.

Heiloses Durcheinander

Rhon Diels fliegen in diesem heillosen Durcheinander die Zuschauersympathien zu als arg geprüftem Novizen mit lüsternen Gedanken. Erika Strotzki hat als resolute, furchtlose Nonne vor dem Herrn die Lacher auf ihrer Seite, wenn sie das verrückte Comedy-Ensemble und die Zuschauer mit dem Schreckensruf „Sodom und Gomorrha!“ in die Pause schickt.

Danach wird die Inszenierung noch um einige Umdrehungen verrückter. Zugegeben, das ist flache Unterhaltung, aber man hat an diesem Theaterabend, wenn man nicht so sehr aufs Niveau schielt und unter dem Titel „Ausgerechnet Mallorca“ eine anspruchsvolle Boulevardkomödie erwartet, richtig viel Spaß. Lacher pur im Publikum und viel Beifall bis hin zu begeistertem rhythmischem Klatschen.

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