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Schopfheim Reiche Beute am „Tafelberg“

Werner Müller

Tafelladen: Mit den ehrenamtlichen Fahrern Johann Steger und Hartmut Ressel auf Tour.

Schopfheim - Johann Steger und Hartmut Ressel reiben sich die Hände: „Reiche Beute heute“, frohlocken sie und bezeichnen das, was sich da vor ihnen auftürmt, scherzhalber als „Tafelberg“.

Das Wortspiel macht durchaus Sinn, denn Steger und Ressel sind mindestens einmal pro Woche für die Schopfheimer Tafel auf Achse.

Mit einem Kühltransporter dreht das Duo jeden Donnerstag seine Runde zwischen Schopfheim und Wehr, um für den Tafelladen Nahrungsmittel und Waren des täglichen Bedarfs einzusammeln, die Lebensmittel- und Discountmärkte aussortieren, weil sie nur noch kurze Zeit haltbar sind.

Fünf Stationen fahren sie in der Regel an – und sind überall willkommen. In den Lagern stapeln sich bei ihrer Ankunft schon die Kisten mit der gespendeten Ware. Anders als beim geschenkten Gaul schauen sich Johann Steger und Hartmut Ressel aber genau an, was sie mitnehmen wollen und was nicht.

Mit geübtem Griff und geschultem Auge prüfen sie, ob Tomaten, Melonen, Bananen, Möhren, Salat und Zitronen noch was taugen, ehe sie die Ware in ihre Kisten packen und im Kühllaster verstauen.

„Mit der Zeit kriegt man einen Blick dafür“, berichtet Hartmut Ressel. Wie alle anderen Fahrer des Tafelladens mussten auch er und sein Partner Johann Steger eine Hygieneschulung absolvieren, ehe sie ihren ehrenamtlichen Dienst antraten.

Dieser ist für beide eine Herzenssache. „Jonny“ Steger fährt bereits seit 15 Jahren für die Tafel. „Ich bin fast von Anfang an dabei“, erzählt er, während er den Kleinlastwagen im Rückwärtsgang ruckzuck an die Laderampe eines Supermarkts steuert. Der ehemalige Postbeamte wollte nach seiner Pensionierung etwas für die Allgemeinheit tun“. Sein Motto: „Jede Woche eine gute Tat“.

Hartmut Ressel war schon beruflich als Geschäftsführer der „Lebenshilfe“ viele Jahre lang im sozialen Bereich tätig. Als er mitbekam, dass die Tafel händeringend Fahrer sucht, packte der frisch gebackene Rentner vor einem Jahr die Gelegenheit beim Schopf und schwang sich mit ins Führerhaus.

Aber Fahrer wie Steger und Ressel sind knapp – auch als Folge von Corona. Statt 26, wie vor der Pandemie, sind es derzeit gerade mal 20. Dabei stehen von Montag bis Freitag im Einzugsgebiet der Tafel zwischen Maulburg, Wehr und dem oberen Wiesental (Zell, Schönau und Todtnau) täglich zwei Touren auf dem Plan. In Anbetracht dieser „anspruchsvollen Logistik“ wären nicht nur Ladenleiter Bernt Hasler und Sonja Steiger vom Diakonischen Werk als Träger der Tafel über Verstärkung froh, sondern auch Hartmut Ressel und Johann Steger. In beider Augen wären Dreierteams pro Tour ideal. Denn eines ist klar: „Ohne Fahrer kein Tafelladen“.

Deshalb krempeln sie auch an der fünften Station an diesem Tag noch einmal die Ärmel hoch. „Heute ist wohl Zwiebeltag“, witzeln sie beim Anblick eines überquellenden Kartons, nehmen auch die daneben liegenden Blumensträuße mit und schieben den schwer beladenen Einkaufswagen einmal quer durch den Supermarkt.

Zu Schluss ihrer Sammeltour türmen sich weit mehr als 20 prall gefüllte Kisten mit Lebensmitteln im Kühlraum des Transporters, darunter zwei mit Brot und Brötchen, die zwei Bäckereien in Wehr gespendet haben.

Mit ihrer kostbaren Fracht fahren Ressel und Steger an diesem Tag nicht weit – sie laden sie im kleinen Tafelladen in Wehr ab, mit dem die Schopfheimer Tafel seit elf Jahren kooperiert

Zwischen 30 bis 40 Lebensmittel-Kisten verkauft die Tafel allein in Schopfheim an einem Öffnungstag, in Schönau und in Wehr sind es jeweils deren acht. Die Tafel versorgte vor der Pandemie bis zu 220 Haushalte (etwa 600 Personen) mit Lebensmitteln. Derzeit sind es zwischen zehn und 20 Prozent weniger.

Einen Tafelausweis, der zum Einkauf berechtigt, kann beantragen, wer eine kleine Rente hat, Sozialhilfe oder Hartz IV bezieht oder mit kleinem Verdienst über die Runden kommen muss.

Für Hartmut Ressel und Johann Steiger ist der Einsatz nach gut eineinhalb Stunden vorbei. Sie rollen mit dem Kleinlaster an die Rampe hinter der Stadthalle – und übergeben die Schlüssel an zwei ehrenamtliche Fahrerkollegen, die sich in Richtung Feldberg auf den Weg machen.

Wer sich für die Tafel engagieren will, zum Beispiel als Fahrer, kann sich melden unter Tel. 07622/6847877 oder per Mail an: info@tafel-schopfheim.de.

www.tafel-schopfheim.de

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