Schopfheim Samtweich und abgrundtief

Markgräfler Tagblatt

Dreyland-Bluesfestival: Trotz Temperatursturz wurde im Stadtpark ein heißes Konzert geboten

Originaler hätte der Auftritt nicht sein können: Ein echter Bluesbrother kam mit Mem Shannon  direkt aus New Orleans zum zweiten Dreyland-Bluesfestival in den Stadtpark – zusammen mit Hochkarätern wie Roland Tchakounté und Tommy Schneller plus exzellenter Flanke setzten die Organisatoren im örtlichen Musiksommer ein signalrotes Ausrufezeichen.

Von Ines Bode

Schopfheim. Wer am Freitag im Zentrum zu vorgerückter Stunde noch einmal gut durchlüftete, bekam ebenso wie das Parkpublikum den Blues, bekanntlich der Schwager des Jazz, offeriert. Aus allererster Hand eben.

Erst am Nachmittag stieg Gitarrist und Sänger Mem Shannon, geboren, aufgewachsen und lebend in New Orleans,  aus dem Flieger. Kurze Probe, Essen im Hotel, und ab ging’s auf die Bühne. Dort traf der Abgesandte aus dem 45 Grad heißen Louisiana nach dem Markgräfler Temperatursturz auf 15 Grad. Unwesentlich indes für den Profi, der in Clubs im berühmten French Quarter live zu erleben ist. In der Heimat spielt er den Taxifahrer-Blues, da er die Storys, einst am Steuer aufgeschnappt, in Songs verwandelte.

Er selber fasste sich eher kurz im Stadtpark, der heimeliges Ambiente bot. Üblichem Vokabular à la „Your feel good?“ schloss sich nach gelungener Interpretation und hörbarem Beifall ein glückliches „Yeeaah everybody“ an. Passend dazu formulierte Moderator Klaus Deuss eingangs „Haut rein, Jungs!“.

Um 22 Uhr fand sich Tommy Schneller ein, preisdekorierter Saxophonist aus Osnabrück, eskortiert von spannend instrumentierter Begleitband. Brillante Mitstreiter an Drums und Keyboard zuzüglich meisterlicher Bläsergarde führten zu kapitaler Qualität, die den Begriff „Begleitung“ erblassen ließ. Vielmehr war es ein Ensemble an Vollblutmusikern, das stilistisch eine Reminiszenz an goldene Zeiten bot. Geadelt vom Genius „Mr. Mem“, der eins mit der Klampfe wurde.

Auch Schneller, der Achtungsmomente am Sax verbuchte, wies Südstaaten-Kenntnis auf. 85-prozentiger Selbstgebrannter fließe nicht nur durch Kehlen, er könne „Down in Georgia“ massigen „Pick-ups“ glatt als Sprit dienen. Seine Inspiration mündete folglich in „Trust in yourself“ (Vertraue dir selbst) wie in der Ode „I sing the blues for the lady“.

Um die Damenwelt ging’s textlich auch beim Auftaktkünstler Roland Tchakounté, ein Franzose, dessen Stimmpotenzial nicht nur einen Park, sondern eine Stadt beschallen könnte. Ob samtweich oder abgrundtief, an vokaler Kraft mangelt es dem gebürtigen Kameruner nicht. Er sang dreisprachig, gar im Stammes-Slang. Zu Recht findet sich das Attribut „gnadenlos“ in der Ankündigung, oder wie Deuss meinte: „Glauben Sie nun, dass der Blues aus Afrika kommt?“.

Geboten war eine glanzvolle wie exzessive Demonstration, auch dank kongenialer Kollegen. Mit Können, Charisma sowie Riffs und Sweeps, die gefühlt bei Tempo 100 lagen, hinterließ das Quartett gewaltigen Eindruck. Da nutzte mancher die Chance, sich in Ekstase zu tanzen.

Pure Begeisterung zeigte sich auch seitens der Macher, darunter die Vorsitzenden Rolf Pessel und Stefan Seidl. Alt-Bürgermeister Klaus Fleck, Mitglied des 2015 initiierten Vereins, freute sich über das Gesamtpaket, speziell als heimlicher Banjo- und Gitarrespieler („Das muss keiner wissen“).

An fünf Orten und vier Tagen biete man globales Bluesformat, weiter dabei Musiker aus Madagaskar und Nordamerika. Und wenig verwunderlich, man werte den Musiker nicht als Lebenskünstler, stehe vielmehr für faire Gagen, so Fleck.

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