Um 22 Uhr fand sich Tommy Schneller ein, preisdekorierter Saxophonist aus Osnabrück, eskortiert von spannend instrumentierter Begleitband. Brillante Mitstreiter an Drums und Keyboard zuzüglich meisterlicher Bläsergarde führten zu kapitaler Qualität, die den Begriff „Begleitung“ erblassen ließ. Vielmehr war es ein Ensemble an Vollblutmusikern, das stilistisch eine Reminiszenz an goldene Zeiten bot. Geadelt vom Genius „Mr. Mem“, der eins mit der Klampfe wurde.
Auch Schneller, der Achtungsmomente am Sax verbuchte, wies Südstaaten-Kenntnis auf. 85-prozentiger Selbstgebrannter fließe nicht nur durch Kehlen, er könne „Down in Georgia“ massigen „Pick-ups“ glatt als Sprit dienen. Seine Inspiration mündete folglich in „Trust in yourself“ (Vertraue dir selbst) wie in der Ode „I sing the blues for the lady“.
Um die Damenwelt ging’s textlich auch beim Auftaktkünstler Roland Tchakounté, ein Franzose, dessen Stimmpotenzial nicht nur einen Park, sondern eine Stadt beschallen könnte. Ob samtweich oder abgrundtief, an vokaler Kraft mangelt es dem gebürtigen Kameruner nicht. Er sang dreisprachig, gar im Stammes-Slang. Zu Recht findet sich das Attribut „gnadenlos“ in der Ankündigung, oder wie Deuss meinte: „Glauben Sie nun, dass der Blues aus Afrika kommt?“.