Schopfheim Sanieren mit einer „Luxusvariante“

Markgräfler Tagblatt
Die Sanierung des Kindergartens am Markt kommt die Stadt teuer zu stehen - mal mehr, mal ein bisschen weniger. Foto: Werner Müller Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat: Ertüchtigung des KIndergartens am Markt kostet zwischen 0,7 und 1,2 Millionen Euro

Ach du dickes Ei: Große Augen machten die Stadträte, als sie in der jüngsten Sitzung zur Kenntnis nehmen mussten, wie teuer eine Sanierung beziehungsweise eine Modernisierung und Erweiterung des Kindergartens am Markt werden könnte.

Von Werner Müller

Schopfheim . Bei der günstigsten Variante – nur brandschutztechnische, elektrische und akustische Aufrüstung – müsste sich die Stadt nach Angaben des beauftragten Architekturbüros auf Ausgaben von knapp 700 000 Euro einstellen.

Auf rund 920 000 Euro bezifferte die Planerin die Kosten für eine erweiterte Sanierung samt Modernisierung des Bestandsgebäudes, die auch einen Anbau an der Nordseite beinhaltet.

Die Stadt kann aber auch etwa 1,3 Millionen Euro los werden, dann nämlich, wenn sie den Kindergarten nicht nur beim Brandschutz auf Vordermann bringt, sondern auch barrierefreie Zugänge über einen Lift schafft, das Treppenhaus in den neuen Anbau verlagert und die Räume, die bisher in der benachbarten Finanzverwaltung untergebracht waren, verlagert.

Als „Luxusvariante“ bezeichnete Thomas Gsell diese letztgenannte Version. Der SPD-Stadtrat störte sich indes nicht nur an der enormen Investitionssumme, sondern hielt auch den Zeitpunkt für „unglücklich“, in dem das Stadtparlament über solch hohe Summen entscheiden soll – nur wenige Woche vor der Klausur nämlich, bei der es um die dringend notwendige Haushaltskonsolidierung geht. Schon mit Blick darauf gab er zu bedenken, dass die Variante eins etwa halb so kostspielig wäre wie die Variante drei.

Er wage überdies nicht, sich die Konsequenzen auszumalen, so Gsell weiter, wenn die Stadt bei jedem Gebäude, das sie brandschutztechnisch saniert, gleich auch noch eine große Modernisierung dranhängt.

Der SPD-Stadtrat wunderte sich ferner, dass die Barrierefreiheit in der kostensgünstigsten Sanierungsversion keine Rolle spiele, während sie bei den anderen beiden Varianten indes offenbar von Gesetzes wegen vorgeschrieben sei.

Martina Milarch, Leiterin des Gebäudemanagements bei der Stadt, erklärte, die reine brandschutztechnische Sanierung des Kindergartens stelle keine Modernisierung im baurechtlichen Sinne dar. Insofern gelte Bestandschutz und die Stadt müsse keine modernen Vorschriften wie die Barrierefreiheit erfüllen.

„Kein Interesse“, schon vor der Gemeinderatsklausur über so hohe Ausgaben zu beschließen, zeigte Ernes Barnet. Der Grüne-Fraktionssprecher schlug statt dessen vor, „in Ruhe“ über die vorgelegten Pläne zu diskutieren.

Seine Fraktionskollegoin Marianne Merschhemke indes sah sich in einem „Dilemma“. Einerseits sei eine Entscheidung vor der Klausur problematisch, andererseits müssten die zwei Kindergartengruppen in Containern ausharren. Die Grüne-Stadträtin merkte zudem an, dass bei der umfassenden Modernisierung des denkmalgeschützten Gebäudes für die Stadt auch eine „Wertschöpfung“ stattfinde.

„Die Zeit drängt“, gab Bürgermeister Dirk Harscher zu verstehen. Der Kindergarten an dieser zentralen Stelle sei sehr beliebt. Tatsächlich biete eine umfassende Modernisierung auch einen „Mehrwert für die Finanzverwaltung“.

Eine Abstimmung über die Sanierungsvarianten stand an diesem Abend von vornherein nicht zur Debatte. Die Räte sollten die geschätzten Kosten vielmehr nur zur Kenntnis nehmen. Zum Schwur soll es erst in der nächsten Sitzung im Februar kommen – so der Gemeinderat im Vorfeld der für März geplanten Klausur dann überhaupt mitspielt.

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