Schopfheim Schlagerparade aus Bella Italia

Jürgen Scharf

Kulturkooperation: Quietschbunte Komödie mit den Hits von einst: Stefanie Hertel in der Stadthalle

Schlagerstar Stefanie Hertel singend in einer romantischen Komödie – das brachte noch zusätzliche Zuschauer in die Theaterreihe in der Stadthalle.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Als wär’s ein Musikfilm aus den 1950er und 60er Jahren, wo der Schlagerhimmel noch voll mit Italien-Hits hing. Es war die große Zeit von Caterina Valente, Cornelia Froboess und Connie Francis, die das Publikum in das Sehnsuchtsland Italien mit „Zwei kleine Italiener“, „Quando, Quando“ oder „Schuld war nur der Bossa Nova“ führten.

Regisseur und Theaterleiter Thomas Rohmer von den Theatergastspielen Fürth machte das, was er gern macht: Aus allen Sparten etwas und das Beste aus allen Theaterwelten zusammen mixen: eine Musikkomödie über das Stück „Avanti! Avanti!“, die im quirligen Rom spielt, aber eigentlich einen recht traurigen Anlass hat.

Tanzeinlagen sind echte Hingucker

Bei einem Autounfall kommen zwei Menschen um, der Vater von Sandy und die Mutter von Alison, die eine jahrelange Affäre miteinander hatten. Dass sich nun Sandy und Alison auch ineinander verlieben, ist der romantische Plot dieses Stücks, das in Schopfheim als eine quietschbunte Komödie mit ebensolchen Kostümen auf die Bühne kam.

Die Liebe ist halt „ein seltsames Spiel“, wie Stefanie Hertel singt. Man trifft sich in der Royal Suite eines Luxushotels mit riesigem Schlafzimmer und lernt typische Italiener kennen. Oder wie sich der Deutsche halt Italiener damals so vorstellte, radebrechend mit Akzent („Telefoni kaputti“).

Die Komödiengeschichte an sich läuft etwas zähflüssig und kommt nur schleppend voran, weil die Handlung ständig unterbrochen wird von den Oldies, die von den singenden Schauspielern und einem gut aufgestellten Ensemble peppig aufgefrischt werden. Auch die Tanzeinfälle können sich sehen lassen, sie sind bis hin zu „Twist and Shout“ und dem Rock’n’Roll am Schluss witzig und rasant choreografiert, echte Hingucker bei dieser Schlagerparade aus Bella Italia.

Amore, Gelati und enttäuschte Besucher

Viel ist die Rede von „Amore, Amore“ und durch die Szene geistert auch ein leibhaftiger Amor mit Pfeil. Die komischen Kulissenschiebereien hinter dem Bühnenbild machen Spaß, wenn Baldo, der Gigolo, mit Vespa, Auto und Zug vorbeifährt oder in einer Gondel in die Suite rudert.

Natürlich gehört in dieses Italienbild auch der Gelati-Verkäufer. Da wird absichtlich kein Italien-Klischee ausgelassen. Ein paar Besucher gingen bald nach Beginn, weil man die hysterische Diana (Rebecca Lara Müller) im Parkett nicht gut verstand, da sie kreischte und sich ihre Stimme überschlug.

Ein Tausendsassa, der allen die Show stiehlt

Neben der wirklich schön singenden und auch charmant spielenden Stefanie Hertel als Alison im typischen fröhlich-farbigen 50er-Jahre-Look war der heimliche Star dieser Aufführung Sascha Hödl. Als spilleriger Tausendsassa und lebenslustiger Italiener Baldo, der auch mal auf die Tränendrüse drückt, stiehlt er allen die Show.

Man merkt, dass Hödl von der Stunt-Choreografie herkommt und Stuntman bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg ist. So beweglich wie er kann wohl kaum ein anderer über die Bühne zittern.

Schmonzette mit „Volare“-Feuerwerk

Baldo hat es auf Sandy, den vom britischen Musicaldarsteller Stuart Sumner verkörperten etwas steiferen amerikanischen Geschäftsmann, abgesehen, der aber nur Augen für die reizende Schauspielerin Alison hat. Es gibt viele lustige Szenen, aber mehr noch eine richtige italienische Hitparade, und die Inszenierung geht doch mehr in Richtung Unterhaltungsshow und Grand Prix der Schlagerwelt. Drei Stunden lang dudelt auch das Radio die italienischen Schnulzen („Gitarren der Liebe“).

Trotz dieser Gesangs-Überdosis bleibt das Publikum bei der Stange in dieser schrillen, grellen musikalischen Schmonzette und freut sich noch über das finale „Volare“-Feuerwerk.

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