Schopfheim Silvesterkracher von der Orgel

Jürgen Scharf
Mit Schwung ins Neue Jahr begleitete Christoph Bogon die zahlreichen Zuhörer beim Silvesterkonzert in der Stadtkirche. Foto: Jürgen Scharf

„Meet the Queen“: Bogons Konzert zum Jahresabschluss sprühte vor Lebensfreude.

Schopfheim - Unter dem Motto „Meet the Queen“ stand erneut das Silvesterkonzert von Christoph Bogon. Seit 16 Jahren zelebriert der Organist und Bezirkskantor den Jahresausklang an den beiden Kirchenorgeln.

Wie immer achtete er bei seinem Orgelsoloprogramm auf die Wechsel der Klangperspektiven der Chor- und Emporenorgel in der Stadtkirche und setzte alle Klangmittel der unterschiedlichen Instrumente glanzvoll ein. So kamen beide „Königinnen“ gebührend zur Geltung.

Wenn man sieht, wie vollbesetzt die evangelische Kirche an diesem Abend wieder war, kann man schon sagen, dass dieser festliche musikalische Jahreswechsel ein Höhepunkt im Kirchenmusikjahr der Markgrafenstadt ist. Gleichzeitig ist es auch ein Ausklang der Weihnachtsmusik. Diesmal mit drei Choral-Miniaturen von Buxtehude und Bach in einer zarten Stimmung, sehr einfühlsam wiedergegeben und sorgfältig registriert.

„Ein prächtiges Portal“

Besonders lieblich tönte das „Puer natus in Bethlehem“ des Lübecker Barockmeisters Dieterich Buxtehude, von dem auch ein C-Dur-Präludium pedaliter zu hören war. In seiner Moderation hat es Bogon „ein prächtiges Portal“ im Konzertprogramm genannt, mit festlichem Charakter, und so auch gespielt.

Energievoll und lebensfreudig ging der Kirchenmusikdirektor das Fugenthema in Bachs Präludium und Fuge BWV 541 an. Wie immer war Bogons Bach-Spiel diszipliniert und stilvoll. Überhaupt klingen die norddeutschen Barockstücke unter seinen Händen stets vorbildlich und differenziert auf der dafür bestens geeigneten Schuke-Orgel im Chorraum.

Dass der Name Jacques Ibert bei einem Orgelkonzert auftaucht, war überraschend. Denn Ibert ist einem nicht als Orgelkomponist geläufig, sondern eher für die elegante, glatte und witzige Virtuosität seiner an die Group de Six angelehnten frech-amüsanten Musik bekannt.

Hier lernte man Ibert von seiner ernsten Seite kennen. 28-jährig war der junge Komponist 1918 als Nachrichtenoffizier in der Nähe von Dünkirchen stationiert und hat im Gedenken an den Ersten Weltkrieg einen mit Trauer und Klage, aber auch mit triumphaler Schlusswendung erfüllten Choral geschrieben. Bogon nannte es zutreffend ein „Denkmal zum Ende des Ersten Weltkriegs“ vor 100 Jahren.

Obwohl eigentlich in der Schopfheimer Altstadt untersagt, störten gerade im Nachhall des nachdenklichen Chorals lautstarke Böller von draußen.

Die ganzen Stücke, besonders die romantische, fünfte Mendelssohn-Sonate ebenso wie drei kleinen Stücke zweier zeitgenössischer Komponisten der englischen Schule, hat Bogon mit denkbar farbenreichem Orgelklang wiedergegeben. Einmal mehr merkte man, dass seine Registrierungskunst den Klang durchhörbar macht. Sei das bei der lieblichen Schalmeienbegleitung in dem erwähnten „Puer natus“, in den Trompetenstimmen im „Trumpet Tune“ von Andrew Carter, dem „Festive Scherzo“ oder bluesigen „Greensleeves“ von Malcolm Archer.

Leib- und Magenstück

Nach diesen „Nachtischstücken“, mit denen er schwungvoll das neue Jahr einläutete, hat sich der Schopfheimer Organist für den Schluss einen besonderen Reißer und „Silvesterkracher“ aufgehoben: die Toccata aus der fünften Sinfonie von Charles-Marie Widor, inzwischen Bogons Leib- und Magenstück an diesem letzten Abend des Jahres, bei dem er wieder mit großer Souveränität die spieltechnische Übersicht behielt. Und die „Queen“, in diesem Fall die Schuke, blieb nichts schuldig an Klang.

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