Schopfheim Souveränes Duospiel

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Die Auftritte des Klavierduos Volker und Hans-Peter Stenzl (v.l.) wie hier bei Klassik im Krafft-Areal sind immer voller pianistischer Reize Foto: Jürgen Scharf

Das Klavierduo Stenzl hatte bei „Klassik im Krafft-Areal“ in der Fahrnauer Tonhalle einen überzeugenden Auftritt.

Ein (bis auf die Zugaben) reiner Brahms-Abend – das ist eine große Aufgabe, die die beiden Pianisten Hans-Peter und Volker Stenzl am Samstagabend im Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik Krafft imponierend bewältigt haben. Die Klavierbrüder verfügen bei Brahms über opulente pianistische Kapazitäten, um das Großartige und Monumentale, aber auch das Lyrische, Leise und Innige klangvoll darzustellen.

Das Gehörte hallt nach

Es war wieder einer jener denkwürdigen Abende bei den Stiftungskonzerten in der Reihe „Klassik im Krafft-Areal“, bei denen das Gehörte beim Publikum nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Die Stenzls, fast schon Stammgäste in dieser Konzertreihe, die auch ein treues Publikum mitbringen (dieses Mal allerdings nicht so zahlreich wie sonst), begannen mit einem gewaltigen Brocken: der selten gespielten und kaum bekannten f-Moll-Sonate für zwei Klaviere, die in der Fassung für Klavierquintett sehr beliebt und populär ist. Nur selten taucht die Urfassung, die im Schlagschatten der späteren Umarbeitung für Klavier und Streichquartett steht, auf den Programmzetteln der Konzertveranstalter auf. Umso löblicher, dass dies in Fahrnau der Fall war.

Die Klavierversion ist sicher ein interessantes Werk, doch die Frage stellt sich schon am Schluss: Was ist dramatischer und spannender, die Originalversion für zwei Klaviere oder die Klavierquintett-Fassung? Eines wurde beim Zuhören klar: Das Schlachtross wird an den zwei Tastaturen als Dressurpferd vorgeführt. Das war bei den Stenzls hochintelligent gemacht.

Auf hohem pianistischem Niveau, spannungsintensiv und klar konturiert in der Tongebung, prägnant und präzise im Spiel, im Scherzo mit voluminösem Ton, im Finale mit großem Zug interpretiert.

Perfektes Zusammenspiel

Das hängt mit dem pianistischen Können dieses Klavierduos zusammen, dem die Abstimmung untereinander, die Gestaltung, die Übergänge, die Korrespondenzen hervorragend gelingt. Da lernte man ein Werk in seiner Rohgestalt kennen, analytisch durchleuchtet.

Nach diesem schweren Brahms an zwei großen Konzertflügeln – allein schon ein imposantes Bild – hatten sich sowohl die beiden Spieler als auch die Zuhörer die Pause verdient.

Dass es dann doch kein reiner Brahms-Abend wurde, hing mit Robert Schumann zusammen, der das Thema für die grandiosen und gewichtigen Variationen von Brahms stellte. Es stammt aus seinem letztem Werk, den „Geistervariationen“. Brahms hat dazu zehn gedankenvolle Variationen zu vier Händen verfasst.

Wieder genau das Richtige für die beiden Tastenkünstler und ihre Gestaltungskraft, ihr sinnerfülltes Musizieren, ihre Kunst, das Wesentliche der Musik zu erschließen. Musiziert wurde dieses Mal an einem Flügel nebeneinander, in beeindruckender Klangbalance, voller gespannter innerer Erregung.

Danach wieder die „Erholung“: drei der populären Ungarischen Tänze, wie man sie von den Stenzls erwartet, agogisch und rhythmisch auf den Punkt gebracht, in gelöstem, freiem, ungebundenem und souveränem Duospiel. Besser geht’s kaum.

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