Schopfheim Stadt sucht einen Wirtschaftsförderer

Anja Bertsch
Hübsches Städtchen, gute Lage, viel Potenzial. Trotz der guten Anlagen freilich ist es längst kein Selbstläufer, dass Schopfheim attraktiv und lebendig bleibt. Foto: Anja Bertsch

Ein Wirtschaftsförderer soll für Aufschwung in Sachen Gewerbe, Handel und Industrie sorgen. Der Gemeinderat machte den Weg dafür einstimmig frei – setzte allerdings durch, dass die Stelle auf fünf Jahre befristet ist.

Schopfheim sucht einen Wirtschaftsförderer. Dieser soll sich künftig mit voller Kraft für Industrie, Gewerbe und Handel in der Stadt einsetzen, und sich auch um den Bereich Tourismus kümmern.

Der Gemeinderat billigte am Montag den Vorschlag für eine entsprechende Stellenausschreibung, den die Verwaltung ausgearbeitet hatte. Der Beschluss fiel einstimmig und ohne weitere Diskussionen: Zu offenkundig ist, dass die Stadt die skizzierten Aufgaben (siehe Infobox) in die Hände eines Profis legen muss, der sich den Aufgaben zu hundert Prozent widmen kann.

Aufgabenfeld erweitert

Die nun beschlossene Ausschreibung eines Wirtschaftsförderers bedeutet gegenüber den bisherigen Plänen eine Schwerpunktverlagerung und ein klare Priorisierung des Aufgabenfelds. Bislang war die Stadt unterm Schlagwort „Citymanager“ lediglich auf der Suche nach einem hauptamtlichen Geschäftsführer für den Verein „Schopfheim Aktiv“ – dem Zusammenschluss von Stadt und Gewerbeverein; dieser wird bis dato auf Minijob-Basis geführt. Dieser Aufgabenbereich ist auch in der aktualisierten Stellenbeschreibung enthalten: 30 Prozent seiner Kapazitäten soll der künftige Wirtschaftsförderer für „Schopfheim aktiv“ reservieren – dies aber in Ergänzung zu dem nun wesentlich weiter gefassten Aufgabenbereich.

„Die Aufgaben sind ähnlich und ergänzen sich“, schreibt die Stadt. Um weitere Synergien nutzen zu können, soll dem Ganzen auch noch der Bereich Tourismus zugeordnet werden.

Bürgermeister zugeordnet

Welch große Bedeutung dem Profil beigemessen wird, zeigt der Umstand, dass der künftige Wirtschaftsförderer direkt dem Bürgermeister zugeordnet werden soll, statt ihn in die hergebrachte Fachbereichsstruktur im Rathaus einzugliedern.

Der Aufwand, der im Rathaus aktuell für die beschriebenen Aufgaben aufgewendet wird, liege „bei unter fünf Prozent“, bekennt die Stadt in ihrer Vorlage. Dank der guten Rahmenbedingungen und der stabilen Situation von Unternehmen und Handel sei ein stärkerer Fokus bislang auch nicht nötig gewesen. Angesichts der jüngeren Entwicklungen aber sei „eine spürbare Aufstockung unausweichlich“.

„Die Einschläge kommen näher“, betonte denn auch Bürgermeister Dirk Harscher in der Sitzung mit Blick etwa auf die teils schwierige Situation des Einzelhandels, der schon den ein oder anderen Leerstand in der Innenstadt zur Folge hatte. Die Schaffung der Stelle sei daher ein „wichtiges Invest für unser Mittelzentrum“, betonte der Bürgermeister. Es brauche einen professionellen Ansprechpartner für Gewerbe- und Industrieunternehmen, für den existierenden Einzelhandel ebenso wie für mögliche neue Start-ups.

Ziele und Aufgaben

„Das oberste Ziel ist, die Wirtschaftskraft am Standort zu stärken, vorhandene Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen“, umschreibt die Stadt die Marschroute. Bedeutet konkret: Der oder die „Neue“ soll Ansprechpartner für ansässige Unternehmen sein und zugleich Strategien entwickeln, wie neue Unternehmen angelockt werden können; auch soll er Entwicklungsmöglichkeiten in den Bereichen Industrie, Handwerk und Gewerbe eruieren. Klar ist: Allzu viel neue Industriegewerbefläche gibt Schopfheims Gemarkung nicht mehr her; gefragt sind daher Ideen, wie „auch andere Unternehmen“ in Schopfheim angesiedelt werden können, lautet die reichlich offene Ziel-Formulierung.

Auch mit Blick auf den Einzelhandel gelte: Die Stadt müsse Konzepte gegen den negativen Trend gerade beim stationären Einzelhandel entwickeln. „Ziel muss es sein, mindestens den Status quo zu halten, bzw. die aktuelle Lage wieder zu verbessern.“

Befristung und Kosten

Eine für potenzielle Kandidaten nicht unwichtige Änderung des Stellenprofils setzen die Gemeinderatsfraktionen in einem gemeinsamen Antrag durch: Die Stelle wird auf fünf Jahre befristet; die Stadt wollte sie unbefristet ausschreiben. Fünf Jahre lang nämlich läuft eine Förderung, die die Stadt unterm Stichwort „Innenstadtbelebung“ erhält. Der jährliche Aufwand für die Stelle liegt bei etwa 130 000 Euro; 100 000 Euro davon bleiben an der Stadt hängen. Die Ausschreibung soll nun „zeitnah“ erfolgen.

Die Aufgaben der neuen Stelle

Wirtschaftsförderung:
Konzeptentwicklung für die Bestandspflege, die Standortanalyse und das Standortmarketing; Entwicklung von Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Stadt als Wirtschafts- und Tourismusstandort; Steigerung der Attraktivität des Einzelhandelsstandortes, insbesondere der Innenstadt (u.a. Leerstandsmanagement); Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für eine zukunftsgerichtete Gewerbeflächenpolitik; Marketingaktivitäten, insbesondere auch im Bereich sozialer Medien; Networking mit der regionalen Wirtschaft, Verbänden und Institutionen; Ansprechpartner sein für ansässige Unternehmen und solche, die sich in Schopfheim ansiedeln möchten.

Schopfheim aktiv:
Durchführen von Maßnahmen, die die Attraktivität Schopfheims als Einkaufs- , Wohn- und Erlebnisstadt sowie als Industriestandort fördern; Organisation des partnerschaftlichen Miteinanders von Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistern, Angehörigen der freien Berufe, Handwerkern, Einwohnern, Immobilieneigentümern, Vereinen, Institutionen, Kirchen und der Stadt; Stärkung des Standorts durch Bündelung

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