Schopfheim Sternfigur und Spiralturm

Jürgen Scharf

Ausstellung: Kunstverein präsentiert „50 Jahre Polygon“ in der Kulturfabrik

50 Jahre und kein bisschen müde: Die Gruppe Polygon feiert den runden Geburtstag mit einer Ausstellung im Kunstverein Schopfheim in der Kulturfabrik.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim . Eine lange Zeit, das meint auch Johannes Kehm, der Vorsitzende des Kunstvereins. Die meisten berühmten Künstlergruppen hätten dieses Alter nicht erreicht. Die Schau zeigt aber gleich, dass Polygon als Künstlergruppe recht verschieden ist, divergierende Handschriften und vielfältige Stile unter einem Dach vereint.

1972 haben sich die Maler, Zeichner und Bildhauer als „Badische Künstlergruppe Polygon“ am Hochrhein gegründet. Die Entstehungsgeschichte beginnt in Bad Säckingen. Die Vereinigung entwickelte sich aber bald zu einer grenzüberschreitenden und internationalen Künstlergruppe, als 1990 Mitglieder aus der Schweiz und Frankreich dazu kamen. Später wurden auch Gäste eingeladen und das Spektrum immer breiter gefasst.

Macht Polygon sonst gerne Themenausstellungen, so nicht in der Jubiläumsausstellung. Aber der Name, der „Vieleck“ bedeutet, ist nach wie vor Programm und manifestiert sich in einer sehr gelungenen Arbeit von Hartmut Siemon. Er verbindet das Polygon-Signet auf durchsichtigem Transparentpapier mit architektonischen Mustern und krönt es mit einer goldenen Krone.

Von Siemon stammen auch drei fragile kleinere Konstruktionen, die „Sternfigur“, ein Turm aus Diapositiven; der aus Holzleisten und Karton zusammengesetzte „Spiralturm“ und ein Dodekaeder aus Messingröhrchen. Interessant umgesetzte Ideen, die entfernt an den amerikanischen Architekten, Konstrukteur und Designer Buckminster Fuller und dessen kosmische Sichtweisen denken lassen.

Zu den wenigen verbliebenen Gründungsmitgliedern gehört das Künstlerpaar Barbara Franke-Caspari und Peter E. Franke aus Steinen. Wie so oft zeigt sie feinsinnige, vielschichtige Papiercollagen und er seine skurril-fantastischen Skulpturen. Raffiniert, wie der Objektmacher gesteckte Äste zu einer spielerischen, antennen- oder tentakelhaft anmutenden Skulptur gestaltet oder drei wie ein Altar aufklappbare Bildtafeln auf Holz mit assoziativen Figuren, Landschaft und Tieren bemalt.

Die plastischen und installativen Arbeiten fallen in der Präsentation besonders auf. Darunter die Marmorskulpturen des verstorbenen Lörracher Bildhauers Bernd Warkentin, früherer Vorsitzender der Gruppe, dem die Jubiläumsschau gewidmet ist. Von ihm sieht man Beispiele seines ästhetischen Umgangs mit Stein in vegetativen, organischen und figurativen Formen.

Wolf D. Creutzberg, auch er ein Gründungsmitglied, der die Einführungsrede hielt und darauf hinwies, dass man den Skulpteur Warkentin schmerzlich vermisse, hat sich in einem Farbholzschnitt kreativ mit den Spikes des Corona-Virus beschäftigt.

Unter der Fülle der 40 Bilder und Skulpturen von 14 Kunstschaffenden fallen des weiteren die farbsinnlichen Ölbilder von Gabriele Menzer auf, poetisch gemalte Blüten im Großformat, die schönheitstrunken das Auge verwöhnen.

Zusammen mit Bettina Bohn hat Menzer die Jubiläumsschau organisiert. Bohns Rindentorso, ein weiblicher Körper aus Naturmaterialien - Birkenrinde auf einem Holzstamm - ist ein verführerischer, figurativer Kontrast zu ihren farblich zurückhaltenden, graublau getönten Waldbildern, Landschaften und schmelzenden Eisbergen.

Neben Hannes Wachbergers kleinen geistreichen Figurinen in Bewegung und dem Streifenbild von Johanna Lietz („Lust auf Meer“) sind die schmalen, länglichen Bildtafeln und Berglandschaften von Simone Litschka auf Aluminium an der Stirnseite des Ausstellungsraums durch ihre Reflektionseffekte etwas Besonderes und Neuartiges.

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