Schopfheim Stilvoll à la française

Markgräfler Tagblatt
Unterhaltend ging der Schopfheimer Orgelsommer zu Ende mit einem Recital des Neuseeländers Martin Setchell.                                        Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Orgelsommer: Abschlusskonzert mit Martin Setchell

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Glückliches Frankreich! Da gibt es auch jenseits der Traditionslinie Franck-Widor-Guilmant noch einen Louis Vierne und sogar noch unbekannte Spätromantiker für die Orgel wie einen Theodore Salomé (Grand Choeur) oder einen Jules Grison, dessen Toccata ein brillantes und mitreißendes Orgelstück ist – französische Organisten, die imposante Orgelmusik für ihre Kathedralorgeln komponiert haben.

Natürlich ist Vierne ein Großer in dieser Reihe; wenn Martin Setchell auch nur die schöne Romance aus dessen vierter Orgelsinfonie ausgewählt hat, so war diese Hommage doch ein Memorial für Vierne. Zumal an der farbenreichen, romantischen Emporenorgel in der Schopfheimer Stadtkirche zum Abschluss dieses Orgelsommers.

Der Stadtorganist aus Christchurch versteht es stilvoll, mit der französischen Orgelmusik umzugehen. Das schien alles klanglich fein ausbalanciert, mit viel Einfühlung gespielt, wenn der Organist, in dessen Heimat jetzt gerade Winter ist, auch von der Hitze etwas gestresst schien und die Tasten der Orgel abwischen musste.

Geschliffenes Spiel

Aber das änderte nichts am abwechslungsreichen Recital, das mit glänzendem Laufwerkspiel in virtuosem Gestus in Bachs Präludium und Fuge BWV 541, einer galanten Fantasie im italienischen Stil von Krebs und einem der vielen „Concertos nach...“, in dem Fall Vivaldi, von Gottfried Walther begonnen hatte. In diesem deutschen Block waren das geschliffene Spiel und die Klarheit des neuseeländischen Gastorganisten für diese Werke prädestiniert.

Setchell ist bekannt als unterhaltsamer Spieler, und er ist der Meinung, dass Orgelkonzerte unterhaltend sein dürfen. Und so war auch der dritte Block, nach den Franzosen und dem deutschen Barock mit „Bach and Friends“, mit tänzerischer Orgelmusik des 20. Jahrhunderts: ein virtuoses Solo („El dia de fiesta“) von Noel Goemanne, eine Art Rumba auf der Orgel, ein fröhlich-entspannter Jig des Engländers John Gardner aus dessen „Five Dances“ und ein Brückenschlag von Deutschland nach Lateinamerika mit der Rhapsodia alla latina des Leverkusener Komponisten Hans-André Stamm, von Setchell ganz munter und rhythmisch vif à la Hispano auf die Tasten der Orgel gelegt, ein mexikanisch inspiriertes Stück, waren gut für dieses heiße Wetter.

Bei der Zugabe, einem lustigen Stück, sah man wirklich vor den Augen „Spielende Katzen“ in der Kirche. So endete der Orgelsommer, wie er begonnen hatte: mit einem Neuseeländer an den beiden Orgeln. Generell war wieder Vielfalt angesagt, davon lebt diese Orgelreihe, die den Interpreten freie Hand bei der Auswahl der Werke gibt, dass sie spielen können, was ihnen am Herzen liegt. Mittlerweile gibt es auch etliche Stammhörer, einige besuchen sogar alle Konzerte.

Rückblickend kann man sagen, dass vor allem die beiden ION-Preisträger Kocot (Krakau) und Dolezel (Würzburg) exzellent gespielt haben und Organisten wie Setchell sogar das Instrument vom Image der „Muffelkiste in Kirchen“ (Christoph Bogon) befreien. Vor diesem Hintergrund spricht Veranstalter Bogon selber bei Orgel von einer „Nischenkultur“, man sei aber in dieser Nische beim Schopfheimer Orgelsommer ganz gut aufgestellt.

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