Schopfheim Triumpf über die Wegwerf-Regel

Markgräfler Tagblatt

Repair-Café: Besucherrekord bei der zehnten Auflage / Nachhaltigkeit auch in der Küche

Reparieren statt neu kaufen, Ressourcen schonen statt verschwenden, Wertschätzung statt Wegwerfen: Die internationale Idee der Repair-Cafés (RC) hat unter der Ägide von Klimaverein, Agendagruppe und Stadt mittlerweile auch in Schopfheim einen festen Platz.

Von Anja Bertsch

Schopfheim. Eineinhalb Jahre nach der Premiere hat sich das Angebot bei den Bürgern mitsamt ihren reparaturbedürftigen Gerätschaften und in einem Stamm von einem Dutzend bastel- und tüftel-gestählter Reparateure fest etabliert.

Die zehnte Auflage am vergangenen Samstag in der Friedrich-Ebert-Schule war nah dran am Besucherrekord: Etwa drei Dutzend Bürger aus der näheren und weiteren Umgebung bis ins obere Wiesental hinauf fanden den Weg in das mit sechs improvisierten „Reparaturstationen“ zur Großraumwerkstatt umfunktionierte Foyer der Schule.

Im Schlepptau hatten die Besucher ihre „Sorgenkinder“, überwiegend aus der Gattung „Elektronik“ und „Mechanik“: eine Wanduhr, die zur Standuhr mutiert ist, ein Handmassagegerät, dem allzu schnell die Kraft ausgeht, oder eine mobile Kochplatte, die just zu Beginn der Freiluft-Brutzel-Ära (und zum Ende der Garantiezeit) den Geist aufgegeben hat.

Einen ersten Erfolg konnte der Repair-Helfer hier immerhin verbuchen: „Wir haben das Gerät aufbekommen und sehen, woran es liegt: Eine Sicherung ist kaputt.“ Ein erster und entscheidender Triumph übers Wegwerf-Diktum: Tatsächlich scheitern allzu viele Reparaturen schon daran, dass sich das Gehäuse gar nicht erst für eine Innenschau öffnen lässt, ohne es zu beschädigen, weiß RC-Koordinatorin Delia Kuhnert - die Absicht der Hersteller darf da durchaus unterstellt werden.

Mit genau diesem Problem war auch der Besucher konfrontiert, der die Kapselkaffeemaschine eines renommierten Herstellers unterm Arm hielt: Wahrscheinlich war es nur ein Wackler am Anschalt-Knopf, der ihn morgens auf dem Trockenen sitzen lässt. Und wahrscheinlich wird er sich von dem Gerät trennen müssen, weil sich das einfache Problem eben nicht einfach lösen lässt.

Oft genug aber finden die Reparateure dank Erfahrung, Geduld und Tüftel-Gen eben doch eine Lösung: Die Statistik zeigt, dass die Helfer etwa die Hälfte der Problemfälle direkt vor Ort wieder zum Laufen bringen.

In vielen anderen Fällen findet man im Repair-Café immerhin heraus, wo der Defekt liegt; mit dem richtigen Ersatzteil stehen die Chancen auf Rettung im zweiten Anlauf dann gut.

Ob nun mit oder ohne Erfolg: Bei den Besuchern kommt die engagierte Arbeit der Helfer gut an. Eine Spende ist obligatorisch; dazu verbuchen die Organisatoren jede Menge positiver Rückmeldungen.

Eingebettet war die aktuelle Auflage des Repair-Cafés in die bundesweiten Nachhaltigkeitstage, an denen sich auch die Stadt Schopfheim mit einigen Aktionen beteiligte. Eine Besonderheit beim Reparatur-Café war in diesem Zusammenhang der „nachhaltige Snack“, den die Schopfheimer Foodbloggerin Jutta Hofmann zusammen mit wertvollen Hinweisen fürs Nachmachen zu Hause kredenzte: Grundprinzipien der nachhaltigen Küche wie kurze Transportwege, Bioprodukte und Genüsse der Saison, wenig Verpackung und energieschonende Zubereitung materialisierten sich hier zum Beispiel in Mangold-Quiche und Schwarzkirsch-Muffins.

Als originelles Topping und schmackhafte Resteverwertung gab′es auf den Grünkernaufstich die in Essig eingelegten Radieschen obenauf. Das gute Gewissen war da ebenso inklusive wie der gute Geschmack .

Weitere Informationen: Nächste Termine Repair-Café: 22. September und 10. November, jeweils von 10 bis 13 Uhr in der Friedrich-Ebert Schule.

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