gscheita wern
hoam kema
Rucksack
auslaarn
Stoa uschau
ohne Angst
Karin Anfelder kam 1961 in Schlettau im Erzgebirge auf die Welt. Sie arbeitet als Lehrerin (Deutsch, Mathematik, Sport) an der „Jenaplanschule Markersbach“ und lebt mit ihrer Familie in Oberwiesenthal. Für ihr lyrisches Schaffen in der erzgebirgischen Mundart erhielt sie 2011 einen Sonderpreis beim Wettbewerb „Kammweg“. Von ihr stammt der Bild-Gedichtband „Bargkristallspitzen“.
schie
renne meine baa fort
deine wurzeln halten diech
dreh miech immering, such mei flackl
wurzeln möcht iech net hobn
su verwurzelt sei wie du
schie
Jeannot Weißenberger, die eine Hälfte des alemannischen Liedermacherduos „D’Knaschtbrüder“, wurde 1951 in Lörrach-Stetten geboren und wuchs, wie sein 22 Jahre jüngerer Bruder und Duopartner Christian, in Wieslet, Kleines Wiesental, auf. Beide arbeiten als selbstständige Grafiker in ihrem „Chäfi“ im früheren Schopfheimer Gefängnis. Ihre „selbergschtrickti“ Musik geht unter die Haut und ans Herz. Man kennt sie von zahlreichen Auftritten her und durch ihre CDs „Doppelherz“, „Chäfi Musigg“ und „Hart an de Gränze“.
Doddeliwädder
I bi gescht morge verwacht, do het scho d’Sunne glacht
und de Himmel war so gruusig blau.
Und d’Vögel hänn g’sunge, un d’Hummle die brumme
und do hör i au scho mi Frau.
„Stand jetz uf Gopfridstutz, i mach jetzt Früehligsputz,
du gohsch am beschte usem Huus!“
I wär gern no anegläge, doch scho ́bini uf de Stäge,
und renn unte zue de Tüüre us.
Dusse krieg i fascht e Schlag, denn was ich jo gar nit mag,
isch e Wetter über fuffzäh Grad.
Uffem Buckel wirds heiß, uf de Stirn do stoht de Schweiß
das git wieder e harte Tag.
I will in d’Stadt go Kaffi trinke, doch do fangst mir scho a stinke,
in de Gartebeiz do gits kei Platz.
Do hocke Lütt, oh je, die hesch im Winter niene gseh
und d’Goofe mache Rabbatz.
S’isch wieder do –
S’isch wieder Doddeliwädder und alli sin duss,
Sunneschiin isch halt e Hochgenuß.
Sie hocke im Garte am Campingtisch –
weil Doddeliwädder isch
Wolfgang Müller kam 1950 im nordbadischen Söllingen im Pfinztal zur Welt und ist dort „ziemlich wild aufgewachsen“. Abitur und Studium absolvierte er in seinem südfränkischen Dialekt „Sellingerdeitsch“. Er ist Lehrer für Kinder mit besonderem Förderbedarf und arbeitet ebenso in der Erwachsenenbildung und Lehrerfortbildung. Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, unter anderem den ersten Preis beim Mundartwettbewerb des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Bekannt ist er durch zahlreiche Auftritte und wegen seiner humorvollen „badischen Gutselen“ im SüdwestRundfunk. Ermuntert zu seiner Arbeit im Dialekt hat ihn seine hier in der Region bekannte Patentante, die Mundartdichterin Ida Preusch-Müller aus Kandern.
De Ofe isch aus
Aigentlich schad,
wenn ma sei Chance net nitzt,
weil ma zu lang druff waad,
dass en annere schiert.
S’isch schnell bassiert,
dass ma – obwohl ma d’Kälte scho spiert –
de letschte Funke Hoffnung verschwitzt,
un dann um de kalte Ofe rumsitzt
un friert.
Edgar Zeidler wurde 1953 in Colmar im Oberelsass geboren. Er arbeitet als Studienrat für Deutsch in Altkirch und als Dozent für Elsässerdeutsch an der „Université de Haute Alsace“ in Mulhouse/Mülhausen. Mehrere, jeweils dreisprachige Gedichtbände liegen von ihm vor, zum Beispiel „Les Fleurs d’un rêve – Tràuimbliameler – Traumblüten“. Er hat viele Auszeichnungen erhalten, unter anderem den FriehjohrsSchwälmemePriss, 2007 und die Bretzel d’or / Goldene Brezel, vergeben vom Institut der volkstümlichen Künste und Traditionen des Elsass, Ecomusée Ungersheim, 2009. Er engagiert sich als - Präsident von AGATE, „Académie pour une Graphie Alsacienne Transfrontalière“, für eine einheitliche Orthograhie des Elsässischen, um die Lesbarkeit zu erhöhen.
Weltkültür
Auge klewe àm Glotzkàschte,
wie Schmeißmùcke.
E Hànd fingert àm Sackpiipser,
Stìmme zùcke.
D’ Hirnzelle duen üsràschte,
s Hìrn fàngt Mùcke.
E Mül verdrùckt s Wort ìm Mixer,
fer’s verschlùcke.
Ohre süge Kràchmüsik ùf,
s Trommelfell plàtzt.
Fìnger hämmere ùfs PC-Brett,
Internet kràcht.
Die Gedànke komme àn d’ Kett,
de Geischt verpàckt,
d’ Weltkültür hängt sich àm Màscht ùf,
de Deifel làcht.
Markus Manfred Jung, geboren 1954 in Zell im Wiesental, aufgewachsen in Lörrach, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg/Breisgau und Oslo/Norwegen. Er schreibt Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Hörspiele in Hochdeutsch und alemannischer Mundart. Jungs Mund-Art Lyrik wurde inzwischen mit zahlreichen, auch internationalen Preisen bedacht, so in Italien und Rumänien. Seine Gedichte sind in mehrere Sprachen übersetzt. Er ist Gymnasiallehrer in Schopfheim und Schriftsteller und lebt mit der Malerin Bettina Bohn in Hohenegg, Kleines Wiesental. Die letzten Veröffentlichungen sind „verfranslet diini flügel“, Gedichte, und „gopaloni“, Geschichten. Er begründete 1989 mit Thomas Burth die „Internationale Schopheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“.
oschtersunntig
s flöcklet
e bizzi durenand
de winter wind un
d sunne
tanz
blüete
schnee
mitnand
Volker Habermaier, Studiendirektor am Schopfheimer Theodor-Heuss-Gymnasium, ist Moderator der Mund-Art-Veranstaltungen. Der aus dem Schwabenland stammende Germanist und Historiker publiziert wissenschaftliche Aufsätze zu literarischen, historischen und musikalischen Themen. Zudem ist er Schulbuchautor und Verfasser fachdidaktischer Arbeiten, auch zur Mundartliteratur. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Kürnberg.
Nach dem großen Jubiläum im vergangenen Jahr findet die 26. internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt vom 11. bis 13. April wieder im gewohnten Rahmen statt.
Die erste öffentliche Lesung ist schon traditionell am Freitag, 11. April, um 20 Uhr im Stapflehus in Altweil. Nach der Werkstattarbeit in der Stadtbibliothek Schopfheim am Samstag, 12. April, zum Thema „Grenzenlos – Mundartdichtung zwischen Ein- und Ausgrenzung“ und dem Empfang beim Bürgermeister ist um 20 Uhr der Auftritt in St. Agathe in Fahrnau. Zum dritten Mal treten die Autorinnen und Autoren am Sonntag, 13. April, um 11 Uhr in der Bibliothek der „Allgemeinen Lesegesellschaft Basel“ direkt neben dem Münster auf.