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Schopfheim Uehlin-Haus: Zum Schützen zu wenig

Markgräfler Tagblatt

Gutachten: Nur 43 Prozent erhaltenswerte Bausubstanz / Fachmann empfiehlt Abriss und Neubau

Es bröckelt: Das alte Uehlin-Haus an der Ecke Haupt- und Scheffelstraße gerät ins Wanken. Obschon es unter Denkmalschutz steht, schwebt über ihm die Abrissbirne. Der Grund: zu wenig „schützenswerte Bausubstanz“.

Von Werner Müller

Schopfheim . Zu diesem Ergebnis jedenfalls kommt ein so genanntes Wirtschaftlichkeitsgutachten, das die Stadt auf Drängen des Denkmalamtes in Auftrag gegeben hat und das nach Angaben von Bürgermeister Christof Nitz seit ein paar Tagen im Rathaus liegt.

Das Fazit des beauftragten Architekturbüros sei eindeutig, so das Stadtoberhaupt, das am Montag bereits den Gemeinderat informiert hat. Der Anteil der „schützenswerten Bausubstanz“ betrage lediglich 43 Prozent, also weniger als die Hälfte, so Nitz. Damit sei ein Erhalt und eine Sanierung unter denkmalschützerischen Vorgaben wirtschaftlich „nicht zumutbar“.

Das Denkmalamt vertrat bisher die Auffassung, dass nicht nur der Gewölbekeller unter Schutz steht, sondern auch das Uehlin-Eckhaus insgesamt als „historisches Kulturdenkmal“ einzustufen sei, weil hier Georg Uehlin vor mehr als 150 Jahren das „Markgräfler Tagblatt“ aus der Taufe gehoben hat.

Bei einem Ortstermin nach dem Brand der beiden Gebäude hatte die zuständige Vertreterin des Landesdenkmalamtes im August zudem betont, das Feuer habe keine Schäden angerichtet, die nicht zu sanieren seien. Falls die Stadt das Haus dennoch abreißen wolle, müsse sie ein Schadens- und Wirtschaftlichkeitsgutachten vorlegen (wir berichteten).

Zu diesem Zweck hat nun der Gutachter im Auftrag der Stadt das Haus vom Keller bis zum Dach akribisch unter die Lupe genommen – inklusive Trennwänden, Blechverkleidungen, Fenstern, Türen, Treppen, Decken und Fassaden. Beim Dach beziffert der Fachmann nach den Worten des Bürgermeisters die schützenswerte Bausubstanz auf zehn bis 20 Prozent, bei den Holzbalken auf null Prozent, bei den Außenwänden mit Bruchsteinen auf 95, bei den Kastenfenstern auf 80 Prozent – bei diesen seien allerdings „energetische Maßnahmen“ vonnöten.

Beim „rückwärtigen Anbau“ sieht der Gutachter „null Prozent“ erhaltenswerte Substanz, ebenso bei der Kellerdecke, wohingegen der Quotient bei den Innentüren 95, bei den Kellerwänden 50 und bei den Innenwänden 40 Prozent beträgt.

Nicht gut schneidet auch der denkmalgeschützte Gewölbekeller ab. Dieser sei „stark durchfeuchtet“, urteilt der Gutachter. Die Mauern weisen nach seinen Feststellungen zudem „Druckfestigkeitsverluste“ auf, der Mörtel verliere durch „Dauerfeuchte“ seine Festigkeit. Und den Kellervorraum stütze ein

Gewölbekeller „stark durchfeuchtet“

nachträglich eingezogenes Stahlgerüst, insofern bestehe hier „kein historischer Erhaltungswert“.

Der Gutachter kommt nach Angaben des Bürgermeisters denn auch zum Schluss, es sei sinnvoll, an Stelle der alten Gebäude einen Neubau zu errichten, der in der Höhe der Umgebung angepasst sei (also ein Stockwerk höher ist als der Bestand). Ein Neubau werte „die städtebauliche Substanz auf“ und trage insgesamt zur „Attraktivitätssteigerung des Rathausplatzes bei“, zitiert Christof Nitz aus der Expertise.

Mit diesem gutachterlichen Pfund in der Hand ergibt sich für das Stadtoberhaupt in Sachen Uehlin-Häuser denn auch nur eine Konsequenz: Abriss und Neubau. Der Architekt bereite bereits den erforderlichen Abbruchantrag vor, so Nitz. Die Stadt werde diesen einreichen, sobald der zuständige Bauausschuss in seiner nächsten Sitzung im Januar darüber abgestimmt habe.

Dann sei es Sache des Landratsamtes, im Benehmen mit dem Denkmalamt, dem das Gutachten mittlerweile ebenfalls vorliege, darüber zu entscheiden. „Das dürfte jetzt aber klar sein“, so der Bürgermeister mit Blick auf das eindeutige Ergebnis des Gutachtens und dessen Schlussfolgerungen. Zumal der Verfasser der Expertise einer aus dem Kreis derjenigen sei, die das Landesdenkmalamt seinerzeit der Stadt für diese Aufgabe ausdrücklich vorgeschlagen habe. Falls die Behörden dem Abbruch des Eckgebäudes zustimmen – für das nicht denkmalgeschützte Nebengebäude liegt die Genehmigung schon auf dem Rathaustisch –, möchte der Bürgermeister dem Gemeinderat vorschlagen, beide Häuser erneut zum Verkauf auszuschreiben.

Mit einem Interessenten, der die beiden alten Gebäude erwerben und erhalten wollte, habe es zwar einmal ein Gespräch gegeben, so Christof Nitz. Seither habe dieser aber nichts mehr von sich hören lassen.

Nitz hält es für denkbar, bei einem Neubau etwaige Anregungen des Denkmalamts in Bezug auf die heimatgeschichtliche Würdigung von Georg Uehlin aufzunehmen, indem man beispielsweise die historische Fassade der alten Häuser nachbildet oder mit einer Gedenktafel am Neubau an den Zeitungspionier erinnert.

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