Schopfheim Üppige Farben versus lebendiger Strich

Jürgen Scharf
Schöne Durchblicke bietet die Doppelausstellung von Ulrike Seyboth und Ingo Fröhlich mit Malerei und Zeichnung im Kunstverein Schopfheim. Foto: Jürgen Scharf

Ausstellung: Berliner Künstler Ulrike Seyboth und Ingo Fröhlich im Kunstverein Schopfheim.

Schopfheim - Die Ausstellung der beiden Berliner Künstler Ulrike Seyboth und Ingo Fröhlich im Kunstverein Schopfheim ist schön im Dialog gehängt. Immer wieder sieht man Durchblicke auf die abstrakten Farborgien von Seyboth oder auf die strengen Linienkonstrukte des Zeichners Fröhlich. Jeder hat zwar in der Kulturfabrik eine intime Ecke für sich, aber diese Blicke sind in dieser Doppelschau doch sehr wichtig.

Man läuft auf die Stirnwand zu, die Fröhlich vor Ort mit einer wandfüllenden Monumentalzeichnung versehen hat. Der Künstler begreift das Wandzeichnen als bildhauerischen Prozess. Fröhlich kommt von der Bildhauerei her und hat sich hier mit seinem Hauptwerk in den Raum verlegt. Das relativ spontane Thema gibt ihm Gelegenheit, die Möglichkeiten von Zeichnung auszuloten. Man folgt dem Gestus der Hand.

Der Graphit klebt sichtbar auf der Wand. In dem Motiv von dschungelartigen Blättern nähert sich Fröhlich dem häufig floralen Bildinhalt von Ulrike Seyboth an. Sie steht für das Abenteuer Malerei. Und was da vor allem auf Reisen entsteht, sieht man in ihren Bildern. Es sind Natureindrücke vom Makro- und Mikrokosmos. Wichtig ist der Einfluss von Licht und Natur, die Inspiration kommt aus dem Leben und der Natur. Das haben übrigens beide gemeinsam, nur bei ihr geht die Farbe mehr ins Opulente, Bunte, Expressive. Ihre Bilder haben eine gewisse Luftigkeit und Leichtigkeit.

Es ist eine interessante Gegenüberstellung von Malerei und Zeichnung unter dem fast schon philosophischen Titel „Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment“. Jeder der beiden hat seine Sujets, die in Dialog treten: Hier das üppige florale Panorama von Seyboth, die sichtlich den amerikanischen Expressionismus liebt, gern einmal in den weißen Bildgrund geht, um Fülle und Leere auszutesten, und bei der auch die Collage ein großes Thema ist. Dort die Lebendigkeit des gezogenen Strichs bei Fröhlich wie in der Serie „Streugut“. Auch in „Blattgewächsig“ und „Gewirk“ tauchen bei ihm diese Bündelungen und Verflechtungen von dichten Strichen auf. Jeder Moment ist ganz eigen und assoziativ.

Die Ausstellung ist locker gehängt, man merkt, dass die Künstler sich kuratorisch in einem Berliner Kunst- und Projekthaus beteiligen und dort Fremdausstellungen gestalten. Seyboth und Fröhlich sind ein Künstlerpaar, haben eine klassische Ausbildung mit Aktzeichnen und Aktmodellieren, aber im Künstlerleben doch zu einer abstrakten Form gefunden.

Wenn man beeindruckt vom Farbrausch ins „Ionische Meer“ hineingezogen wurde und schließlich vor der großen Wandzeichnung steht, fällt auf, dass diese „Hommage an Luc Simon“ heißt. Über die Beziehung zu diesem französischen Künstler, von dem hier vor einigen Jahren Arbeiten zu sehen waren, kam das Künstlerduo hierher und steht nun, wie beide im Untertitel versprechen, „Im Dialog mit Schopfheim“.   Bis 5. Juni, Mi, Sa, So 14-17 Uhr

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