Die Band hatte über die vier Jahrzehnte zahlreiche verschiedene Mitglieder. Der einzige, der immer konstant dabei war, bin ich, und mit dem hatte – und habe – ich es schon schwer genug. Ansonsten war eben viel Bewegung.
Mit unserem Saxofonisten, der von Anfang an dabei war und nach einer mehrjährigen Pause schon wieder um die 30 Jahre dabei ist, verbindet mich eine langjährige Freundschaft. Was die anderen betrifft: Wenn eine Band einigermaßen gut funktioniert, hat man immer viele gemeinsame Erlebnisse, die einen verbinden.
Frage: Je älter man wird, desto mehr neigt man dazu, die „guten alten Zeiten“ zu glorifizieren. Wie empfinden Sie die Entwicklung, gerade der regionalen Auftrittsmöglichkeiten, der Situation für Bands, die Aufgeschlossenheit des Publikums…?
Ich habe noch nie dazu tendiert, die 60er und 70er zu verherrlichen – im Gegenteil. Wir wurden von Nazis erzogen, und vieles war nicht so romantisch wie es heute verklärt wird. Die Hippiezeit brachte da einen Schub in die andere, liberalere Richtung, der aber nicht von Dauer war, wie man heute überdeutlich sieht. Die Verdienstmöglichkeiten waren allerdings nicht nur in der Musik deutlich besser, bevor sich der neoliberale Tross durchsetzte.
Unser Publikum ist großenteils mit uns gealtert, was natürlich auch entsprechend weniger heftige Reaktionen als früher zur Folge hat. Heute wird eher bedächtig genossen und mitgewippt, obwohl wir selbst eigentlich zum Glück noch nicht behäbig spielen. Die lokale Lage ist nicht anders als überall.
Frage: An welche(n) Höhepunkt(e) denken Sie spontan beim Rückblick auf vier Jahrzehnte Bandgeschichte?
An ein schönes großes Festival in Südfrankreich, wo wir mit Nino Ferrer und anderen Musikern, die damals sehr bekannt waren, spielten, an Konzerte in Kroatien, natürlich an die unvergessene Session mit den Jahrhundertlegenden Buddy Guy und Junior Wells. Drollig auch, dass Leute wie Klaus Lage und Trio Vorband für uns waren an verschiedenen Festivals Anfang der 80er Jahre. Das hat sich leider blitzschnell ins Gegenteil verkehrt.
Ansonsten haben wir mit sehr vielen bekannten Bands zusammen schöne Festivals erlebt.
Frage: Wie sind die Zukunftsperspektiven für Euch?
Siehe oben. Die Lage für die Clubszene ist verheerend, und ich bin froh, nicht mehr auf die Einnahmen der Livekonzerte angewiesen zu sein. Ich kann mich nach 45 Berufsjahren wie viele andere Musiker mit einer fetten Rente von 650 Euro zurücklehnen….
Konzerte: Freitag, 23.7. und Samstag, 24. Juli, in Rheinfelden-Herten Earl-H.-Wood-Straße 6 Lange & Co. AG, Einlass: 18.30 Uhr, Beginn: 20 Uhr; Vorverkauf: Lange & Co.AG, info@lange24.net oder Tel. 07623/ 9653600 oder unter info@harydeville.de; ansonsten auch Abendkasse