Schopfheim Verlegung der Stolpersteine rückt näher

Gudrun Gehr
Drei Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Auerbach sind in Schopfheim bereits verlegt. Foto: MT-Archiv /MT-Archiv

Weit fortgeschritten sind die Planungen der Initiative Stolpersteine Wiesental für die Verlegung dreier weiterer Stolpersteine und einer Stolperschwelle zum Gedenken an NS-Opfer. Bereits im Mai beginnt ein umfangreiches kulturelles Rahmenprogramm.

Bei der jüngsten Planungsrunde stand die im Rahmen des Kulturprogramms geplante Wanderausstellung und die Finanzierung der Verlegung der Stolpersteine im Mittelpunkt. Franz Brandl berichtete von den Vorbereitungen eines Flyers und dreier Banner. Auf dem ersten wird das europäische Stolperstein-Projekt „Gegen das Vergessen“ dargestellt, das zweite Banner beschäftigt sich mit der Initiative Stolpersteine Wiesental, das dritte Banner stellt unter anderem die Verlegung der Stolpersteine in der Kernstadt Schopfheim dar.

Kulturelles Rahmenprogramm

Rund um die Verlegung der Stolpersteine in Schopfheim ist ein kulturelles Rahmenprogramm mit 15 Veranstaltungen geplant. Es startet am 3. Mai um 19 Uhr in der VHS Schopfheim Kulturfabrik mit dem Filmabend „Stolpersteine – Tabu psychische Erkrankung heute“. Die Theateraufführung „Sophie und ich“ der deutschen Kammerschauspiele bildet am 7. November den Abschluss.

Eine Wanderausstellung wird im Laufe des Jahres an mehreren Orten in Schopfheim zu sehen sein. Sie beginnt am 8. Mai im Theodor-Heuss-Gymnasium; weitere Ausstellungsorte sind die Friedrich-Ebert-Schule, die Volksbank, die Sparkasse, die VHS sowie die die evangelische und katholische Kirche Schopfheim.

Führungen, VorträgeKonzerte, Gottesdienste

Die pensionierte Stadtarchivarin Ulla Schmid bietet Stadtführungen zu den Themen „Juden in Schopfheim“ (27. Mai) und „Denkmäler in Schopfheim“ (10. Juni) an. In der evangelischen Kirche Eichen präsentiert sich ein Musikabend verschiedener namhafter Musiker und Musikerinnen mit dem Titel „Werft Eure Herzen über alle Grenzen“ mit Liedern und Texten von jüdischen Dichtern und Komponisten. Am 20. Juni präsentiert sich in der Alten Kirche St. Michael ebenfalls eine Wanderausstellung der Gedenkstätte Grafeneck mit Beiträgen zu den Krankenmorden im Jahr 1940.

Am 27. Juni ist ein ökumenischer Gottesdienst vorgesehen. Historisch Interessierte erwartet am 7. Juli im Museumskeller ein Abend mit Vortrag, Lesung und Diskussion über die (Auto)-Biografie der jüdischen Zeitzeugin Margot Friedländer. Am 11. Juli präsentiert sich im katholischen Gemeindehaus die Welt der jüdischen Märchen mit der Referentin und Künstlerin Veronika Drop.

Verlegung der Stolpersteine im August

Am 28. August werden in der Kernstadt die Stolpersteine für die ermordeten Herbert und Meta Mayer (Hauptstraße 49) und Katharina Waldi (Hauptstraße 14) verlegt. Beim Verwalterhaus des Markus-Pflüger-Heims wird eine Stolperschwelle für die Deportierten der Kreispflegeanstalt verlegt. Schüler des THG haben dazu einen Film gedreht.

Ein weiteres Schicksal aus Zell im Wiesental

Mit seinem im Dezember des Vorjahres erschienenen Buch „Ein schwarzes Loch in brauner Zeit – Nationalsozialismus in Zell im Wiesental“ hat Uli Merkle großes Interesse in Zell und darüber hinaus auch bei geschichtlich Interessierten in ganz Deutschland ausgelöst. Als Gast der Stolperstein-Initiative berichtete er davon, was er in umfangreichen Recherchen über Lili Meyer aus Zell herausgefunden hatte, deren Eltern in jüdischem Glauben geboren waren und vor der Geburt ihrer Tochter evangelisch konvertierten. Die evangelisch geborene Sprach- und Religionslehrerin Lili Meyer war 1937 zunächst arbeitslos, weil die Nazis die Schule schlossen. Sie hielt sich mit Nachhilfeunterricht und Näharbeiten über Wasser. Nachdem die Gestapo sie abgeholt hatte, wurde sie im Oktober 1940 über Freiburg in das Internierungslager Gurs deportiert. Ihr Hab und Gut wurde versteigert. Dort war sie zwei Jahre und wurde durch eine französische evangelische Organisation gerettet. In einem Dorf im französischen Zentralmassiv lebte sie bis 1944, anschließend wohnte sie in Basel. Sie kam besitzlos zurück nach Zell. Hier musste sie ein Entnazifizierungs-Verfahren über sich ergehen lassen, weil ihr der Anspruch auf ihre Rente fehlte. Man hielt ihr vor, sie habe zwei Jahre unerlaubt im Ausland gelebt. Sie erhielt eine geringfügige Rente und verstarb später in einem Pflegeheim in Basel „Auch hier muss man etwas zum Gedenken machen“, zeigte Merkle sich im Angesicht von Lily Meyers Schicksal überzeugt. Zells Bürgermeister Peter Palme habe ihm seine Unterstützung bereits zugesichert.

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