Schopfheim Vier Gänge auf vier Rädern

Werner Müller

Gastronomie: „Mühle“ in Gersbach hat für Wohnmobilisten ein spezielles Angebot auf der Karte

Schopfheim-Gersbach - Corona ein Schnippchen schlagen: Vor allem für Gastronomen heißt das Gebot der Stunde, möglichst unbeschadet die Suppe auszulöffeln, die ihnen die Pandemie eingebrockt hat. Martin Buchleither hat dafür ein ganz originelles Rezept.

Der Patron der „Mühle“ in Gersbach ist von Haus aus eh ein kreativer Kopf. Er überrascht seine Gäste schon mal mit „frechen Nudeln“ oder dem „kleinsten Menü der Welt“ und kochte einst sogar für die Passagiere der Lufthansa eine flugtaugliche Kabinenmahlzeit.

Wen wundert es da, dass es Buchleither auch in Zeiten des zweiten Lockdowns nicht bei der Standardvariante „Essen to go“ belässt, sondern Feinschmeckern, die derzeit auf einen stilvollen Restaurantbesuch verzichten müssen, eine gut abgeschmeckte Spezialvariante desselben auftischt – Speisen im eigenen Wohnmobil auf dem Parkplatz bei der „Mühle“.

Der Anstoß zu diesem „Essen auf vier Rädern“ kam Buchleither beim Austausch mit seinen Gästen, die ebenso wie er selbst unter der Corona-bedingten Schließung der Gaststuben leiden. „Es hat sich gezeigt, das wir zusammen mit den Gästen immer die besten Ideen haben“, freut sich der „Mühle“-Chef.

Und so geht’s: Wer fein speisen will, meldet sich an, kurvt mit seinem motorisierten Heim ins Golddorf hinauf und checkt auf dem Areal am Mühlenbächle ein. „Platz ist vor unserem Haus ja genug“, so Buchleither. Als besonderen Service liefern die Gastgeber den Gästen bei Bedarf sogar den Strom fürs Womo frei Haus.

Dessen Insassen können dann bequem vom Fahrer- und Beifahrersitz aus bestellen, wonach es sie gelüstet - vier Gänge zum Dinner beispielsweise, und am nächsten Tag ein Frühstück. Denn sie dürfen auch übernachten – im eigenen Bett im Mobilhome allerdings.

Eine fixe Speisekarte gibt es nicht. „Wir halten es bewusst offen, die Gäste sollen die Wahl haben, je nach Gusto“, so Buchleither. Die Küche gibt denn auch her, was der Gaumen begehrt, von der Suppe bis zum mehrgängigen Menü, warm oder kalt. „Flexibilität ist schließlich unsere Stärke“, schmunzelt Buchleither.

Und dann verwandeln sich die Sitzecken in den Wohnmobilen in ein kleines Restaurant samt Service. Das „Mühle“-Team bringt Speisen und Getränke unter Beachtung der Corona-Vorschriften auf kurzem Weg und schön verpackt bis an die Tür und wünscht den Gästen in ihrem fahrbaren Stübchen guten Appetit. Die können es sich drinnen so gemütlich machen, wie es ihnen gefällt – mit oder ohne Kerzen auf dem Tischchen zwischen den Sitzbänken.

Ein neues Geschäftsmodell will Martin Buchleither aus dieser Idee zwar nicht machen. Aber als spontane Übergangslösung für die Mühle-Familie und ihre Gäste taugt sie allemal.

Denn das Konzept kommt an. Am vergangenen Wochenende tankten die Insassen von zwei Wohnmobilen aus Schopfheim am Mühlenbächle ein bisschen Lebensfreude. „Das Wetter war zwar nicht so toll, dafür aber Zander, Gans und Mousse“, scherzt Martin Buchleither.

Eigentlich wollte auch noch eine Familie aus Darmstadt mit ihrem alten VW Bulli auf einen Happen vorbeikommen. Sie verzichtete aufgrund der winterlichen Wetterprognosen aber doch auf den kulinarischen Trip ins Bergdorf, will ihn baldmöglichst indes nachholen.

Das freut die „Mühle“- Gastgeber umso mehr, als sie von der versprochenen Soforthilfe des Staates für die Gastronomie bislang noch keinen Euro gesehen hat, wie Martin Buchleither berichtet. Er rechnet denn auch frühestens im Januar mit einem Zuschuss. Das und die guten Erfahrungen mit dem Essen-to-go-Service sowie die Resonanz auf die Wohnmobil-Idee sind für ihn und sein Team denn auch Grund genug, „positiv nach vorne zu blicken“.

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