Schopfheim Von der Baustelle in die Kirche

Jürgen Scharf
Von der alten Färberei in die Matthäuskirche wechselte das Ensemble Vielsaitig beim Konzert der Musikschule Mittleres Wiesental. Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Musikschul-Ensemble „Vielsaitig“ wechselt von der Alten Färberei in die Matthäuskirche

Von der Baustelle in die Kirche: Für das Konzert mit dem Streichquartett Vielsaitig wechselte die Musikschule Mittleres Wiesental aus räumlichen Gründen die Lokalität.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim . Zu kalt, zu staubig, keine schöne Atmosphäre. Noch rechtzeitig vor dem Konzertbeginn am Sonntag zog das Ensemble Vielsaitig die Reißleine und zog kurzfristig von der Alten Färberei in die Matthäuskirche nach Fahrnau um.

Natürlich wären die Baumaschinen und Materialien bewusst so im Raum geblieben bei diesem als „Baustellenkonzert“ vorgesehenen Ereignis, aber zum Spielen mit Streichinstrumenten braucht es doch eine gewisse Temperatur. Und so entschied man sich für die Ausweichlösung.

Auf dem Programm standen zwei Großwerke der Quartettliteratur von Dvorák und Ravel. Zu Ravels Streichquartett, so erklärte Ensemblemitglied Ursula Müller in ihrer Einführung, habe sie ein persönliches Verhältnis. „Diese Mischung aus Klangfarben, spannenden Motiven und musikalischen Bögen“ hat sie schon in jungen Jahren ergriffen und berührt. Dass sich die Bratscherin, die an der Musikschule Mittleres Wiesental unterrichtet, heute noch gern in diese Welt hineinziehen lässt, hat sie dem Publikum in ihrer Werkbeschreibung erläutert.

Viele Probenstunden, gedankliche Arbeit und Energie hätten sie und die erste Geigerin Eleonore Indlekofer, die zweite Geigerin Patricia Scrocco und die Cellistin Anita Gwerder in dieses Stück investiert, um es „von innen heraus kennen zu lernen“.

Und genau das war es, was man hören konnte. Das Ensemble spielt den Ravel ganz aus der Musik heraus, aus den Klangfarben, den Harmonien, schlank und durchhörbar in der Tongebung. Schön war, dass Ursula Müller die Spieltechnik und die Klangfarben bestimmter Stellen in der Partitur mit Klangbeispielen vorführte: Bogentechniken wie Tremolo, Legato, Arpeggien, Portamento und Spieltechniken wie Pizzicato.

So eine Musikvermittlung ist ein guter Einstieg in ein so stimmungsvolles impressionistisches Werk wie dieses einzige Streichquartett des jungen Ravel, um das Publikum mitzunehmen. Zuvor war das populäre „Amerikanische Quartett“ von Dvorák auf dem Programm. Und natürlich fühlte man sich bei Dvorák in der Kirche, die sich mit ihrer guten, direkten Akustik und dem wie ein Podium erhöhten Altarbereich als Kammermusikraum eignet, wohler als in einer Baustellen-Umgebung.

Auch bei Dvorák gelingt es den vier Damen von „Vielsaitig“, die in der Region als Geigenlehrerinnen, in Ad-hoc-Orchestern oder freischaffende Musikerinnen aktiv sind, weitab von Routine diese lebendige Musik mit Wärme zu formen.

Musik mit Wärme

Fraglos war die Komposition des Franzosen Ravel nicht so eingängig wie die des Tschechen, dafür anspruchsvoller. Aber insgesamt war es ein gerundetes Programm mit besonderen Werken, die musikalisches Interesse hervorrufen.

Durch die Verlegung in die Kirche konnte man nicht den kleinen geplanten Veranstaltungsraum in der Alten Färberei kennenlernen, der nach Beendigung der Bauarbeiten von verschiedenen Mietern Konzerte, Tanz und Yogakurse genutzt werden soll. Musikalisch wird er dann hauptsächlich von der Musikschule bespielt, aber nicht im derzeitigen Rohzustand.

Wie Musikschulleiter Ingo Ganter sagte, will man die Idee der Baustellenkonzerte im späteren Frühling und Sommer noch mal aufgreifen.

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