Über Weihnachten als das „Fest der Inkarnation Gottes“ sprach der katholische Pfarrer Michael Latzel an Heiligabend in Schopfheim und Hausen. Gott habe seine Fleischwerdung nicht in den Schaltzentralen der Macht, nicht in einem prunkvollen Palast und nicht als Superstar begonnen, sondern in einem Stall in der Provinz, als gewöhnliches Neugeborenes, dessen Geburt nicht per Facebook verkündet worden sei, sondern über göttliche Boten.
Gott sei nicht Mensch geworden, um das Leben der Machtvollen zu teilen und nicht das Leben jener, die sich sowieso alles kaufen könnten, und habe sein Reich nicht durch Revolte entstehen lassen, bei der Menschen getötet werden, sondern durch Jesus selbst „Hand“ angelegt, indem er liebe ohne Schutz, verzeihe und versöhne. Pfarrer Latzel wünschte den Gottesdienstbesuchern, „dass wir Gottes Geschenk der Weihnacht für uns selbst erkennen...ohne von uns allzu viel zurückzuhalten“.
„Gott kommt immer neu ins Leben“
Gott habe die oft gedachte und gefühlte Distanz der Menschen zu ihm überwunden, er gebe die Menschen nicht auf, sondern komme immer neu in deren Leben, und diese Liebe könnten die Menschen auch weiterschenken, unterstrich Pfarrer Latzel in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in Höllstein.
„Wir erleben immer mehr eine große Unübersichtlichkeit, es gibt kaum tragende, verbindende Perspektiven“, sagte der katholische Pfarrer Arno Zahlauer am ersten Weihnachtstag bei seiner Predigt in St. Bernhard in Schopfheim. Die Menschen dürften aber ihren Blick, ihre Intuition, ihr Gewissen ernst nehmen. „Unser Engagement, unser Einsatz, unser Hinhören und Hinsehen ist unersetzbar.“ Es gehe „schlicht und einfach“ darum, sich selbst ernst zu nehmen.
Auf die Straßenschlachten nach der Jerusalem-Entscheidung von US-Präsident Donald Trump ging der evangelische Pfarrer der Bonhoeffer-Gemeinde, Kai Tilgner, ein. Bethlehem, die Geburtsstadt Jesu, sei alles andere als eine Stadt des Friedens. Doch auch zu Jesu Zeiten sei es nicht beschaulich zugegangen, so Tilgner in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in Langenau.
„Weihnachten birgt ein Risiko fürs Gemüt“
Und es machten nicht nur die politischen Zustände, Krisenherde in der ganzen Welt, auf der Erde zu schaffen, sondern auch die persönlichen Beschwernisse und Lasten, von denen manche zu Weihnachten als besonders schwer empfunden würden; das Weihnachtsfest birge durchaus seine Risiken für das menschliche Gemüt.
Aber sollten die Menschen es deshalb nicht mehr feiern? Viele fänden das Fest verlogen, würden wegfahren oder in die Disko gehen. „Aber ich bin der Meinung, dass ihnen damit etwas entgeht“, sagte Kai Tilgner. Es entgehe ihnen ein Licht als Zeichen der Hoffnung gegen alle Dunkelheit dieser Welt, gegen Terror und Gewalt. Das Licht als Symbol des Friedens überstrahle alle finsteren Mächte, und es habe einen Namen: Jesus Christus.