^ Schopfheim: „Zeitplan leider nicht bekannt“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim „Zeitplan leider nicht bekannt“

Anja Bertsch
Über Jahrzehnte hinweg säumten Birken das „Kohlegässle“. Vor zwei Wochen wurden sämtliche Bäume abgesägt. Foto: Anja Bertsch

Vor einigen Tagen wurden die Birken entlang des namensgebenden Wegleins komplett abrasiert. Vorboten für die großformatige Überbauung, die diesem innerstädtischen „Filetstück“ ein neues Gesicht geben soll?

Etwa ein Dutzend hochgewachsener Birken gaben dem „Kohlegässle“ – dem Weglein zwischen Wehrer Straße und Kreisel Schwarzwald-/Hebelstraße, am ehemaligen SBG-Parkplatz und hinterm Juz vorbei – zumindest im Sommer etwas Verstecktes.

Zehn Birken gefällt

Das gehört nun der Vergangenheit an: „Die zehn Birken wurden am 1. Februar entfernt“, bestätigt die Stadt auf Nachfrage unserer Zeitung – und erklärt im selben Atemzug, dass die Fällaktion nichts mit den „Bebauungsplänen“ für das Quartier zu tun hat. Grund seien viel mehr Sicherheitsbedenken: Im Herbst 2023 sei dort ein Baum umgestürzt und habe einen Schaden verursacht. Bei der anschließenden Begutachtung sei festgestellt worden, „dass die Bäume aufgrund der Verkehrssicherungspflicht entfernt werden müssen“, lässt die Stadt wissen. Dieser Pflicht sei die Stadt nun nachgekommen. „Das Vorgehen hat nichts mit der Baumaßnahme zu tun.“

Zweigeteiltes Gebiet

Wie aber ist es denn um die großformatigen Pläne für das Areal bestellt, die seit mehreren Jahren existieren, und bei denen Teils die Stadt, teils ein Privatinvestor am Drücker ist? Nichts Genaues weiß man nicht, so lässt sich die Auskunft der Stadt zusammenfassen. Das gilt sowohl mit Blick auf den Teil des Areals in städtischem Besitz (Parkplatz, Juz) wie auch für den privaten Teil zwischen Kohlegässle, Schwarzwald- und Steinhäusler-Straße.

Aktuell ist das städtische Gelände rund um den ehemaligen SBG-Parkplatz ein weitläufiger öffentlicher Parkplatz – ein Daseinszweck, der dem Standort in bester Innenstadtlage kaum angemessen ist.

Medizinisches bevorzugt

Die Stadt will ihre eigenen Grundstücke im Revier „Kohlegässle“ rund um den ehemaligen SBG-Parkplatz verkaufen – gegen einen Festpreis von 1,225 Millionen Euro und ein Nutzungskonzept. So zumindest hat es der Gemeinderat im Dezember 2022 einstimmg beschlossen.

Geht es nach den Vorstellungen der Stadt, soll an diesem bevorzugten Standort in erster Linie Raum für medizinische Versorgungszentren, Arztpraxen, Reha-Einrichtungen und sonstige Anbieter rund um das Thema Gesundheit geschaffen werden. Zugleich sollen auch Wohnformen wie betreutes oder Mehrgenerationen-Wohnen möglich sein. Um den nötigen Freiraum zu schaffen, sollen die dortigen Gebäude – Juz und Garagen –abgerissen werden.

Allerdings: Auch ziemlich genau ein Jahr nach der Ausschreibung liegen für die Grundstücke der Stadt noch keine konkrete Planung oder gar ein Bauantrag vor. „Interessenten gab und gibt es, es werden immer wieder Gespräche geführt. Jedoch wurde bisher kein konkretes Angebot abgegeben“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit – und signalisiert, dass es bei den Konditionen mittlerweile durchaus Spielraum gibt: „Sofern Anbieter mit Angeboten auf die Stadt zukommen, könnte über das Konzept und die Bedingungen mit dem Gremium gesprochen werden.“

Verkauf kein Kinderspiel

Dass der Verkauf der Grundstücke, zumal unter Auflagen, eben kein Kinderspiel ist, stellt die Stadt in einen größeren Kontext: „Die Marktlage ist momentan sehr schwierig für Investoren und Bauträger, was sich auch bei den anderen, zur Veräußerung stehenden Grundstücken und Liegenschaften zeigt.“ Davon hat die Stadt aktuell tatsächlich noch mehr in Petto – die Rathäuser in Enkenstein und Raitbach beispielsweise, oder die ehemalige Hebelschule, die nach vielen Diskussionen und einem Bürgerentscheid ebenfalls verkauft werden soll.

Bauantrag bewilligt

Etwas weiter gediehen und konkreter sind die Pläne für den privaten Teil des Kohlegässlequariers. Dort soll Wohnbebauung entstehen, in Gestaltung und Form eingehegt durch einen Bebauungsplan, den die Stadt 2021 eigens aufgelegt hat, um sich den Einfluss auf die künftige Gestalt dieses zentralen Areal zu bewahren; Anlass für die Erstellung des Bebauungsplans war, dass die Privatgrundstücke vor mittlerweile sechs Jahren den Besitzer wechselten.

Baubeginn nicht bekannt

Eine Weile schien es, als sollten die Änderungen dort rasch Gestalt annehmen: Hallen und das Wohngebäude des ehemaligen Werkhofs einer Baufirma dort wurden abgerissen, das Pflanzendickicht auf dem zugewachsene Grundstück etwas gelichtet. Seither aber hat sich nur auf dem Papier etwas getan: Das Landratsamt hat im August 2022 die Baugenehmigung für einen Teil des Neubebauung – vier Mehrfamilienhäuser und Tiefgarage – erteilt; zuvor hatte der Gemeinderat den Plänen zugestimmt. „Wann dort definitiv Baubeginn ist und wie der Zeitplan aussieht, ist hier leider nicht bekannt“, teilt die Stadt mit.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading